Vergangene Woche monierte der Verein „Rettet das Römische Mainz“ das Verschwinden der Großen Mainzer Jupitersäule – nun teilte die Stadt Mainz auf Mainz&-Anfrage mit: Eine schnelle Rückkehr des markanten Denkmals auf seinen Platz vor dem Mainzer Landtag wird es nicht geben. Vor der Wiederaufstellung bedürfe es „umfangreicher geologischer Untersuchungen und statischer Berechnungen“, teilte die städtische Pressestelle mit. Die Säule soll zudem ein Skelett bekommen, die Bodenbeleuchtung erneuert werden – ist die Jupitersäule nicht mehr standfest? Und wann kehrt sie endlich zurück?

Vor einer Woche hatte der neu gegründete Verein „Rettet das Römische Mainz“ sich zu einer ersten Rettungsmission getroffen: Auf der Grünanlage vor dem Mainzer Landtag stand bis Mai 2015 die Große Mainzer Jupitersäule, eine 9,10 Meter hohe, schlanke Säule, die mit Reliefs römischer und keltischer Gottheiten reich verziert ist. Das Original wurde im Jahr 1905 in der Mainzer Neustadt gefunden und steht im Landesmuseum in Mainz, vor dem Landtag aber stand eine originalgetreue Kopie, die Mainzer und Besucher von auswärts stets zum Staunen brachte.
Das Monument wurde zwischen 63 und 67 nach Christus von reichen Kaufleuten im antiken Mogontiacum errichtet, zu Ehren des damaligen Kaisers Nero, der später dem Wahnsinn verfiel. Ihr Fund in Mainz war eine Sensation, die Säule bis heute eine der größten ihrer Art – und zu ihrer Zeit stilbildend für eine ganze Gattung von gigantischen Säulen. Dass reiche Mainzer Kaufleute sie stifteten, zeugt vom großen Reichtum und der Bedeutung der antiken Handelsmetropole am Zusammenfluss von Rhein und Main, die Jupitersäule war ein Symbol dafür, und faszinierte auch in der Moderne die Menschen.
Jupitersäule: Seit 10 Jahren fort, Sockel verwaist – und marode?
Doch im Mai 2015 wurde die Säule zu Restaurationszwecken abgebaut – und kehrte bis heute nicht zurück. Die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) habe die Rückkehr noch 2022 fest versprochen, kritisierte der Vorsitzende des neuen Vereins, Christian Vahl – nach zehn Jahren werde es Zeit, dass man das Versprechen hält.“

Mainz& hat bei der Stadt nachgefragt: Wo steckt die große Jupitersäule, und wann kehrt sie an ihren angestammten Platz zurück? Die Antwort der städtischen Pressestelle ist ernüchternd: Von einer schnellen Rückkehr kann keine Rede sein. Die Kopie der Großen Mainzer Jupitersäule befinde sich weiter in einem Steinmetzbetrieb in Budenheim, teilte die Pressestelle mit – hier wurde die Säule seit 2015 aufwändig restauriert. Die Aufarbeitung sollte aber eigentlich bereits 2023 abgeschlossen sein, was also verhindert die Rückkehr des Monuments?
Antwort der Stadt Mainz: der Boden. Der Sockel der Jupitersäule stehe „zur Hälfte auf dem Parkhaus unter dem Platz der Mainzer Republik und zur Hälfte auf aufgeschüttetem Boden“, so die Stadt Mainz – vor dem Wiederaufstellen der Säule bedürfe es nun „umfangreicher geologischer Untersuchungen und statischer Berechnungen.“ Um eine ausreichende Stabilität des Sockels zu gewährleisten, müsse „der Untergrund geologisch untersucht, und der Sockel zudem verstärkt werden.“

Jupitersäule soll Edelstahlskelett erhalten
Zuvor hatte die Riesensäule über Jahrzehnte hinweg genau am gleichen Standort gestanden, bis sie 2015 wegen Schäden abgebaut wurde – damals wackelte die Säule in ihrem Fundament. Inzwischen präsentiert sich der Sockel ziemlich verwittert, rund um die Säule sind noch immer Scheinwerfer in den Boden eingelassen, deren Gitter aussehen wie neu. Doch die Stadt schreibt dazu: „Im Rahmen der Neuaufstellung der Kopie der Großen Mainzer Jupitersäule soll schließlich auch noch die Bodenbeleuchtung erneuert werden.“

Zudem solle die Säule aber auch noch verstärkt werden, die einzelnen Teile sollten „aus Gründen der Standsicherheit auf ein Edelstahlskelett aufgefädelt werden, wofür wiederum eine statische Berechnung notwendig ist“, so die Stadt, und weiter: „Aufgrund von Personalmangel konnten die umfangreichen Untersuchungen und Berechnungen bislang noch nicht in Auftrag gegeben werden.“ Eigentlich hatte die Gebäudewirtschaft Mainz eigens einen Archäologen eingestellt, der sich um die antiken römischen Bauten kümmern sollte, wann diese Untersuchungen – von denen vor zwei Jahren noch keine Rede war – nun stattfinden sollen: unklar.
Die Jupitersäule solle „nach Abschluss der Arbeiten umgehend auf ihren alten Platz zurückkehren“, versichert die Stadt – wann das sein kann, sagt sie nicht. Die Präsentation der Säule werde „Teil des Gesamtkonzeptes zur Präsentation des Römischen Mainz sein, das derzeit unter Einbeziehung zahlreicher Experten erarbeitet wird.“ Damit ist offenbar der Koordinierungsrat gemeint, den die Stadt überraschend im Februar 2025 angekündigt hatte, er soll die Stadt Mainz bei der Erarbeitung eines Gesamtkonzepts zur Präsentation des Römischen Mainz beraten soll.
Personalmangel für Untersuchungen zu Boden und Statik?
Der Prozess sei auf zwei Jahre angelegt und bestehe aus mehreren Teilprojekten, hieß es im Februar, man wolle „selbstverständlich“ auch ehrenamtliche Initiativen beteiligen, insbesondere die Initiative Römisches Mainz. Nur: Nach Mainz&-Informationen ist gerade die IRM bis heute nicht ein einziges Mal zu den Sitzungen des Koordinierungsbeirates eingeladen worden, erst kürzlich schwärmte indes die Direktorin des Archäologischen LEIZA-Zentrums, Alexandra Busch, man arbeite in dem Beirat „sehr harmonisch zusammen“.
Mainz& hatte im Übrigen auch nach dem Verbleib des Modells einer Jupiterstatue gefragt, die 2015 im Mainzer Isistempel präsentiert wurde: Das Modell sollte als Vorbild für eine mehr als zwei Meter große, vergoldete Bronzestatue dienen, die eigentlich die Große Jupitersäule nach ihrer Rückkehr schmücken sollte – so, wie es ursprünglich einmal war. Zum Verbleib des Jupiter-Modells will sich die Stadt nun später äußern.
Info& auf Mainz&: Mehr zur Großen Mainzer Jupitersäule, ihrer Geschichte und ihrem Verschwinden lest Ihr hier auf Mainz&.