Es deutete sich am Montag bereits an, eine Überraschung ist es dennoch: Die Freien Wähler schlagen einen der beiden externen Bewerber für das Amt des Mainzer Wirtschaftsdezernenten für die Wahl am morgigen Mittwoch im Mainzer Stadtrat vor. Der Kandidat heißt Thomas Rosner, wohnt derzeit in Steinheim an der Murr und ist ohne Parteibuch. Der Diplom-Verwaltungswirt war bis 2017 acht Jahre lang Bürgermeister seines Heimatortes Steinheim bei Stuttgart, damit sei er aus Sicht der Freien Wähler „der bessere Bewerber“ für das Amt, sagte Fraktionsvize Kurt Mehler am Dienstagnachmittag Mainz&. Damit steht am Mittwoch neben der CDU-Kandidatin Manuela Matz ein zweiter Bewerber im Stadtrat zur Wahl – damit ist auch sicher gestellt, dass am Mittwoch auf jeden Fall ein Mainzer Wirtschaftsdezernent gewählt werden wird. Klar ist damit auch: Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP muss sich entweder mit einem parteilosen Externen oder eine CDU-Politikerin im Stadtvorstand arrangieren – eine Niederlage für die Koalition.
Die Krise in Mainz war am Montagnachmittag durch den überraschenden Abgang des bisherigen Wirtschaftsdezernenten Christopher Sitte (FDP) ausgelöst worden. Sitte hatte völlig überraschend zwei Tage vor seiner angesetzten Wiederwahl angekündigt, nicht mehr zur Verfügung zu stehen und einen Posten in der Wirtschaft anzunehmen. Die Ampel-Koalition, die noch drei Tage zuvor Sitte in den höchsten Tönen gelobt hatte, hatte damit keine Möglichkeit, einen Ersatzkandidaten zu benennen. Infrage kamen dafür nur die Bewerber, die sich vor Ablauf der Bewerbungsfrist im Sommer bei der Stadt beworben hatten – einer davon ist Rosner.
Damit Rosner am Mittwoch antreten kann, musste ihn eine Fraktion im Stadtrat als ihren Kandidaten vorschlagen, das taten die Freien Wähler nun. Man schlage damit einen Kandidaten vor, „der die Wirtschaft kennt, Visionen hat und das Handwerkszeug besitzt, Strategien im kommunalpolitischen Umfeld erfolgreich umzusetzen“, teilte die Fraktion mit. Rosner sei als Bürgermeister „mit dem Job insgesamt vertraut, auch wenn er parteilos ist, kennt er die Hürden in dem Metier“, sagte Mehler. Rosner bringe aus seiner Sicht vor allem umfassende berufliche Qualifikationen mit, die ihn befähigten, die Stadt voran zu bringen. Rosner sei Bürgermeister und Stadtkämmerer gewesen, er wolle die Mainzer Infrastruktur als integraler Bestandteil eines schlüssigen Smart-City-Konzeptes entwickeln, das sei überzeugend.
„Ich bin überzeugt, Herr Rosner ist geeignet, und er würde Mainz gut tun“, sagte Mehler. Die Stadt brauche frischen Wind von außen, und den bringe Rosner mit. Signale aus den Reihen der Ampel-Koalition habe er noch keine, ob diese eventuell Rosner mittragen würden, sagte Mehler zudem. „Die Parteibuchwirtschaft ist dort offenbar hochgradig ausgeprägt“,. sagte er weiter, ein Kandidat ohne das richtige Parteibuch sei wohl undenkbar. Den Freien Wählern sei aber Kompetenz wichtiger als Parteibuch.
„Ich halte Frau Matz auch für eine fähige Kandidatin“, sagte Mehler auf Nachfrage weiter. Als Unternehmerin habe sie aber nicht den beruflichen Background wie Rosner für ein Verwaltungsamt. Auch werde sie als CDU-Politikerin „mit Sicherheit größere Schwierigkeiten im Stadtvorstand haben“ als ein parteiloser Externer. Zudem sei ein zweiter Kandidat bei der Wahl wichtig: Hätte nur Matz zur Wahl gestanden, hätte sie nach zwei Wahlgängen scheitern können – dann wäre das Amt des Wirtschaftsdezernenten unbesetzt geblieben.
Bei zwei Kandidaten aber gibt es drei Wahlgänge: In den ersten beiden Wahlgängen braucht einer der beiden Kandidaten eine absolute Mehrheit von 31 Stimmen. Kommt es dazu nicht, ist im dritten Wahlgang gewählt, wer mehr Stimmen auf seine Person vereinen kann, unabhängig davon, dass die 31-Stimmenmehrheit erreicht wird. Mit zwei Kandidaten sei nun sicher gestellt, dass am Mittwoch in jedem Fall ein neuer Wirtschaftsdezernent gewählt werde, sagte Mehler weiter: „Hätten wir zugelassen, dass die Wahl scheitern kann, hätten wir auch zugelassen, dass auch in Zukunft das Parteibuch der ausschlaggebende Grund für die Besetzung solcher Stellen gewesen wäre.“
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