Die exponentiell steigenden Zahl von Infizierten mit dem neuen Coronavirus hat nun auch in Deutschland eine Debatte über die Absage von Großveranstaltungen ausgelöst. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) „empfahl“ am Wochenende, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen abzusagen – anordnen kann der Minister das nicht. Damit aber stehen nun auch in Mainz größere Events auf der Kippe: bedroht sind nun der Start ins Mainzer Marktfrühstück am 21. März, die Rheinland-Pfalz-Ausstellung, aber auch die große Frühjahrsmesse am Mainzer Rheinufer. Hilfreich für die Veranstalter wäre eine Anordnung des Landes – doch das verwies am Montag erneut auf die lokalen Behörden vor Ort: Diese und die Gesundheitsämter müssten über Absagen entscheiden. Doch bei Veranstaltern hieß es: Solange es keine Anordnung von oben gibt, werden wir nicht absagen.

Muss der Saisonstart des Mainzer Markfrühstücks wegen der Coronavirus Epidemie abgesagt werden? - Foto: gik
Muss der Saisonstart des Mainzer Markfrühstücks wegen der Coronavirus Epidemie abgesagt werden? – Foto: gik

Spahn rief am Montag angesichts stark steigender Fallzahlen des neuen Coronavirus die Bevölkerung auf, mehr Vorsorge gegen die Ausbreitung des Virus zu treffen. Jeder einzelne müsse nun mithelfen, die Ausbreitung zu verlangsamen, und sich dafür genau überlegen, welche Veranstaltungen und Orte er in den kommenden Wochen und Monaten noch aufsuche, sagte der Minister. Spahn rief zugleich zur Absage von größeren Veranstaltungen auf: „Ich ermuntere die Veranstalter ausdrücklich, Veranstaltungen von mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen“, betonte er, das gelte auch für Fußballspiele.

Noch am Wochenende waren Spiele der Fußball-Bundesliga vor 50.000 Zuschauern und mehr in Stadien ausgetragen worden, während andernorts zahlreiche Veranstaltungen und Messen abgesagt wurden. Nun drohen auch der Fußball-Bundesliga schon am nächsten Wochenende „Geisterspiele“ vor leeren Stadien ohne Zuschauer, bereits das nächste Spiel des Mainzer Bundesligisten Mainz 05 in Köln soll vor leeren Rängen stattfinden. Große Menschenansammlungen seien ein Infektionsbeschleuniger, warnen Experten, es gehe ja auch um die Anreise in Busse und Bahnen, fügte Spahn hinzu.

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Der Fußball-Bundesliga könnten nun Geisterspiele ohne Zuschauer bevorstehen. - Foto: gik
Der Fußball-Bundesliga könnten nun Geisterspiele ohne Zuschauer bevorstehen. – Foto: gik

1000 Personen sei eine Größenordnung, die ein Stück europäischer Standard sei, sagte Spahn zur Begründung weiter: „Für die Bürger ist es verständlicher, wenn wir die Dinge mit einheitlicher Größenordnung angehen“. Im Prinzip sei für eine Absage entscheidend, wie nahe man sich auf einer Veranstaltung kommt. Bisher seien die Absagen aber „zu zaghaft“, rügte Spahn ausdrücklich, er wolle deshalb „allen den Rücken stärken, die diese Entscheidung treffen müssen.“ Die Länder Bayern und Nordrhein-Westfalen hätten bereits angekündigt, dieser Empfehlung auch folgen zu wollen.

Tatsächlich kann der Bundesminister eine Absage nicht wie in anderen Ländern – etwa Frankreich – einfach anordnen, zuständig dafür sind die einzelnen Bundesländer. In Rheinland-Pfalz wollte man diese Entscheidung am Montag jedoch nicht treffen: Das oberste Ziel der Landesregierung sei es, „die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen“, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) am Montag in Mainz auf Anfrage von Mainz&, dabei stehe vor allem die Prävention im Fokus.

Die Weinmesse ProWein in Düsseldorf wurde bereits abgesagt, das könnte auch der VDP-Weinbörse Ende April drohen. - Foto: gik
Die Weinmesse ProWein in Düsseldorf wurde bereits abgesagt, das könnte auch der VDP-Weinbörse Ende April drohen. – Foto: gik

„Gerade bei Großveranstaltungen besteht laut Robert-Koch-Institut ein erhöhtes Risiko, dass sich das Coronavirus schneller verbreitet“, sagte die Ministerin weiter. Aus gesundheitspolitischer Sicht sei die Durchführung von Großveranstaltungen daher „im Vorfeld besonders zu prüfen und es gilt, die konkreten Maßnahmen sorgfältig abzuwägen.“ Die Entscheidung wies die Ministerin dann aber wieder den Kommunen zu: „Die Ermessensentscheidung, ob diese Veranstaltungen stattfinden können, liegt bei den Veranstaltern in Absprache mit den lokalen Behörden vor Ort, besonders den kommunalen Gesundheitsämtern“, teilte die Ministerin weiter mit.

Das aber trägt nicht zur Klärung bei: „Natürlich machen wir alle Risikoabwägungen“, sagte Philipp Meier von der Mainzplus Citymarketing, Absagen gebe es derzeit aber nur wenige: Lediglich ein Kongress von Augenärzten, der kommendes Wochenende mit rund 700 Teilnehmern in Mainz hatte stattfinden sollen, sei bisher abgesagt worden. „Wir haben bisher keine Verfügung, weder vom Land noch vom Kreis“, sagte Meier. Jetzt gebe es zwar die Empfehlung des Bundes, „aber solange es keine behördliche Verfügung gibt“, werde man selbst eine Risikoabwägung vornehmen müssen. Für eine Absage von Großveranstaltungen sei aber „die hoheitliche Verfügung das Zünglein an der Waage.“

Die Mainzer Schausteller müssen nun auch um den Mainzer Rheinfrühling an Ostern bangen. - Foto: gik
Die Mainzer Schausteller müssen nun auch um den Mainzer Rheinfrühling an Ostern bangen. – Foto: gik

Der Blick der Mainzer Citymarketinggesellschaft geht dabei schon zum Großevent „Summer in the City“: Man hoffe, das Großfeuerwerk samt Fest nicht absagen zu müssen, sagte Meier, „die nächsten zehn Tage werden da entscheidend sein.“ Das gilt auch für die Großveranstaltungen, die vorher anstehen: Am 21. März sollte eigentlich das beliebte Mainzer Marktfrühstück in seine Saison starten, zu dem Kultevent kamen zum Saisonauftakt in den vergangenen Jahren mehrere Tausend Besucher auf einen Schlag. Damit droht dem Saisonstart der Mainzer Winzer mindestens eine Verschiebung. „Wir sind mit den Mainzer Winzern im Gespräch und überlegen, ob eine Verschiebung nach hinten zielführend wäre“, sagte die Mainzer Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz auf Mainz&-Anfrage.

Auch die Mainzer Frühjahrsmesse am Rheinufer könnte von der Epidemie bedroht sein – für die Mainzer Schausteller wäre das ein enormer Schlag: Für sie ist der Mainzer Rheinfrühling der erste große Termin des Jahres, die Einnahmen zum Saisonstart nach der Winterpause sind fest eingeplant. „Man muss mit Augenmaß überlegen, ob bestimmte Veranstaltungen abzusagen sind – und wie eine Absage Versicherung-verträglich aussehen kann“, sagte Matz deshalb – die Wirtschaft sei schon jetzt stark gebeutelt. Tatsächlich brechen vielfach die Buchungen weg, auch weil Unternehmen gerade Dienstreisen absagen. Die Absage der Messe „Light & Building“ in Frankfurt habe auch in Mainzer Hotels zu Ausfällen geführt, hieß es bei Mainzplus.

Bei der Stadt Mainz heißt es derweil, man werde sich gegen Ende der Woche zum Thema Großveranstaltungen positionieren. „Wir werden uns in einer Verwaltungsgruppe treffen und mit allen Akteuren gemeinsam beraten“, sagte Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr auf Mainz&-Anfrage, „dann wird man entscheiden.“ Im Raum steht auch eine Absage des Mainzer Gutenberg Marathons Mitte Mai, auch die Rheinland-Pfalz-Ausstellung ab dem 28. März könnte damit nun doch auf der Kippe stehen – bislang heißt es bei der Messegesellschaft RAM, die Messe werde stattfinden.

Info& auf Mainz&: Mehr Informationen zu den Auswirkungen auf die Wirtschaft durch die Coronavirus-Epidemie könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen. Ausführliche Informationen zum Stand der Epidemie in Deutschland samt Appell von Bundesgesundheitsminister Spahn an die Bevölkerung, mehr zur Vorsorge zu tun, gab es am Montag in einer Pressekonferenz in Berlin – mehr dazu hier auf Mainz&.  Informationen zum Coronavirus sowie zu Vorsorgemaßnahmen findet Ihr hier beim Gesundheitsmisterium in Mainz und hier beim Robert-Koch-Institut. Einen sehr guten Artikel zum Unterschied zwischen Grippe/Influenza und dem neuen Coronavirus findet Ihr hier – der Artikel erklärt auch, warum das Coronavirus erheblich gefährlicher ist als die Influenza.

 

 

 

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