Es war genau vor drei Jahren, an Weiberfastnacht, als Europa von einer unglaublichen Nachricht erschüttert wurde: Russland hatte die Ukraine überfallen. Es war das erste Mal seit mehr als 80 Jahren, dass ein Land in Europa einem anderen Land das Existenzrecht absprach, es überfiel und mit Bomben terrorisierte – ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht, der Europa bis ins Mark erschütterte. Drei Jahre danach hält der Krieg Russlands gegen die Ukraine immer noch an, und die Lage ist verzweifelter denn je. Am Montag ruft deshalb der Ukrainische Verein Mainz gemeinsam mit vielen Unterstützern zur Kundgebung in Mainz auf, das Motto: „Kein Frieden ohne Freiheit!“

Protest gegen den Krieg gegen die Ukraine vor drei Jahren in der Mainzer Innenstadt. - Foto: gik
Protest gegen den Krieg gegen die Ukraine vor drei Jahren in der Mainzer Innenstadt. – Foto: gik

„Fast 1.100 Tage dauert der russische Angriffskrieg auf unser Land, auf unsere Kultur und unsere Menschen“, sagt Maryana Boyko-Kempski vom Ukrainischen Verein Mainz. Und die Lage in der Ukraine ist prekärer als je zuvor: Täglich bombardiert Russland die Ukraine, und die Angriffe gelten schon lange nicht mehr nur militärischen Zielen: Russland bombardiert ungeniert Wohnhäuser und Kliniken, Schulen, Kindergärten und Kultureinrichtungen – einen Aufschrei gegen diese eigentlich mal von der Weltgemeinschaft geächtete Praxis gibt es schon lange nicht mehr.

Besonders verheerend: Russland zerstört zielgerichtet die Energieversorgung in der Ukraine, um Heizungen und die Stromversorgung auszuschalten, die Bevölkerung zu demoralisieren und die Wirtschaft zum Erliegen zu bringen. Bislang ohne Erfolg: Die Ukrainer stemmen sich mit Macht, Findigkeit und Hartnäckigkeit gegen die Dauerangriffe, doch mit dem Kurswechsel von Donald Trump in Washington droht dem Land der Untergang.

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Kundgebung in Mainz zum 3. Jahrestag des Krieges in Ukraine

Am Montagabend wird deshalb zum dritten Jahrestags des Überfalls auf die Ukraine eine Kundgebung in Mainz auf dem Gutenbergplatz vor dem Theater stattfinden. „Wir werden beten, Musik machen, Reden halten, um uns Mut zu machen weiter durchzuhalten, bis wir eines Tages in Frieden und Freiheit leben können“, kündigte Boyko-Kempski an. Das Motto des Abends lautet denn auch „kein Frieden ohne Freiheit“ – die Ukraine lehnt einen Diktatfrieden über ihre Köpfe hinweg ebenso ab, wie eine Aufgabe ihrer Souveränität oder Teilen ihres Staatsgebietes.

Aufruf zur Kundgebung am Montagabend, den 24. Februar 2025 in Mainz: #StandwithUkraine gilt immer noch. - Foto: Ukrainischer Verein Mainz
Aufruf zur Kundgebung am Montagabend, den 24. Februar 2025 in Mainz: #StandwithUkraine gilt immer noch. – Foto: Ukrainischer Verein Mainz

Zu der Kundgebung wollen Vertreter aller demokratischen Parteien kommen, Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) wird ein Grußwort halten. „Der Ukrainische Verein Mainz freut sich sehr über das große Engagement in der Politik und der Mainzer Gesellschaft, seid alle herzlich willkommen“, sagte Boyko-Kempski. Mit bei der Veranstaltung am Montagabend vor dem Staatstheater ist auch der Kabarettist Lars Reichow.

Das Engagement in Mainz hat noch einen besonderen Hintergrund: Seit Oktober 2024 verbindet eine neue Partnerschaft die Landeshauptstadt Mainz mit der ukrainischen Hafenstadt Odessa. Seit Mitte Februar ist das nun auch an den Einfallstoren von Mainz sichtbar: Hier prangen nun in der Reihe der „Willkommensschilder“, die auf die internationalen Beziehungen von Mainz hinweisen, auch frisch gedruckte neue Schilder mit dem Namen „Odessa“.

Angriff auf historisches Zentrum in Odessa, Partnerstadt von Mainz

Die Hafenstadt am Schwarzen Meer passe sehr gut zu Mainz, betonte Haase zum Anlass der Einweihung der Schilder: „Wie Mainz ist auch Odessa eine bedeutende Universitätsstadt, liegt in einem Weinanbaugebiet und besitzt eine tief verwurzelte jüdische Geschichte. Diese Gemeinsamkeiten bieten einen großartigen Ausgangspunkt für unsere Zusammenarbeit und den Austausch auf vielen Ebenen.“ Die Städtepartnerschaft sei aber „mehr als nur eine kulturelle Brücke: Sie ist ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine“, betonte Haase zudem, und kritisierte mit Blick auf die jüngsten Ereignisse: „Odessa zu bombardieren ist ein abscheulicher Angriff auf die Identität unserer ukrainischen Partnerstadt.“

Ukrainischer Friedensengel auf der Theodor-Heuss-Brücke: Partnerschaft zwischen Mainz und Odessa. - Foto: gik
Ukrainischer Friedensengel auf der Theodor-Heuss-Brücke: Partnerschaft zwischen Mainz und Odessa. – Foto: gik

Am 1. Februar hatte Russland mit Raketen das historische Stadtzentrum von Odessa, der „Perle am Schwarzen Meer“ angegriffen, und dabei nach Angaben der UNESCO etwa 15 Kulturerbestätten beschädigt. Eines der „bedeutendsten architektonischen Bauwerke im Stadtzentrum“, das Hotel Bristol, sei stark zerstört, schrieb Bürgermeister Hennadij Truchanow im Onlinedienst Telegram. Auch die Philharmonie und das Museum für westliche und orientalische Kunst seien von dem Angriff von Freitagabend betroffen, wie die Tagesschau berichtete. Das historische Zentrum Odessas steht seit Januar 2023 auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO, ein Angriff auf Kultureinrichtungen gilt als schwerer Verstoß gegen das Völkerrecht.

„Die Bilder der von russischen Raketen zerstörten Altstadt haben weltweit Entsetzen ausgelöst“, betonte Haase. Besonders das historische Grand-Hotel Bristol und die Philharmonie in der „Neuen Börse“ seien schwer beschädigt worden. „Diese tragischen Ereignisse verdeutlichen die Notwendigkeit internationaler Unterstützung und Zusammenarbeit“, betonte Haase. Ziel auch gerade der Partnerstadt mit Odessa sei es, „die Ukraine in diesen schweren Zeiten zu unterstützen und die Partnerschaft durch kulturelle, wirtschaftliche und gesellschaftliche Projekte zu festigen.“

Schweitzer: Zäsur in Europa und Angriff gegen Friedensordnung

„Der 24. Februar 2022 markiert eine Zäsur in Europa“, sagte nun auch Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) mit Blick auf den Jahrestag am Montag, und betonte: „Der brutale Krieg gegen die Ukraine ist auch ein Angriff auf die europäische Friedensordnung.“ Der russische Angriffskrieg habe „unermessliches Leid über die Ukraine gebracht“, viele Menschenleben gekostet, Städte und Infrastruktur zerstört. Auch auf russischer Seite leide die Bevölkerung „unter den politischen Entscheidungen ihrer eigenen Regierung“, erklärte der Ministerpräsident.

Mahnwache für den Frieden vor dem Staatstheater in Mainz - zwei tage vor Russlands Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022. - Foto: gik
Mahnwache für den Frieden vor dem Staatstheater in Mainz – zwei tage vor Russlands Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022. – Foto: gik

Rheinland-Pfalz habe weiter das Ziel, die Ukraine auf ihrem Weg in eine friedliche und europäische Zukunft zu unterstützen. „Wir sind ein Land im Herzen Europas und stehen fest an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer“, unterstrich Schweitzer. Derzeit gebe es in Rheinland-Pfalz bereits 16 kommunale Solidaritätspartnerschaften mit der Ukraine, mehr als 53.000 Ukrainer lebten in Rheinland-Pfalz. Als Zeichen der Solidarität wird am Montag an allen Dienstgebäuden des Bundes die Nationalflagge der Ukraine gehisst, das gelte auch für die Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, kündigte Schweitzer an.

Im Kleinen Haus des Staatstheaters wird zudem am Montagabend um 19.30 das Theaterstück „Non Existent“ der ukrainischen Dramaturgin Natalka Vorozhbyt aufgeführt. Das Stück bringe „die Zerrissenheit der Geflüchteten und Vertriebenen auf eine differenzierte und zugleich berührende Weise näher“, heißt es in der Ankündigung. Im Anschluss an die Aufführung lädt der Städtepartnerschaftsverein Mainz-Odessa in die Kakadu Bar gleich nebenan, zu der Veranstaltung „Auf Ein Getränk mit …NON Existent“ zum Austausch mit den Künstlern.

Der Städtepartnerschaftsverein lädt zudem am Dienstag, den 25. Februar, um 18.00 Uhr zu einer Lesung ins Mainzer Landesmuseum mit der ukrainischen Ärztin und Autorin Iryna Fingerova. Titel des Abends: „Das Leben trotz allem lieben – Geschichten aus Odessa“. Der Verein bittet um Anmeldung unter diesem Link im Internet. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

Info& auf Mainz&: Die Kundgebung zum 3. Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine findet am Montagabend, den 24. Februar 2025, ab 18.30 Uhr auf dem Gutenberg Platz in Mainz vor dem Staatstheater. Einen ausführlichen Bericht über den Hintergrund des Krieges Russlands und der Ukraine, und zur Geschichte der Region, könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen:

Der Krieg im Herzens Europas – Wie die Ukraine zum Spielball der Mächte wurde – Wie Mainz der Ukraine hilft