Alle zwei Jahre öffnen die Mainzer Museen und Galerien ihre Tore zur langen Nacht für Kunst und Kultur, in diesem Jahr ist es wieder so weit: Die 13. Mainzer Museumsnacht steht bevor. An diesem Samstag, den 14. Juni, ist es so weit, 42 Museen, Galerien und Kultureinrichtungen öffnen dann ab 18.00 Uhr ihre Türen und laden zum nächtlichen Kulturbummel. Praktisch überall gibt es ein reiches Zusatzprogramm, es geht um Wilde Welten und Mittelalter in Mainz, natürlich auch um Römer, aber dazu auch um Kabarett und Satire, Fotografie und klassische Kunst. Wein & Musik dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Die Gelbe Eule der Mainzer Museumsnacht flattert am kommenden Samstag auch wieder rund um den Mainzer Landtag. - Foto: Stadt Mainz
Die Gelbe Eule der Mainzer Museumsnacht flattert am kommenden Samstag auch wieder rund um den Mainzer Landtag. – Foto: Stadt Mainz

Seit 2015 ist die gelbe Eule das Markenzeichen der langen Museumsnacht, denn die Eule ist ein nachtaktives Tier – und das passt gut zu den Besuchern, die an diesem Abend zu Nachteulen werden. Bis Mitternacht kann man am 14. Juni durch die Mainzer Museen bummeln, in Galerien aktuelle Kunst kennenlernen und überall mit Künstlern und Museumsmachern ins Gespräch kommen. „Als wir nach der pandemiebedingten Pause 2023 zum ersten Mal wieder zu einer Museumsnacht einladen konnten, hatten wir ein enorm gutes Feedback und das hat uns natürlich sehr gefreut“, erinnert sich Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD).

An den Besucherrekord von vor zwei Jahren will die Mainz in diesem Jahr anknüpfen, damals kamen fast 7.000 Besucher zur langen Museumsnacht. Womöglich wird das gar nicht so einfach: In Wiesbaden findet zeitgleich das Wilhelmstraßenfest samt Theatrium statt, in Bretzenheim lockt das Bretzelfest, und am Roten Hand in Nierstein treffen sich Weinfreunde zum Plausch und später zum Abtanzen in der Weinberg Lounge.

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Wilde Welten bei Gutenberg, Goldenes Mainz im Mittelalter

In diesem Jahr locken aber immerhin gleich 42 Einrichtungen zur Entdeckungsreise in die vielfältige Welt der Mainzer Kulturszene. Mit dabei sind natürlich die großen Museen der Stadt, also das Gutenberg-Museum mit seiner Interimsausstellung MOVED im Naturhistorischen Museum, das natürlich ebenfalls ein eigenes Programm anbietet. Beide Museen zusammen machen „Wilde Welten“ zum Programm und lassen unter anderem Buchmonster und wilde Hexen los. Kurzführungen gibt es demzufolge zu Wilden Welten und Hexen, zu Wilden Stories, Wilden Gästen und Wilden Kräutern, dazu könnt Ihr wilde Plakate drucken und „Wild und gechillt“ auf dem Vorplatz Jazz und Gegrilltes genießen.

Immer wieder magisch: Die Ausgrabungen im Alten Dom St. Johannis, hier bei der Museumsnacht 2023. - Foto: gik
Immer wieder magisch: Die Ausgrabungen im Alten Dom St. Johannis, hier bei der Museumsnacht 2023. – Foto: gik

Schräg gegenüber an der Großen Bleiche dreht sich im Mainzer Landesmuseum alles ums Mittelalter: Hier könnt Ihr in Kurzführungen etwa die Sonderausstellung „AVREA MAGONTIA – Mainz im Mittelalter“ erkunden und einen Überblick über mehr als 800 Jahre Stadtgeschichte bekommen. Oder ihr lauscht Kunstcomedy mit Jakob Schwerdtfeger, Weltmusik mit Ana Agre – oder Ihr nehmt am Tanzworkshop in der Steinhalle zwischen antiken römischen Denkmälern teil.

Apropos Römer: Natürlich öffnet auch das Isis-Heiligtum unter der Römerpassage seine Türen, für Kinder gibt es hier Playmobil-Römerspiele und bereits um 17.00 Uhr eine Kinderführung. In der Altstadt fallen im Alten Dom St. Johannis die Groschen: In der Münzwerkstatt könnt Ihr mit einer Münzprägemaschine Eure eigenen eigenen Taler herstellen, die neue Ausstellung „Wenn der Groschen fällt“ erlaubt einen Blick in die Schatzkiste der hier gemachten Fundstücke.

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Groschen und sphärische Klänge im Alten Dom, Migration im LEIZA

Immer beeindruckend ist hier natürlich das Erlebnis, eine der ältesten Kirchen Deutschlands sowie 2.000 Jahre Mainzer Geschichte zu entdecken. Botschafter beantworten dazu Eure Fragen und in einem Kurzfilm könnt Ihr in eindrucksvollen 3D-Konstruktionen die wichtigsten Etappen der Baugeschichte der Kirche erleben. Im Westchor heißt es ab 22.00 Uhr Chillen: Arno Krokenberger & Gast lassen mit sphärischen Klängen auf Orgel und Keyboard entspannt die Nacht ausklingen.

Auch das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) öffnet in der Museumsnacht seine Türen. - Foto: gik
Auch das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) öffnet in der Museumsnacht seine Türen. – Foto: gik

Historisches gibt es natürlich auch im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum zu entdecken. Im Fokus stehen hier vor allem die aktuellen Sonderausstellungen „Die ganze Welt auf Pergament. Die Chorbücher aus dem Mainzer Karmeliterkloster“ sowie Die Erinnerung an das Kriegsende in Mainz vor 80 Jahren: „Vom Bombenkrieg gezeichnet. Vergessene Fragmente erzählen Geschichte“. Hier könnt Ihr auch mit Musik durchs Museum streifen, Wein & Tapas genießen oder Fragen an die heilige Ursula stellen. Das ist kein Witz: Das Museum eröffnet eine neue interaktive Postkarten-Box an der Büste der heiligen Ursula.

Auf sich warten lässt ja immer noch die Dauerausstellung im Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA), an der Museumsnacht könnt Ihr nun wenigstens das Gebäude erleben sowie eine Popup-Ausstellung von Studierenden der Hochschule und der Uni Mainz zu „Aufbruch ins Unbekannte. 10.000 Jahre Migrationsgeschichte“. Dazu gibt es Führungen auch durch die Werkstätten des LEIZA in Sachen Restaurierung, sowie zu Depots und dem  Computertomographen, um 19.45 Uhr hält zudem der bekannte Zukunfts- & Trendforscher Tristan Horx einen Vortrag zum Thema „Zukunft visionär gedacht – was wird sein?“

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Zeichen-Battle und „Letzte Wahrheiten“ von und mit Klaus Wilinski

Und wenn Ihr schon im Süden der Mainzer Altstadt angekommen seid, ist ein Abstecher auf die Zitadelle ein Muss: dort öffnen das das Mainzer Garnisonsmuseum und das Stadthistorische Museum ihre Türen. Zurück in der Altstadt empfehlen wir einen Gang durch die vielen Kunstgalerien wie etwa das Atelier Susanna Storch im Kirschgarten.

Der Mainzer Karikaturist Klaus Wilinski offenbart am Samstagabend "letzte Wahrheiten" - natürlich in seiner Ausstellung von Karikaturen in der Mainzer Kunst Galerie. - Foto: gik
Der Mainzer Karikaturist Klaus Wilinski offenbart am Samstagabend „letzte Wahrheiten“ – natürlich in seiner Ausstellung von Karikaturen in der Mainzer Kunst Galerie. – Foto: gik

In der Mainzer Kunst Galerie könnt Ihr noch die Ausstellung des Mainzer Karikaturisten Klaus Wilinski erleben, der außerdem um 22.00 Uhr „Letzte Wahrheiten“ offenlegt. Zu jeder vollen Stunde gibt es hier zudem eine Zeichnen-Battle zwischen Wilinski und der Künstlerin Bianca Wagner, die Ergebnisse könnt Ihr übrigens mit nach Hause nehmen, ganz unentgeltlich.

Apropos Satire: Im Proviantamt könnt Ihr eine fesselnde Zeitreise durch die Welt des Kabaretts und der Satire im TV absolvieren, und Euch selbst einen Grimme-Preis verleihen, Einblicke ins Deutsche Kabarettarchiv gibt’s natürlich auch – haltet doch mal Ausschau nach der Büste von Hanns-Dieter Hüsch, der gerade in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Und der legendäre Museumsnacht-Büchermarkt findet natürlich auch statt.

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Sonderausstellung 100 Jahre Rudi Henkel im Fastnachtsmuseum

Nebenan, im Mainzer Fastnachtsmuseum findet Ihr nicht nur die geballte Fastnachtsgeschichte von Mainz – samt Kleidern vom Margittche und Original-Eulenbütt – sondern auch die aktuelle Sonderausstellung über den legendären Mainzer Fastnachter Rudi Henkel, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, aber in der Corona-Pandemie verstarb. Gleich nebenan öffnen das das Institut Français und das Haus Burgund ihre Türen.

Dauerausstellung im Mainzer Fastnachtsmuseum mit Bajazz-Kostüm der Mainzer Hofsänger, Kleid vom "Margittche" und dem Klavier von Ernst Neger. - Foto: gik
Dauerausstellung im Mainzer Fastnachtsmuseum mit Bajazz-Kostüm der Mainzer Hofsänger, Kleid vom „Margittche“ und dem Klavier von Ernst Neger. – Foto: gik

Wenn Ihr dann Richtung Rhein bummelt, führt der Weg geradewegs an The Pier vorbei, in dem ehemaligen Bankgebäude an der großen Bleiche gibt es eine Sonderausstellung der Basler Künstlerin Rosa Lachenmeier zu sehen. Weiter geht’s zur Walpodenakademie oder dem Werkstattladen UAH!, oder schaut doch mal bei der Matheausstellung „Z Quadrat“ in der Großen Langgasse 8 vorbei. Zwischendurch solltet Ihr immer mal wieder Ausschau halten nach zwei vermummten Gestalten in Ganzkörperanzügen: Schmitt & Schulz heißt die Live-Performance-Improvisation, bei der die beiden Künstler vom Performance Art Depot (pad) die Museumsnacht on the road bespielen – der Livestream dazu wird auf dem Youtube-Kanal des pad gestreamed.

Temporär in Mainz sind übrigens auch der SWR Kultur-Bus und das SchUM-Mobil, völlig stationär hingegen ist das Landesparlament: Auch der Landtag im ehrwürdigen Deutschhaus, einem der Orte deutscher Demokratiegeschichte, ist bei der Museumsnacht dabei und bietet Musik, Lesungen, Vorträgen und Führungen durch das Haus. Im Plenarsaal könnt Ihr etwa Anekdoten aus der Parlamentsgeschichte hören, oder der erfolgreichen Poetry-Slammerin Sinah Clos lauschen, einer jungen Deutsch- und Ethiklehrerin aus Neustadt, die in ihrer Freizeit erfolgreich als „Spoken Word Artist“ unterwegs ist.

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Eigenes Kinderprogrammheft, historisches Kanalschiff am Rhein

Im Innenhof gibt es unter anderem Musik der Band „Spheres“, die improvisierte Musik zwischen Electronica, Indie, Folk und Jazz machen. Hier ist auch die Abendkasse sowie der Startpunkt für das Museumsbingo, ein neues Angebot für Familien und Kinder. Dabei erhalten Kinder eine Stempelkarte, mit der sie in vielen Einrichtungen der Museumsnacht einen Stempel holen können. Wer mindestens drei Einrichtungen besucht hat und drei Rätsel oder Aufgaben gelöst hat, kann sich eine kleine Überraschung abholen.

Kinderprogramm zur Museumsnacht 2023. - Foto: Stadt Mainz
Kinderprogramm zur Museumsnacht 2023. – Foto: Stadt Mainz

Überhaupt wurde für die Museumsnacht eigens ein Kinderprogramm erstellt, in dem die Eule Muna und ihr bester Freund Archimedes die Programmhighlights für junge Besucher vorstellen und Hintergrundinfos zu den Kultureinrichtungen, ihrer Arbeit und ihrem Programm erklären. Das Kinderprogrammheft ist – wie auch das „große“ Programmheft und alle anderen Infos auch – hier auf der Homepage der Museumsnacht abrufbar.

Wenn Ihr dann schon einmal am Rhein seid, dann haltet doch mal Ausschau nach einem historischen Kanalschiff am Rheinufer: Die „Willi“ legt zur Museumsnacht in Mainz an, das Schiff wird vom Verein Historische Binnenschifffahrt gelenkt und hat Kunst aus Basel an Bord. Besonders attraktiv dabei auch: Es gibt einen Biergarten auf dem Schiff mit Schweizer Bier, europäischen Weinen und alkoholfreien Getränken.

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Geheimtipp: Museum Castellum in der Reduit zu Römermusik

Dann ist es nur noch ein Katzensprung über den Rhein zur Reduit, dort findet Ihr einen wahren Geheimtipp: Das etwas versteckte Heimatmuseum wartet mit einer grandiosen Ausstellung zur Römischen Geschichte auf, sowie mit einer Zeitreise durch die Mainzer Gesellschaftshistorie. Besonders beeindruckend ist auch die aktuelle Fotoausstellung „Kastel früher“ mit historischen Aufnahmen alte Kasteler Häuser und Straßen, vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Musikarchäologe Hagen Pätzold mit dem Original-Nachbau eines römischen Cornu. – Foto: gik
Musikarchäologe Hagen Pätzold mit dem Original-Nachbau eines römischen Cornu. – Foto: gik

Im Innenhof wird derweil in dieser Nacht die Unsichtbare Römergarde sichtbar: Die hat nämlich seit Ende 2024 gleich nebenan ihr neues Hauptquartier und präsentiert in der Museumsnacht Einblicke in die Musik der Römer mit Vorträgen und Demonstrationen der Experten Rainer Müllers und Hagen Pätzoldt.

Und wenn Ihr jetzt fragt, wie Ihr das alles schaffen sollt, da haben wir einen Tipp: Extra zur Museumsnacht gibt es zwei eigens eingerichteten Shuttlebusse. Die Museumslinien A (Altstadt) und N (Neustadt) verbinden die Einrichtungen von 17.20 bis 1.00 Uhr im 30-Minuten-Takt miteinander. Als Fahrkarte dient das Eintrittsbändchen zur Museumsnacht, das übrigens gleichzeitig auch Fahrkarte für den ÖPNV ist: Im Verkehrsverbund Mainz-Wiesbaden (Tarifgebiet 6500) könnt Ihr damit am Tag der Museumsnacht ab 16.00 Uhr und bis 5.00 Uhr des Folgetags an- und abreisen.

Info& auf Mainz&: Das Eintrittsbändchen zur Mainzer Museumsnacht ist bereits im Vorverkauf im Mainz Store am Markt sowie in allen beteiligten Museen und Einrichtungen erhältlich und kostet regulär 10,- Euro, ermäßigt 5,- Euro. Für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre ist der Eintritt frei. Natürlich gibt’s das Bändchen auch am Abend selbst vor Ort. Alle Infos zur Mainzer Museumsnacht samt den Programmheften zum Download findet Ihr hier im Internet.