Am Dienstag präsentierten die Grünen überraschend eine Nachfolgerin für die Besetzung des Dezernats für Umwelt und Verkehr in Mainz: Die Frankfurterin Janina Steinkrüger soll neue Mainzer Umwelt- und Verkehrsdezernentin werden. Die 46 Jahre alte studierte Historikerin arbeitet seit neun Jahren als Referentin für die Frankfurter Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. Wichtige Themen sind für sie klimagerechtes Bauen, mehr Fotovoltaik auf den Dächern, der Ausbau des Radwegenetzes – und die Zurückdrängung des Autos in der Innenstadt.

Janina Steinkrüger aus Frankfurt soll neue Mainzer Umwelt- und Verkehrsdezernentin werden. - Foto: gik
Janina Steinkrüger aus Frankfurt soll neue Mainzer Umwelt- und Verkehrsdezernentin werden. – Foto: gik

Steinkrüger soll damit Nachfolgerin der am 18. Mai zur Staatssekretärin im Klimaschutzministerium gewordenen Katrin Eder (Grüne) werden, mit dem Ressort für Umwelt, Grün, Energie und Verkehr tritt Steinkrüger ein Schlüsselressort in der Landeshauptstadt an. Der Wechsel Eders in die Landespolitik hatte die Mainzer Grünen vor keine geringe Herausforderung gestellt: Nach den Regeln der Partei musste der Dezernentenposten wieder von einer Frau besetzt werden – geeignete Kandidatinnen gab es jedoch unter den Mainzer Grünen nicht, nachdem die Grünen-Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner abgewunken hatte. „Wir haben uns intern und extern umgehört“, sagte der Mainzer Grünen-Chef Christian Viering am Dienstag, man habe Gespräche in Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz geführt. Gesucht habe man eine erfahrene Grüne, „die die Mobilitätswende in Mainz weiter vorantreiben und die zentrale Bedeutung von Umwelt- und Klimaschutzpolitik in unserer Stadt mit Elan und Expertise vertreten kann.“

Fündig wurden die Grünen schließlich in Frankfurt: Janina Steinkrüger, 46 Jahre, alleinlebend, und seit 2005 Mitglied der Grünen. Steinkrüger wuchs in Hofheim auf und studierte in Frankfurt Geschichte, osteuropäische Geschichte und Slawistik und arbeitete unter anderem für den hessischen Landtagsabgeordneten Marcus Bocklet (Grüne). Seit 2010 war sie immer wieder ehrenamtlich als Wahlbeobachterin für die OSZE in Osteuropa in Einsatz,  zuletzt in der Ukraine, wie die FAZ 2019 berichtete. Seit 2012 arbeitet Steinkrüger für die Frankfurter Umweltdezernentin Rosemarie Heilig, zunächst als persönliche Referentin, dann auch als Büroleiterin. Die treibende Kraft bei der Findung von Steinkrüger sei Katrin Eder selbst gewesen, räumte Viering ein: „Aber wenn man sich auf die Suche macht, und dabei immer denselben Namen hört, dann sollte man sich damit beschäftigen – und das war hier der Fall.“

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Bürgermeister Günter Beck (Grüne) stellte die designierte Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger vor. - Foto: gik
Bürgermeister Günter Beck (Grüne) stellte die designierte Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger vor. – Foto: gik

„Als wir uns vor vier, fünf Wochen zum ersten Mal getroffen haben, haben wir schnell festgestellt: Es gibt überall dieselben Stolpersteine“, sagte Bürgermeister Günter Beck (Grüne). Das erste Treffen habe in kleinstem Kreis mit ihm und Eder stattgefunden,  gesprochen habe man über Stadtpolitik und Verkehr, über Themen wie Parkplätze reduzieren, über Müllpolitik. „Janina ist die richtige Persönlichkeit, um Politik in Mainz zu gestalten“, betonte Beck, „sie ist hochkompetent und sehr sympathisch.“

„Ich beschäftige mich seit neun Jahren mit den Herausforderungen, denen sich Städte stellen müssen“, sagte Steinkrüger selbst. Am Herzen lägen ihr Themen wie Umwelt, nachhaltiges Wachstum für eine Stadt und klimagerechtes Bauen. „Ein großer Baustein ist immer noch der Verkehr“, sagte Steinkrüger weiter, der öffentliche Raum müsse mehr Lebensqualität bieten, der motorisierte Individualverkehr zurückgeschraubt werden. Fragen, „wie kann Parkfläche aus dem öffentlichen Raum verschwinden“ und der Ausbau des Radwegenetzes seien ihr ebenso wichtig wie die Energiewende: „Wir haben viel zu wenig Fotovoltaik auf den Dächern, auch in Mainz“, sagte die designierte Dezernentin.

Mainz selbst kenne sie von vielen Besuchen, als Historikerin liebe sie den Dom und St. Stephan – gelebt habe sie hier aber nie. „Ich kenne aber noch den Lindenbaum und das KUZ“, auch im Unterhaus sei sie wiederholt gewesen. Nach Mainz zu ziehen sei durchaus irgendwann eine Option – und schließlich sei sie immerhin an einem Fastnachtssamstag geboren, sagte Steinkrüger: „Auch Margit Sponheimer war Frankfurterin – und ich habe ‚House of Drecksäck‘ gesehen.“ Erst einmal aber wolle sie von Frankfurt aus pendeln – mit Bahn und Rad, ein eigenes Auto besitze sie gar nicht.

Janina Steinkrüger soll die Linie der Mainzer Grünen bei Verkehrswende und Klimaschutz fortsetzen. - Foto: gik
Janina Steinkrüger soll die Linie der Mainzer Grünen bei Verkehrswende und Klimaschutz fortsetzen. – Foto: gik

„Ich habe mich sehr gefreut, als ich den Anruf aus Mainz bekam“, sagte Steinkrüger. Sie habe nun neun Jahre lang geholfen, Entscheidungen vorzubereiten und nach innen in die Stadt zu vertreten, nun sei es „toll, dass ich in den kommenden Jahren Entscheidungen selbst treffen kann.“ Den Bereich Verkehr sehe sie als Herausforderung, bekannte sie, doch inhaltlich stehe auch sie für die Verkehrswende: „Die Verkehrswende, das brauchen wir einfach, für unser Wohlbefinden, für die nachfolgende Generation“, betonte sie. „Ich bin nicht Katrin Eder, klar“, sagte Steinkrüger weiter, aber „mit Günter Beck an meiner Seite und starken Grünen“ traue sie sich den Job zu. „ich werde eigene Fußstapfen hinterlassen, aber die Marschrichtung ist vorgegeben.“

Die Kandidatin muss nun erst noch von einem grünen Parteitag offiziell nominiert werden, das soll am 22. Juni geschehen. Den Kollegen im Stadtvorstand stellte sich die Frankfurterin am Montagabend kurz auf digitalem Wege vor – die Wahl im Stadtrat soll dann auf einer Sondersitzung am 13. Juli stattfinden. Eine Besonderheit gibt es dabei auch noch: Es werde eine zweite grüne Kandidatin geben, kündigte Beck an – die Ortsvorsteherin von Hartenberg-Münchfeld, Christin Sauer (Grüne), werde ebenfalls eine Bewerbung einreichen. Das sei aber lediglich als Absicherung gedacht, betonte Beck: Es solle nicht noch einmal zu einer Situation kommen, „dass jemand zwei Tage vorher verschwindet“, betonte Beck.

Christin Sauer, Ortsvorsteherin von Hartenberg-Münchfeld, soll als B-Kandidatin für die Grünen die Dezernentenwahl absichern. - Foto: gik
Christin Sauer, Ortsvorsteherin von Hartenberg-Münchfeld, soll als B-Kandidatin für die Grünen die Dezernentenwahl absichern. – Foto: gik

2018 hatte der Mainzer FDP-Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte zwei Tage vor seiner Wiederwahl plötzlich und überraschend seinen Rückzug erklärt, das Ergebnis war die Wahl der CDU-Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz. Ob es dieses Mal Gegenkandidaten geben wird, ist noch unklar, die Stelle muss ausgeschrieben werden. Man wolle unter allen Umständen eine solche Wiederholung verhindern, sagte Beck, Steinkrüger solle sich davon aber nicht irritieren lassen: „Unsere Kandidatin mit vollem Herzen und ganzer Kraft ist Janina.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum Wechsel von Katrin Eder in die Landespolitik und über ihre Bilanz als Umwelt- und Verkehrsdezernentin in Mainz lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

 

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