Zur Johannisnacht 2019 erschien die „Bleilaus“, ein Kartenspiel, das die alten Begriffe aus der Druckersprache wie Hurenkind und Schusterjunge in amüsanter Form präsentierte – nun hat die „Bleilaus“ eine Schwester bekommen: die Reblaus. Das neueste Kartenspiel stammt wieder aus der Feder des Mainzer Karikaturisten und Illustrators Klaus Wilinski, dieses Mal porträtiert es 36 Rebsorten mit pfiffigen Mini-Karikaturen und den passenden Begleitversen dazu – erneut rechtzeitig zur Mainzer Johannisnacht, dem Fest der Druckkunst in Mainz.

Der Mainzer Karikaturist Klaus Wilinski mit seinem neuesten Streich am Rheinland-Pfalz-Tag: Der Reblaus. - Foto: gik
Der Mainzer Karikaturist Klaus Wilinski mit seinem neuesten Streich am Rheinland-Pfalz-Tag: Der Reblaus. – Foto: gik

„Die Reblaus ist ein Kartenspiel im Anschluss an die Bleilaus“, sagt Klaus Wilinski gegenüber Mainz&, als wir ihn auf dem Rheinland-Pfalz-Tag in Mainz treffen. An einem Stand auf der „Kreativmeile“ am Rheinufer präsentierte der Mainzer Zeichner und Illustrator den neuesten Wurf seines Büros: Ein neues Kartenspiel, das sich rund um das Thema Wein und Weinsorten dreht.

Auf die Hand kommen dabei nicht nur Riesling und Müller-Thurgau, sondern auch Exoten wie die Domina, die Siegerrebe und der Dinkelfelder. „Da sind auch Weinsorten dabei, die man sonst nicht so kennt“, sagte Wilinski. Bei der Auswahl half ein Verwandter, Winzermeister Gruber aus Bodenheim, die Verse zur Charakterisierung der Weine aber dichtete Wilinski selbst. „Das kriegt der Mainzer doch schon mit der Muttermilch mit“, sagt er lachend.

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Und so heißt es etwa: „Der schrägste Typ, die geilste Show, íst der Silvaner mit Niveau.“ Der Spätburgunder präsentiert sich als gediegener Nachtwächter mit Brille: „Die edle und sehr alte Sorte, mit Anspruch an die Anbauorte“, heißt es im Vers, „erhebt sich stolz an ihrem Stock, gewandet in den roten Rock.“ Der Sauvignon kommt dagegen als „gezähmter Wilder, fruchtig, frisch, so tanzt er frech auf jedem Tisch“, daher.

^Pärchen bilden mit Weinsorten: Das Kartenspiel Die Reblaus aus dem Hause Wilinski. - Foto: Wilinski
^Pärchen bilden mit Weinsorten: Das Kartenspiel Die Reblaus aus dem Hause Wilinski. – Foto: Wilinski

Entstanden sind so liebevolle, witzige Mini-Porträts, die den Charakter der Weine treffend aufspießen oder einfach auch mal knackig beschreiben: „Wird Speck und Leder rausgeschmeckt, hat jemand den Syrah entdeckt.“ Das Kartenspiel funktioniert derweil genau wie das übliche Schwarze-Peter-Spiel: Die Karten werden gemischt und komplett an die Mitspieler ausgeteilt, die ziehen beim jeweils linken Nachbarn eine Karte, immer auf der Suche nach passenden Pärchen, die dann abgelegt werden.

Da paart sich etwa der St. Laurent mit dem Silvaner, der Syrah mit dem Auxerrois und die Domina mit der Scheurebe. Ganz nebenher lernen die Spieler so eine ganze Menge über die Vielfalt der Weinrebsorten – immer auf der Hut vor dem Schwarzen Peter: Der Reblaus, jenem Weinrebenschädling, der Ende des 19. Jahrhunderts nahezu das Aus für den Weinanbau in vielen deutschen Weinanbaugebieten verursacht hätte.

 

Selfie mit Zeichner und Reblaus am Rheinland-Pfalz-Tag. - Foto: gik
Selfie mit Zeichner und Reblaus am Rheinland-Pfalz-Tag. – Foto: gik

Die Reblaus befiel damals die Reben in einem solchen Maße, dass ganze Ernte vernichtet wurden. Herr wurde man ihrer erst, als deutsche Rebsorten auf amerikanische Unterstämme „aufgepropft“ wurden: Die amerikanischen Reben erwiesen sich als resistent gegen die Reblaus, so setzte man auf Wurzelstämme aus den USA die Pflanzenstämme von Riesling, Spätburgunder und Co. auf – und rettete so den deutschen Weinbau.

Wer im Spiel die Reblaus erwischt, hat nun ebenfalls den Schwarzen Peter erwischt: „Wer sie am Ende besitzt, wird grün angemalt und muss dichten“, heißt es in der Spielanleitung – man darf sich aber auch eine andere Strafe ausdenken. Und natürlich gilt es während des Spiels, Gott Bacchus zu huldigen, der übrigens ebenfalls einer Rebsorte den Namen gab: „Der des Rausch’s und der Ekstase, gab ihm den nahmen und die Nase“, heißt es im Versportrait zur Rebsorte Bacchus: „Wenig Säure, immer voll – bei Sex und Drugs and Rock’n Roll.“

Info& auf Mainz&: Das Kartenspiel „Die Reblaus“ kostet 10,- Euro und ist beim Atelier Wilinski zu haben, den Kontakt dazu findet Ihr hier im Internet. Mehr zur Bleilaus könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen:

Bleilaus, Hurenkind und Schusterjunge – Kartenspiel will alte Fachbegriffe der Druckerkunst humoristisch bewahren