„Großes Gasvorkommen unter dem Wiesbadener Hauptbahnhof entdeckt!“ Das meldete überraschend am Freitag die Linke in Wiesbaden, und warf den Grünen-Politikern Tarek Al-Wazir und Robert Habeck vor, den Hauptbahnhof für das dreckige Fracking-Gas abreißen zu wollen. Auch andernorts tat sich an diesem besonderen Datum Überraschendes: Die Schiersteiner Brücke wird nun zur Hälfte ÖPNV- und Rad-Brücke, bei der rheinland-pfälzischen Polizei werden ab 2023 Diensthunde durch Lamas ersetzt – und der BUND forderte ein Wanderverbot für Wildtiere. Die größte Sensation aber: Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ zieht um – nach Wiesbaden.

Sind die Tage des Wiesbadener Hauptbahnhofs gezählt? Offenbar tat sich am 1. April ein Gasvorkommen unter dem Bahnhof auf... - Foto: privat
Sind die Tage des Wiesbadener Hauptbahnhofs gezählt? Offenbar tat sich am 1. April ein Gasvorkommen unter dem Bahnhof auf… – Foto: privat

Nicht nur das Wetter spielte am Freitag verrückt: Passend zum Datum hagelte es auch verrückte Meldungen in den Medien und den sozialen Netzwerken – die Aprilscherze sind zurück. Offenbar bestand angesichts von Krisen, Krieg und Katastrophen ein großes Bedürfnis danach, wenigstens mal kurz Vernunft Vernunft sein zu lassen, und sich über wahrhaft verdrehte Geschichten zu freuen.

Eine der überraschendsten Meldungen war sicher diese: Nach der 2021 erfolgten Sperrung der Salzbachtalbrücke und des Hauptbahnhofs für den Fernverkehr drohe dem Rhein-Main-Gebiet nun schon wieder „ein vollkommenes Verkehrschaos“, meldete sich die Linke im Wiesbadener Landtag zu Wort: „Eine Zufallsbohrung in der Nähe des Wiesbadener Hauptbahnhofs hat ergeben, dass sich dort sehr große Gasvorkommen befinden!“ Nun wollten Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) einen schnellen Abriss des Bahnhofs, und hätten zudem „bereits angekündigt, diesen mit einem feierlichen Akt begehen zu wollen“, klagte die Linke weiter.

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Doch auch angesichts steigender Energiepreise: „Dreckiges Fracking-Gas ist ein enormer Klimakiller und eignet sich nicht als sinnvolle Brückentechnologie“, warnte Linken-Pressesprecher Thomas Klein. das finde „keinesfalls unsere Zustimmung“, betonte der Sprecher, und warnte: „Sollte es zum Abriss des Hauptbahnhofs kommen, müsse Wiesbaden – zumindest bis zum Bau eines neuen Bahnhofs – wie zu Kaiser Wilhelms Zeiten mit Zeppelinen angeflogen werden.“

Die zweite Schiersteiner Brücke soll ÖPNV-Brücke werden - findet jedenfalls der Verein "Wiesbaden anders bewegen" am 1. April. - Visualisierung: Jan Schlotter, vevis
Die zweite Schiersteiner Brücke soll ÖPNV-Brücke werden – findet jedenfalls der Verein „Wiesbaden anders bewegen“ am 1. April. – Visualisierung: Jan Schlotter, vevis

Nun, in Wiesbaden fand man am Freitag offenbar Gefallen an so mancherlei Verkehrsspielerei, die Initiative „Wiesbaden neu bewegen“ meldete unterdessen nämlich: „Schiersteiner Brücke wird für Fuß, Rad und ÖPNV umgewidmet!“ Die neue Schiersteiner Rheinbrücke nehme Formen an, derzeit fließe der Verkehr mit zwei Spuren pro Fahrtrichtung über die eine, bereits fertige Brückenhälfte, so der Verein in einer Pressemitteilung. „Wie der derzeit flüssig laufende Verkehr über die Brücke eindrucksvoll belegt, scheint diese eine Brücke vollauf für den motorisierten Individualverkehr auszureichen“, erklärte Vereinsvorsitzender Alexander Mehring.

In der Konsequenz schlage „Wiesbaden neu bewegen“ deshalb vor, die zweite, im Bau befindlich Brücke ausschließlich dem Bus-, Tram- und Fahrradverkehr zu widmen. Die Wiesbadener lieferten auch gleich eine beeindruckende Grafik mit und erläuterten: „Auf dieser Brücke ist locker Platz für zwei Radwege, zwei Straßenbahnschienen und zusätzlich noch zwei Busspuren. Wiesbaden könnte sich nach langer Zeit wieder innovativ präsentieren und zugleich seinen Ruf als Erfinder der Busspur erneuern.“

Die Idee sei auch bereits bis zum Bundesverkehrsministerium vorgedrungen, und dort sei man „begeistert“: Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise sei es „für die Wirtschaftsnation Deutschland eminent wichtig, sich von fossilen Energieträgern unabhängig zu machen und den Umweltverbund zu stärken. Busse, Straßenbahnen und Fahrräder würden somit zu ‚Freiheitsfahrzeugen‘.“

 

Um Ideen war man indes aber auch auf rheinland-pfälzischer Seite nicht verlegen. Da meldete der „Merkurist“, Mainz wolle mit den Biontech-Millionen nun endlich die rechtsrheinischen Stadtteile AKK zurückkaufen – so mancher meinte, das sei gar kein Scherz. Immerhin hatte Biontech gerade einen Nettogewinn von 10,3 Milliarden Euro verkündet, und damit noch einmal mehr als erwartet, was der Heimatstadt Mainz zusätzliche Steuer-Millionen bescheren dürfte.

Lamas statt Diensthunde! Das meldete die Gewerkschaft der Polizei am Freitag, den 1. April. - Grafik: GdP
Lamas statt Diensthunde! Das meldete die Gewerkschaft der Polizei am Freitag, den 1. April. – Grafik: GdP

Derweil meldete die Gewerkschaft der Polizei (GdP): In Rheinland-Pfalz würden ab 2023 Diensthunde durch Lamas ersetzt! „Nach den Diskussionen um die teure Ausbildung der Diensthunde“ habe man sich für diesen neuen Weg entschieden, hieß es auf Facebook. „Wir sind einerseits traurig – aber freuen uns, dass die tollen Diensthunde ihren Familien übergeben und die Diensthundeführer zukünftig als Lamaführer ihren Platz in der Polizei finden werden“, betonte die Gewerkschaft.

In einem verdeckt durchgeführten Pilotprojekt bei der Kriminalpolizei sei festgestellt worden, dass Lamas „einen besonders guten Riecher für kriminelle Energie“ und zudem eine außergewöhnlich gute präventive Wirkung auf das polizeiliche Gegenüber hätten – und zudem billiger seien. Die Lamas würden nun in die Polizeiausbildung auf dem Hahn gehen und ab dem 01.01.2023 die neue gegründete Lamastaffel bilden.

 

Tierische Gedanken hatte sich indes auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Hessen gemacht: „Jedes Jahr stören Rehe, Wildschweine und Amphibien den Autoverkehr“, klagte der BUND just am Freitag. Für einen ungebremsten Verkehrsfluss fordere man deshalb nun „ein Wanderverbot für Wildtiere“ – damit Autofahrer „keinen Komfortverlust in ihrem natürlichen Habitat PKW“ mehr erleiden müssten. Die Deutschen seien „symbiotisch mit ihrem Auto verbunden“, dass Tiere durch Überqueren von Straßen die natürliche Fortbewegung der Menschen störten, schlicht inakzeptabel. „Hier ist politisches Handeln angebracht, um die Nutzung der natürlich gewachsenen Asphalt-Schichten gerecht zu verteilen“, hieß es vom BUND.

Das Kurfürstliche Schloss zu Mainz hat als Fernsehkulisse ausgedient - "Mainz bleibt Mainz" zieht nach Wiesbaden! - Grafik: Mainzer Narren steh'n zusammen
Das Kurfürstliche Schloss zu Mainz hat als Fernsehkulisse ausgedient – „Mainz bleibt Mainz“ zieht nach Wiesbaden! – Grafik: Mainzer Narren steh’n zusammen

Bleibt festzustellen: Die Hessen schlagen in diesem Jahr die Rheinland-Pfälzer in Sachen humoristische Ideen deutlich… Verlass war da auf die Mainzer Narren: Die Mainzer Freischützen Garde meldete stolz, der MCV werde zukünftig „nicht mehr als Kooperationspartner der Fernsehfastnacht zur Verfügung stehen“ – der eigene Verein werde die Lücke beim Ausrichten der Fernsehsitzung füllen. Und in der Facebook-Gruppe „Mainzer Narren steh’n zusammen“ wurde eine weitere Sensation vermeldet: Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ werde ab 2023 nicht mehr im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz stattfinden – sondern im Rhein-Main Congress Centrum. Und das liegt bekanntlich – richtig! – in Wiesbaden…

Info& auf Mainz&: Wie die Aprilscherze in der Zeit vor der Corona-Pandemie aussahen, könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen. Und die Schiersteiner Brücke war schon öfter Objekt von Scherzen zum Apriltag – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.