Der Start ins neue Jahr 2024 ist in Mainz vergleichsweise ruhig vonstatten gegangen: Hatte zum Jahreswechsel 2023 noch die Luft vor Raketen und hemmungsloser Böllerei gebrannt, so wurde dieses Mal deutlich weniger geknallt. Das Feuerwerk um kurz nach Mitternacht war mehr von Raketen denn von Böllern geprägt, Mainzer Polizei und Feuerwehr zogen eine zufriedene Bilanz: Es sei weitestgehend friedlich geblieben. Allein das Tierheim in Mainz berichtete erneut von einer Horrornacht. In Koblenz starb hingegen ein 18-Jähriger beim Zünden eines Feuerwerkskörpers, im Rheinhessischen brannten mehrere Gebäude.

Feuerwerk über Mainz-Hechtsheim, vom Kirchenstück aus gesehen. - Foto: gik
Feuerwerk zum Jahreswechsel 2023-2024 über Mainz-Hechtsheim, vom Kirchenstück aus gesehen. – Foto: gik

Ein Jahr zuvor hatte Mainz noch eine Rekord-Feuerwerks-Nacht erlebt, das war in diesem Jahr deutlich anders: Bereits vor dem Gongschlag zur Mitternacht pfiffen zwar die ersten Raketen in den Nachthimmel, entfaltete sich danach ein buntes Kaleidoskop von Lichtern am Nachthimmel – doch insgesamt wurde deutlich weniger geböllert als ein Jahr zuvor. Was auffiel: Es waren in erster Linie Raketenbatterien, die den Nachthimmel erhellten, laute Kracher hingegen gab es deutlich weniger – auch schon in den Stunden vor dem Jahreswechsel.

Offenbar sparten sich doch viele Mainzer im Angesicht von Inflation und Teuerungs-Rallyes die Kosten für die Silvesterkracher, das galt allerdings nicht fürs ganze Stadtgebiet: Entlang des Rheinufers, in Mainz-Gonsenheim und auch in so mancher Hochhausgegend wurde immer noch das alte Jahr mit gehörig viel Schall und Rauch vertrieben. Die deutlich geringe Menge an Böllern hatte indes auch positive Auswirkungen auf die Luft: Erstmals seit Jahren lag Mainz nicht unter einer Glocke aus Rauch und giftiger Luft.

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Messstationen zeigen gute Luft in Neujahrsnacht

So zeigten alle drei Messstationen in der Mainzer Innenstadt – in der Parcusstraße, in der Rheinallee und auf der Zitadelle – um 1.00 Uhr morgens niedrige Werte im grünen Bereich bei Stickoxiden ebenso wie in Sachen Feinstaub. Das Umweltbundesamt verzeichnete zwar kurzzeitig auf der Mainzer Zitadelle einen Feinstaubwert von 92 Mikrogramm, doch das war nur von kurzer Dauer: Der kräftige Wind verwehte die giftigen Rauchwolken um Mitternacht ausgesprochen schnell – die Luft in Mainz war am 31. Dezember deutlich schlechter gewesen, ebenso am 27. und 28. Dezember, trotz Feiertagen und Ferienzeit.

Viele Raketen, weniger Böller: Das Feuerwerk in Mainz zum Jahreswechsel 2023-2024. - Foto: gik
Viele Raketen, weniger Böller: Das Feuerwerk in Mainz zum Jahreswechsel 2023-2024. – Foto: gik

Die höchsten Feinstaubwerte der Silvesternacht wurden denn auch in Berlin mit 791 Mikrogramm gemessen, allerdings wurden auch in Mainz-Mombach 207 Mikrogramm Feinstaub registriert – ein Jahr zuvor waren es mit 1943 Mikrogramm ein Vielfaches gewesen, wie eine Karte des Redaktionsnetzwerks Deutschland zeigt. Dort landete die Messstation an der Wiesbadener Ringkirche mit 668 Mikrogramm auf einem unrühmlichen vierten Platz im Bundesvergleich.

Polizei und Feuerwehr in Mainz zogen denn auch eine ausgesprochen kurze und zufriedene Bilanz: Man könne auf „eine weitestgehend friedliche Silvesternacht zurückblicken“, hieß es bei der Polizei Mainz. Nach dem Jahreswechsel sei es wie in den V0orjahren auch „zu feiertypischen Einsatzlagen“ gekommen, die meist in etwas übermäßigen Alkoholkonsum begründet gewesen seien. „Herausragende Fälle wurden nicht bekannt“, bilanzierte die Polizei kurz und knapp: „Zu Angriffen auf Einsatzkräfte kam es, wie auch im letzten Jahr nicht. Die Polizei Mainz wünscht allen Bürgerinnen und Bürgern einen guten Start in das Jahr 2024.“

Brände in Rheinhessen, Toter bei tragischem Unfall in Koblenz

Ganz ähnlich fiel die Bilanz der Mainzer Feuerwehr aus: „Jahreswechsel im Stadtgebiet Mainz vergleichsweise ruhig“, hieß es auch dort. Die Einsatzkräfte seien zu mehreren Mülltonnenbränden ausgerückt, die vermutlich durch Silvesterfeuerwerk verursacht wurden. Man habe diverse Einsätze des Rettungsdienstes im Stadtgebiet unterstützt, und habe zahlreiche Notrufe aus den Landkreisen Mainz-Bingen sowie Alzey-Worms bearbeitet – in Alzey, Framersheim und Wörrstadt gab es jeweils einen Gebäudebrand. So verursachte in Framersheim Silvesterfeuerwerk den Brand einer Doppelhaushälfte.

Viel Bengalisches, viele Raketen: Jahreswechsel in Mainz. - Foto: gik
Viel Bengalisches, viele Raketen: Jahreswechsel in Mainz. – Foto: gik

Balkonbrände in der Mainzer Innenstadt wie in den Vorjahren wurden indes nicht gemeldet, ebensowenig gab es Verletzte bei der Böllerei – das war in Koblenz anders: Dort wurde ein 18-Jähriger beim Zünden eines Feuerwerkskörpers derart schwer verletzt, dass er trotz erfolgter Reanimation an den Folgen der Explosion verstarb, wie das Mainzer Innenministerium mitteilte, das zudem von „einem tragischen Unfall“ sprach. Die genauen Umstände bedürften weiterer polizeilicher Ermittlungen.

Insgesamt seien aber in ganz Rheinland-Pfalz von den Einsatzkräften der rheinland-pfälzischen Polizei 105 Straftaten und Ordnungswidrigkeiten im Zusammenhang mit Silvesterfeierlichkeiten verzeichnet worden – das seien doppelt so viele wie im Vorjahr (2022: 52) gewesen. Man habe 34 Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzungen (2022: 24), 15 wegen Sachbeschädigung (2022: 16) und 12 wegen Beleidigung (2022: 1) einleiten müssen. Gegen Störer wurden 68 Platzverweise (2022: 34) ausgesprochen und fünf freiheitsentziehende Maßnahmen (2022: drei) durchgesetzt. Angriffe gegen Rettungskräfte gab es indes in Mainz wie auch landesweit: keine.

Erneute Horrornacht für Tierheim Mainz

Das Mainzer Tierheim indes berichtete erneut von einer Horrornacht: Direkt vor den Toren des Tierheims an der Zwerchallee brannten Jugendliche reihenweise Böller ab, wie ein Video des Tierheims auf Facebook zeigt. Das Kleintierhaus Tierheim Mainz hatte bereits in der Silvesternacht zu 2023 eine Horrornacht erlebt und von „einer Art Krieg und Inferno für Umwelt, Mensch und Tier“ geschrieben. In diesem Jahr wiederholte sich der Horror offenbar zumindest in Teilen. „Empathielos, egoistisch, bösartig, einfach nicht nachgedacht, cool sein wollen oder einfach nur dumm?“, schimpfte das Tierheim auf seiner Facebook-Seite – und forderte: Die Politik müsse nun endlich reagieren. „Es muss sich dringend was ändern, wir brauchen endlich den lange schon benötigten Schutz und keine leeren Wahlversprechen!“

Info& auf Mainz&: Mehr zur Luftqualität an den Messstationen bundesweit findet ihr hier beim Umweltbundesamt. Eine ausführliche, sehr gut gemachte Reportage über das Thema Feinstaub in dieser Silvesternacht  mit vielen Grafiken und Vergleichswerten findet Ihr hier beim Redaktionsnetzwerk Deutschland im Internet. Unseren Text vom Vorjahr könnt Ihr zum Vergleich noch einmal hier nachlesen.