Es klingt wirklich verlockend: Ein Strandbad am Mainzer Rheinufer, in Höhe des Stadtteils Mombach, ein Zugang zum Rhein für Mainzer – endlich! Doch daraus wird wieder einmal nichts: Die Mainzer Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) erteilte einem Vorschlag des Mombacher Ortsvorstehers Christian Kanka (SPD) eine glatte Ablehnung. Das Mombacher Rheinufer biete als letzter naturnaher Auenbereich des Rheins im Stadtgebiet von Mainz etlichen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum, betonte Steinkrüger. Umweltschützer sehen zudem eine andere Gefahr: Durch Schiffe und Abwässer der Kläranlage.

Der Rhein zwischen der Ingelheimer Aue und dem Mombacher Ufer - ein Seitenarm des Rheins, der nicht zur regulären Schifffahrtsstrecke gehört. - Foto: gik
Der Rhein zwischen der Ingelheimer Aue und dem Mombacher Ufer – ein Seitenarm des Rheins, der nicht zur regulären Schifffahrtsstrecke gehört. – Foto: gik

Mainz gehört wohl zu den wenigen Großstädten an einem Fluss, die es seit Jahren noch immer nicht geschafft haben, ihren Einwohnern einen Zugang zu dem Fluss vor der Haustür zu verschaffen. Das liegt zum einen natürlich daran, dass der Rhein eine europäische Binnenschifffahrtsstraße ist, das Baden in den Fluten des Stromes alles andere als ungefährlich. Doch gerade die Corona-Pandemie zeigte überdeutlich: Mainz hat viel zu wenig Naherholungsflächen – und viel zu wenig Wassermöglichkeiten an heißen Sommertagen.

Zwei Schwimmbäder beherbergt die Landeshauptstadt Mainz mit ihren mehr als 220.000 Einwohnern gerade einmal, an heißen Tagen heißt das: Andrang pur. Doch rund um Mainz gibt es auch so gut wie keine Badeseen, und im Gegensatz zu Rhein-Gemeinden wie Oppenheim oder Budenheim gibt es in Mainz auch keinerlei Strand mit Zugang zum Rhein – das wird gerade in Zeiten des Klimawandels zunehmend schmerzlich vermisst.

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Kanka: Ufer Kanuvereine – Schiersteiner Brücke nutzen

Und so wärmte vergangene Woche Mombachs Ortsvorsteher Christian Kanka (SPD) eine alte Idee wieder neu auf: In einem Schreiben an den Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos), bat Kanka die Verwaltung zu prüfen, ob eine Nutzung des Mombacher Rheinufers für ein Rheinschwimmbad „oder eine andere Nutzung des Rheinufers zum Verweilen“ möglich sei. Kanka schwebte dabei der Bereich zwischen den Mombacher Kanuvereinen und der Schiersteiner Brücke vor – hier werden schon jetzt diverse Boote ins Wasser gelassen und finden Standup-Paddle-Kurse statt.

Idyllisch: Strand am Mombacher Rheinufer, "Mombeach" genannt - früher ein beliebtes Ausflugsziel an heißen Tagen, heute ist hier Lagern verboten. - Foto: gik
Idyllisch: Strand am Mombacher Rheinufer, „Mombeach“ genannt – früher ein beliebtes Ausflugsziel an heißen Tagen, heute ist hier Lagern verboten. – Foto: gik

Die Idee, hier für einen allgemeinen Zugang zum Rheinufer zu sorgen, ist daher nicht unlogisch, Kanka betonte, seine Motivation speise sich aus zwei Dingen: „Zum einen ist bekannt geworden, dass aus Sicht der Verwaltung die Umsetzung der ‚Heiligen Makrele‘ im Zollhafen wegen der Schallemissionen problematisch ist, zum anderen hat die Verwaltung den Zugang zum sogenannten ‚Mombeach‘ mittels Findlingen für Menschen versperrt.“

Der sogenannte „Mombeach“ ist ein idyllischer Teile des Rheinufers zwischen Mombach und Budenheim, der verwunschene Ecken und veritable Sandstrände mit Blick auf den Rhein bietet – die Stadt Mainz hat indes hier jedes Verweilen untersagt. Der Grund: Das Mombacher Unterfeld ist nämlich ein Auengebiet, in dem viele Vögel und seltene Pflanzen ihre Heimat haben. Grillen und Picknicken ist hier nicht erlaubt, Feuer machen schon gar nicht, selbst das „Lagern“ ist untersagt – die Stadt Mainz zählt dazu schon das Sitzen auf einer Decke im Sand.

„Kein Konzept für die Naherholung Mainzer Bürger“

Naturschutz sei zweifellos richtig und wichtig, sagte Kanka nun, „allerdings fehlen mir seitens der Verwaltung schlicht die Alternativen zu einer Nutzung des Rheinufers, um zumindest auch mal mit den Füßen ins Wasser gehen zu können“, kritisierte der SPD-Mann. Unterstützung erhielt Kanka von Markus Schmitz, dem Vorsitzenden der benachbarten Wassersportvereins Kanufreunde Mainz-Mombach 1929 e.V.: „Es besteht kein sinnvolles Konzept für Mainzer Bürger was Naherholung am Rhein angeht“, kritisierte Schmitz.

Die in Gesprächen mit dem Umweltdezernat gemachten Aussagen, dass die Mainzer auf die Rettbergsaue könnten, sobald der Fahrradweg der Schiersteiner Brücke fertig sei, „kann aus meiner Sicht keine Alternative sein“, betonte Schmitz zudem: Die Rettbergsaue gehöre schließlich zu Wiesbaden, das könne ja wohl nicht „zum Naherholungskonzept der Stadt Mainz zählen.“ Tatsächlich bleibt die Stadtverwaltung seit Jahren eine Antwort auf genau diese Frage des Zugangs zum Rhein schuldig – während die Mainzer sich immer wieder genau eine solche Lösung wünschen.

Die Einfahrt zum Mombacher Industriehafen im Abendlicht. - Foto: gik
Die Einfahrt zum Mombacher Industriehafen im Abendlicht. – Foto: gik

Kanka verwies denn auch erneut auf das Beispiel des Rheinschwimmbads „Rhybadi“ in Schaffhausen – wie etwa dort gebe es diverse Schwimmbäder im Rhein. Auf Höhe von Mombach erstrecke sich auf rund 500 Metern ein Seitenarm des Rheins, hier seien weniger Container- und Transportschiffe unterwegs, der Bereich sei gut mit dem ÖPNV und mit dem Fahrrad erreichbar. „Eine am Rhein liegende wachsende Stadt benötigt neben Naturschutz auch am Wasser gelegene Flächen für eine entsprechende Nutzung für Bürger“, betonte Kanka.

Gehör fand er bei der Stadtverwaltung indes nicht: Statt Haase antwortete die grüne Umweltdezernentin Janina Steinkrüger – und lehnte den Vorschlag rundheraus ab. Kankas Vorschlag sei „kein neuer Gedanke, der zudem bereits in der Vergangenheit aus guten Gründen nicht weiter verfolgt wurde“, teilte Steinkrüger nun mit. Es sei für die Stadtverwaltung „schlicht nicht möglich, zugleich auch absolut nicht zielführend, zu versuchen, ein Naturschutzgebiet stellenweise als solches zu entwidmen“, sagte Steinkrüger weiter.

Steinkrüger: Mombacher Rheinufer wichtiger Natur-Schutzraum

Das Mombacher Rheinufer biete als letzter naturnaher Auenbereich des Rheins im Stadtgebiet von Mainz etlichen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum, die auf der roten Liste der gefährdeten Arten stünden, und diesen Schutzraum dringend zum Überleben brauchten, betonte die Dezernentin weiter. „Darüber hinaus würde die Stärkung der ohnehin schon vorhandenen Nutzungen jegliche Bemühungen, den bereits seit 1995 unter Naturschutz gestellten Bereich vor Störungen und Vandalismus zu schützen, völlig ad absurdum führen“, unterstrich Steinkrüger.

Der Mombacher Hafen: wenig genutzt, kaum Schiffe, kein Konzept. - Foto: gik
Der Mombacher Hafen: wenig genutzt, kaum Schiffe, kein Konzept. – Foto: gik

Einen Vorschlag, wie die Mainzer künftig im Rhein schwimmen könnten, unterbreitete Steinkrüger aber erneut nicht. Der Wunsch, den Rhein zu erleben und zu genießen, sei „absolut nachvollziehbar“, sagte sie lediglich, und fügte ziemlich kryptisch hinzu: „Es ist daher fraglich, ob die exklusive Nutzung des Rheinufers für einige wenige noch zeitgemäß ist.“ Was genau Steinkrüger damit meinte, erläuterte sie nicht.

Derweil sprach sich auch der AK Umwelt gegen Kankas Vorschlag aus: „Während in Mainz der Klimanotstand herrscht, fordert Herr Kanka pünktlich zum Erdüberlastungstag die Aufhebung eines Naturschutzgebietes“, kritisierte Jürgen Weimann vom AK Umwelt – dabei hatte Kanka genau dies gar nicht getan. „Es klingt zwar so, als sein nur ein kleiner Teil des geschützten Bereichs betroffen, dennoch wird faktisch das ganze Naturschutzgebiet Mombacher Rheinufer aufgegeben“, klagte Weidmann weiter.

Kankas Vorschlag sei eine Wiederbelebung eines „mehr als 15 Jahre alten, vielfach geprüften und verworfenen Vorschlags“, kritisierte Weidmann weiter – das sei „wohl nur mit dem Sommerloch zu erklären.“ Denn abgesehen von dem Naturschutzgebiet, drohe Badenden die Gefahren einer Hafenausfahrt, dazu würden sie den Abwässern der Mombacher Kläranlage ausgesetzt, die dort in den Rhein flössen. Der Mombacher Hafen wird allerdings seit vielen Jahren nur sehr eingeschränkt genutzt, nur wenige Schiffe landen dort an.

Weidmann schlug stattdessen vor,  das Vereinsgelände der Kanufreunde Mainz-Mombach mit seinem schönen Rheinstrand zu nutzen: Das Gelände gehöre der Stadt Mainz, der Verein habe es gepachtet – doch „dieses große Gelände wird nur in Teilen für den Wassersport genutzt“, betonte Weidmann: 2Herr Schmitz hat die Möglichkeit, die nicht für den Wassersport benötigten Teile dieser städtischen Fläche dauerhaft für die Öffentlichkeit zu öffnen“, fügte Weidmann hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema „Mombeach“ und seine Sperrung für die Freizeitnutzung könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.