Es war genau am 28. Oktober des Jahres 1924, als das Mainzer Domkapitel beschloss: Kommt, wir öffnen ein Museum. Bereits acht Monate später war es so weit: Am 12. Juni 1925 öffnete in den ehemaligen Kapitelsälen am Kreuzgang des Mainzer Doms das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum. Das muss natürlich gefeiert werden – und zu den ersten Gratulanten gehört gleich mal eine Mainzer Symbolfigur: „Goldener wird’s nicht“, sagt die Moguntia trocken, und lädt zum Gang durch die heiligen Hallen – vor allem die Schatzkammer hat es der Moguntia angetan…

Die Mainzer Symbolfigur "Moguntia" gratuliert dem Dommuseum zum 100. Geburtstag - und schäkert ein wenig mit der Heiligen Ursula. - Video: Bistum Mainz, Screenshot: gik
Die Mainzer Symbolfigur „Moguntia“ gratuliert dem Dommuseum zum 100. Geburtstag – und schäkert ein wenig mit der Heiligen Ursula. – Video: Bistum Mainz, Screenshot: gik

Das Mainzer Bistum gehört zu den ältesten der Katholischen Kirche in Deutschland, und es war einst das bedeutendste: Die Mainzer Erzbischöfe wählten Kaiser und Könige, krönten Herrscher und leiteten Jahrhunderte lang als Reichskanzler die Geschicke des Reiches. Kein Wunder, dass Mainz auch zu den reichsten Bistümern des Landes gehörte, ein Wunder eigentlich, dass man seine Schätze nicht früher öffentlich präsentierte: Vor 100 Jahren gründete das Mainzer Domkapitel sein Dommuseum, und das wird jetzt ordentlich gefeiert.

„Wir haben der Öffentlichkeit etwas zu bieten und wollen ein lebendiges Museum sein,
dass in die Stadt und die gesamte Diözese hineinwirkt“, sagte Museumsdirektor Winfried Wilhelmy am Montag zur Vorstellung des Jubiläumsprogramms. Seit zehn Jahren betreibt man hier bereits intensive museumspädagogische Arbeit, die vor allem Kinder und Jugendliche im Fokus hat. Besonders beliebt laut Wilhelmy: Die Kindergeburtstage im Dommuseum, da könne man „mit der Nachfrage rein personell kaum nachkommen.“

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Mehr als 30.000 Exponate, kostbare Schatzkammer

Zu sehen gibt es aber auch wahrlich genug in den Räumen, die unmittelbar an den Kreuzgang des Domes angrenzen: Aus den 208 Exponaten des Eröffnungstages vor 100 Jahren sind mittlerweile über 30.000 Exponate geworden, mit einer Ausstellungsfläche von mittlerweile über 3.000 Quadratmetern gehört die Mainzer Institution zu den fünf größten Diözesanmuseen in Deutschland. Da gibt es Marienstatuen und kostbare Altäre, monumentale Kreuzigungsgruppen und Gemälde, Handschriften, Textilien und Möbel.

Die "Moguntia" als Führerin durch die Schätze des Dommuseums, hier wertvolle Altarbilder. - Video: Bistum Mainz, Screenshot: gik
Die „Moguntia“ als Führerin durch die Schätze des Dommuseums, hier wertvolle Altarbilder. – Video: Bistum Mainz, Screenshot: gik

„Das Dommuseum bewahrt und präsentiert sakrale Kunstwerke von der Karolingerzeit bis ins 20. Jahrhundert“, heißt es hier stolz – ein Schwerpunkt liegt auf dem Mittelalter. Einer der absoluten Höhepunkte des Besuchs ist fraglos die Schatzkammer, die 2018 nach langer Renovierung mit völlig neuem Konzept wiedereröffnet wurde. Seither sind hier 80 wertvollste Objekte zu sehen: Kelche, Monstranzen, wertvolle Handschriften, liturgische Gefäße – und die Bischofsinsignien mehrerer Mainzer Bischöfe.

1000 Jahre alt ist der Mainzer Willigis-Dom, und mehr als 1.000 Jahre Geschichte atmet der Mainzer Domschatz, der über Jahrhunderte hinweg als einer der kostbarsten des Abendlandes galt. Doch die Geschichte des Schatzes ist auch im Wortsinn beraubend: Mehrfach wurde der Mainzer Schatz geplündert, vor allem durch die Schweden im 30-jährigen Krieg, die zwischen 1631 und 1635 den Schatz des Albrecht von Brandenburg nach Schweden brachten – wo er bis heute im Stockholmer Nationalmuseum zu sehen ist. Und Anfang des 19. Jahrhunderts floh der Mainzer Erzbischof Karl-Theodor von Dalberg vor den Franzosen – samt Domschatz natürlich, den er später einschmelzen ließ.

„Jede Menge neue Klunker“: Domschatzkammer mit Willigis-Casel

„Aber dafür gab’s ja später wieder jede Menge neue Klunker“, sagt die „Moguntia“ trocken, und bekommt beim Blick auf wertvolle Kleinodien in der Vitrine ganz glänzende Augen. Ja, niemand geringeres als die fastnachtliche Symbolfigur des „goldenen Mainz“ gratuliert dem Museum zum 100. Geburtstag – und tut das natürlich mit reichlichen humoristischen Seitenhieben. „Früher hat man ja gar nichts gepostet, da hat man mehr gemeißelt“, sagt die Moguntia, und führt die Besucher zu einer Figurengruppe von Jesus Jüngern.

Die "Moguntia" vor der golden leuchtenden, seidenen Casel des legendären Mainzer Erzbischofs Willigis. - Video: Bistum Mainz, Screenshot: gik
Die „Moguntia“ vor der golden leuchtenden, seidenen Casel des legendären Mainzer Erzbischofs Willigis. – Video: Bistum Mainz, Screenshot: gik

Es sei doch erstaunlich, dass die Christen so eine Weltkirche geworden seien, wo doch Jesus „mit nur 12 Followern angefangen hat“, sinniert die „Moguntia“ – und führt die Besucher in einem wahrhaft goldischen Video kreuz und quer durch das Dommuseum, von Skulpturen über Ursula-Büste bis hin zur Casel des ehrwürdigen Erzbischofs Willigis aus dem Jahr 1000, ein liturgisches Gewand aus feiner Seide, das vermutlich ein Geschenk der Kaiserin Theophanu gewesen sein könnte.

Das muntere Video jedenfalls macht jede Menge Lust auf Mehr – und das bekommen die Mainzer und ihre Gäste in den kommenden Monaten ausführlich geboten: Zum Jubiläum werde man in den kommenden zwölf Monaten „eine Fülle von Aktivitäten entfalten“, verspricht Wilhelmy. Zum Programm gehören Konzerten, Kreativangebote oder ein Abend der Offenen Tür mit Kurzführungen und Musik sowie einer kurzweiligen Geburtstagsfeier für Groß und Klein am 26. April 2025.

Fünf Sonderausstellungen zum Jubiläum, Start mit „Innenansichten“

Kernpunkt des Jubiläums aber sind gleich fünf Sonderausstellungen, die in den kommenden zwölf Monaten Themen vom 15. bis zum 20. Jahrhundert widmen werden. Den Auftakt macht nun die Sonderausstellung „Innen! Ansichten Mainzer Kirchen um 1800“, die am Mittwoch, dem 30. Oktober 2024 eröffnet wird. Bis zum 22. Dezember werden im Dommuseum sieben verschollen geglaubte Bilder mit Innenansichten von Mainzer Kirchen zu sehen sein, die jüngst im Archivkeller einer Lokalzeitung durch Recherchen Wilhelmys wiederentdeckt worden waren.

Der Direktor des Dommuseums, Winfried Wilhelmy, mit den "Innen!Ansichten" Mainzer Kirchen, der neuen Sonderausstellung zum Museumsjubiläum. - Foto: Bistum Mainz
Der Direktor des Dommuseums, Winfried Wilhelmy, mit den „Innen!Ansichten“ Mainzer Kirchen, der neuen Sonderausstellung zum Museumsjubiläum. – Foto: Bistum Mainz

Bei den wiederentdeckten Bildern handelt es sich um Werke von Pater Johann Conrad, Johann Jacob Hoch und Johann Peter Jung, die einst die Innenräume der Kirchen St. Stephan, St. Quintin, St. Christoph, St. Peter, St. Emmeran sowie der Memorie des Domes und der Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissenen Liebfrauenkirche zeigen. „Die Bilder sind keine große Kunst, aber sie zeigen die Innenausstattung der Kirchen in einer unglaublich großen Detailtreue“, schwärmt Wilhelmy: „Das war eine Sternstunde meines Berufslebens.“

Denn die Bilder erlauben tiefe Einblicke in die Kirchen und ihre Ausstattung früherer Zeiten, und sie dokumentieren, wie die vor allem im zweiten Weltkrieg zerstörten Kirchen einst aussahen. Die Bilder lieferten zahlreiche Hinweise für die Provenienzforschung, aber etwa auch für die Frömmigkeitsgeschichte, betonte Wilhelmy. Und da die Gemälde eher kleinen Formates sind, bekommen die Museumsbesucher eine Lupe, um sich die vielfältigen Details der Bilder genau ansehen zu können.

Am 8. November startet dann bereits die zweite Sonderausstellung, die sich bis zum 23. März 2025 unter dem Titel „Die ganze Welt auf Pergament“ den Chorbüchern aus dem Mainzer Karmeliterkloster widmet. Am 25. Februar 2025 folgt dann eine Ausstellung in Erinnerung an die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und ihre unwiederbringlichen Verluste: „Vom Bombenkrieg gezeichnet. Vergessene Fragmente erzählen Geschichte“ ist dann bis zum 27. Juli 2025 zu sehen.

Vom 26. April bis zum 21. Dezember 2025 erzählt dann unter dem Titel „Von der Samenhandlung zum Kindergeburtstag“ das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum selbst seine 100 Jahre alte Geschichte. Und schließlich endet der Reigen der Sonderausstellungen Ende 2025 mit dem Highlight „Von Albrecht von Brandenburg zu Abraham Röntgen – Meisterwerke des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums aus Renaissance und Barock“ (12. September bis 21. Dezember 2025).

Info& auf Mainz&: Alle praktischen Infos zum Mainzer Dom- und Diözesanmuseum mit Veranstaltungen, Öffnungszeiten und Preisen findet Ihr hier im Internet, ebenso natürlich das volle Jubiläumsprogramm. Einen ausführlichen Artikel über die Domschatzkammer und ihre Schätze lest Ihr hier bei Mainz&. Und das goldische Video, in dem die Moguntia dem Dommuseum gratuliert – das findet ihr hier auf Youtube oder hier beim Bistum Mainz. Wer die Moguntia eigentlich ist? Das erzählen wir Euch hier auf Mainz&.