Die Befürchtungen in den Schulen zu Corona-Infektionen nach den Sommerferien sind eingetreten: Eine Woche nach dem Schulstart gab es landesweit bereits 1.454 Infektionen bei Schülern in Rheinland-Pfalz, betroffen sind 601 Schulen – das sind fast 40 Prozent aller Schulen. Die Schulen werden deshalb gerade zu Treibern der Inzidenz: In Mainz lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei Menschen unter 20 Jahren bei satten 276,5 – in Koblenz sogar bei 373 und im Landkreis Ahrweiler sogar bei 498. Solche Inzidenzen gab es im Verlaufe der gesamten Corona-Pandemie noch nie.

Die vierte Corona-Welle rollt, an den Schulen explodieren nach den Sommerferien die Inzidenzen. - Foto: dpa
Die vierte Corona-Welle rollt, an den Schulen explodieren nach den Sommerferien die Inzidenzen. – Foto: dpa

Experten hatten bereits seit Wochen gewarnt: Die hochansteckende Delta-Mutation werde sich im Herbst rasant besonders unter den Personen ausbreiten, die nicht geimpft seien. Das trifft nun insbesondere die Jüngeren: Gerade für die Gruppe der 12- bis 17-Jährigen änderte die Ständige Impfkommission (Stiko) erst Mitte August ihre Einschätzung hin zu einer allgemeinen Impfempfehlung, kurz vor dem Ende der Sommerferien hieß es deshalb aus dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium, die Impfquote bei Kindern liege bei weniger als 15 Prozent Erstimpfungen.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte schon Anfang Juni gewarnt, wenn die Schulen nach den Sommerferien mit Regelunterricht wieder begännen, und die Kinder in großem Maße nicht geimpft seien, „dann werden wir sehr viele Infektionen bei den Kinder sehen“, sagte Lauterbach. Den Anfang der Welle machte dann Nordrhein-Westfalen: Auch hier schnellten nach den Sommerferien bereits die Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen in bereits ungekannte Höhen von 300, 400 und mehr. „Es ist traurig aber wahr: bei den Kindern in NRW verlieren wir gerade komplett die Kontrolle“, warnte Lauterbach denn auch am 27. August auf Facebook – es laufe „eine stille Durchseuchung ab“, die Kinder müssten dringend besser geschützt werden.

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Warnt bereits seit einem Vierteljahr vor Corona-Ausbrüchen in Schulen: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. - Foto: gik
Warnt bereits seit einem Vierteljahr vor Corona-Ausbrüchen in Schulen: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. – Foto: gik

Jetzt, eine Woche nach dem Schulstart in Rheinland-Pfalz, zeichnet sich hier dieselbe Entwicklung ab: Innerhalb der ersten Woche nach den Schulferien wurden nach Angaben der Dienstaufsicht ADD bis einschließlich Freitag, den 3. September, genau 1.454 Schüler und 42 Lehrer landesweit positiv auf das Coronavirus getestet. Insgesamt gibt es in Rheinland-Pfalz in diesem Schuljahr 521.000 Schüler und rund 41.000 Lehrer. Betroffen von den Corona-Ausbrüchen sind nun insgesamt 601 von 1.597 Schulen, das entspricht 37 Prozent. An 25 Schulen befinden sich den Angaben zufolge ganze Klassen in Quarantäne, ansonsten entscheiden die Gesundheitsämter vor Ort, welche Sitznachbarn oder Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt werden.

Welche Schulen genau betroffen sind, teilt die ADD nicht mit, aber auch in der Region Mainz wachsen die Zahlen: Bereits am Montag waren allein in Mainz und im Landkreis 20 Schüler positiv auf das Coronavirus getestet worden. „Was wir schon seit einigen Wochen befürchtet haben, ist nunmehr eingetreten: Die Infektionszahlen sind nach Ende der Sommerferien rapide nach oben geschnellt“, sagte der für das Gesundheitsamt im Kreis Mainz-Bingen zuständige Kreisbeigeordnete Erwin Malkmus – und leider gebe es auch erste Ausbrüche in Schulen und Kindergärten. „Hier wurden offensichtlich Infektionen aus dem Urlaub mit nach Hause und in die Einrichtungen gebracht“, sagte Malkmus weiter.

Fallzahlen Coronavirus in Deutschland am 06. September 2021: Die Karte färbt sich wieder dunkelrot. - Grafik: RKI, Foto: gik
Fallzahlen Coronavirus in Deutschland am 06. September 2021: Die Karte färbt sich wieder dunkelrot. – Grafik: RKI, Foto: gik

Die Neuinfektionen treiben nun auch die Sieben-Tage-Inzidenzen in die Höhe: Landesweit stieg die Inzidenz am Montag erstmals wieder über die 100 und liegt nun bei 103,7. In Mainz meldeten die Ämter am Montag eine Inzidenz von 129. Besonders hoch sind dabei die Werte bei den unter 20-Jährigen: Hier lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag landesweit bei 234, und damit mehr als doppelt so hoch wie der Landesschnitt aller Altersgruppen. Spitzenwerte verzeichnet dabei Koblenz mit einer Inzidenz von 373 der unter 20-Jährigen, aber auch der Landkreis Ahrweiler mit einer Inzidenz von 498 in dieser Altersgruppe. Zum Vergleich: Die Inzidenz bei den über 60-Jährigen liegt derzeit bei 44,1 in Koblenz, bei 45,2 in Ahrweiler und nur bei 24,2 im Landesschnitt.

In Mainz lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag bei Menschen unter 20 Jahren bei satten 276,5, bei den 20- bis 59-Jährigen aber nur bei 115,8, und bei den über 60-Jährigen bei 56. Die Landesregierung will am Dienstag ein neues Corona-Warnsystem vorstellen, dabei wird nun wohl nach Mainz&-Informationen auch Rheinland-Pfalz ein Ampel-Warnsystem einführen. Zudem soll es Neues zu Quarantäneregeln geben, in Rheinland-Pfalz können die Gesundheitsämter bereits in weitgehender Eigenregie über Quarantänemaßnahmen an Schulen entscheiden.  Dabei werden meist nur noch die Sitznachbarn eines infizierten Schülers in Quarantäne geschickt. Die Gesundheitsminister der Länder berieten am Montagabend über neue Regeln, so sollen sich etwa nicht-infizierte Kontaktpersonen nach fünf Tagen freitesten können – bisher gilt eine Quarantäne von 14 Tagen.

Kita in Köln beim Lolli-Test. - Foto: Stadt Köln, Thomas Banneyer
Kita in Köln beim Lolli-Test. – Foto: Stadt Köln, Thomas Banneyer

Seit Montag gelten zudem neue Quarantäneregeln in den Kitas in Rheinland-Pfalz: Danach müssen Kinder mit einer Corona-Infektion weiterhin unverzüglich in Quarantäne, die übrigen Kinder in der gleichen Betreuungsgruppe müssen zwar auch zunächst in Absonderung, können aber unmittelbar mit Hilfe eines negativen PCR-Tests „freigetestet“ werden. „Mit der neuen Verordnung geben wir jetzt eine Handlungsrichtlinie, die ein einheitliches Vorgehen ermöglicht, aber noch genug Raum lässt, um die Bedingungen vor Ort einfließen zu lassen“, sagte Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD). Durch den PCR-Test werde für die Kinder ein frühzeitiger Kita-Besuch wieder möglich.

Bei besonderen Infektionslagen und neuen Virusvarianten lasse die neue Verordnung aber auch zu, strengere Regelungen zu treffen, sagte hoch weiter. Für den schulischen Bereich sollen die Regeln zu Absonderung und Quarantäne am Dienstag beraten und im Kabinett beschlossen werden.

Info& auf Mainz&: Informationen zu den Corona-Regeln in Schulen und Kitas in Rheinland-Pfalz findet Ihr hier beim Land RLP.

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein