Der Weinjahrgang 2018 geht als absoluter Ausnahmejahrgang in die Geschichte ein: Nach dem wärmsten Sommer und dem frühesten Weinlesestart seit Beginn der Aufzeichnungen, haben die Winzer jetzt auch noch eine Rekordmenge bei der Lese eingefahren. Nach den jüngsten Ertragsschätzungen sei eine Weinmostmenge von bundesweit rund 10,7 Millionen Hektolitern zu erwarten, teilte das Deutsche Weininstitut (DWI) mit. Das wären 23 Prozent mehr als der langjährige Durchschnitt, in Rheinhessen wird mit 19 Prozent Mengenzuwachs gerechnet. Und das bei unglaublichen Qualitäten: Die Winzer in der Region schwärmen von kerngesunden Trauben mit hohen Oechslewerten und großartiger Aromatik. Die Weinlese 2018 sprengt alle Rekorde.
Es war am 6. August, als das DWI zum offiziellen Startschuss zur Weinlese 2018 gab – es war der früheste Weinlesestart aller (registrierten) Zeiten. Nach dem wärmsten April seit Beginn der Wetteraufzeichnung, folgte eine ebenfalls sehr frühe Rebblüte Anfang Mai und ein enorm heißer und trockener Sommer. Den Trauben bekam das ausgezeichnet: Schon mit dem Start der Weinlese staunten die Winzer über hocharomatische Moste und Vollreife Trauben, die kerngesund waren. Zügig gingen die Winzer von der Federweißenlese in die Haupternte über, ungewöhnlich früh wurden auch schon Rotweine gelesen. Anfang Oktober meldeten sogar Spitzenwinzer im Rheingau: „Weinlese abgeschlossen“ – zu einem Zeitpunkt, als vor wenigen Jahrzehnten die Weinlese im Rheingau überhaupt erst begonnen hätte.
Die Qualität der gelesenen Trauben begeisterte die Winzer fast durchgehend, die Befürchtungen galten der Menge: Weil viele Trauben winzig und geschrumpelt waren, blieb die Frage, wie groß die Ernte ausfallen würde. Zur großen Überraschung gaben die Weinberge aber nicht nur höchstwertige Klasse, sondern auch noch Masse aus: Mit 10,7 Millionen Hektolitern rechnet das DWI nach den ersten großen Ertragsschätzungen. Zum Vergleich: 2017 holten die Winzer nur 8,76 Millionen Hektoliter in ihre Keller, das langjährige Mittel liegt bei 8,8 Millionen Hektolitern.
Damit wäre die Weinernte 2018 die größte seit dem Jahr 1999 – das wäre die größte der letzten 19 Jahre. Und besonders im Westen der Republik profitieren die Winzer besonders. Während die Winzer im Anbaugebiet Saale-Unstrut ganze 5 Prozent Plus und die in Sachsen 7 Prozent plus melden, explodieren entlang des Rheins die Erntemengen: Der Rheingau meldet ein Plus von 36 Prozent, die Hessische Bergstraße gar von 45 Prozent. Auch an der Nahe liegen die Schätzungen bei plus 40 Prozent, an der Mosel bei plus 36 Prozent und an der Ahr bei plus 45 Prozent.
Spitzenreiter ist der Mittelrhein mit einem sagenhaften Zuwachs von 64 Prozent. Da schneidet Rheinhessen mit einem Plus von 19 Prozent geradezu moderat ab – allerdings ist Rheinhessen ohnehin das größte deutsche Weinanbaugebiet mit großen Flächen und traditionell hohen Mengen. Hier wird in diesem Jahr mit 2,95 Millionen Hektolitern gerechnet, 2017 waren es 2,476 Millionen Hektoliter.
Die Trockenheit dieses Sommers habe der Reben- und Reifentwicklung „rückwirkend betrachtet mehr genutzt als geschadet“, bilanziert denn auch das DWI: „Dank der trocken-heißen Witterung präsentierten sich die Trauben bis in den Oktober hinein kerngesund, sehr aromatisch und hoch reif.“ Die Rotweinsorten hätten ganz besonders von dem sonnigen Sommer profitiert – freut Euch also auf satte Rotweine mit voller Aromenfülle.
Die Winzer achteten allerdings im Gegensatz zum Jahrhundertsommer 2003 in diesem Jahr darauf, dass die Trauben nicht mit allzu hohen Mostgewichten in die Keller kamen, um die Weine nicht übermäßig kräftig werden zu lassen. Steuern lässt sich das vor allem mit dem Lesezeitpunkt, auch das ein Grund, warum die Weinlese 2018 in weiten Teilen bereits beendet ist. „Die Weinfreunde können sich auf ausgesprochen fruchtige Weißweine und farbkräftige, vollmundige Rotweine dieses Jahrgangs freuen“, heißt es denn auch beim DWI. Tun wir 😉
Info& auf Mainz&: Unseren Bericht vom Start der frühesten Weinlese aller Zeiten könnt Ihr hier noch einmal nachlesen.