Ein heftiges Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen hat am Mittwochabend für Hunderte Einsätze der Rettungskräfte im Raum Mainz und im angrenzenden Rhein-Mainz-Gebiet gesorgt. Allein in der Landeshauptstadt Mainz wurde bis 23.00 Uhr mehr als 60 Notrufen ausgerückt. Es standen Keller und Erdgeschosse sowie Unterführungen unter Wasser – am Frankfurter Flughafen sogar das Rollfeld. Die Flugzeugabfertigung musste für rund zwei Stunden eingestellt werden. Die Leitstellen lösten Unwetteralarm aus – und warnten vor einer Überlastung der Notrufnummern.

Sintflutartige Regenfälle gingen auch gestern Abend über Mainz nieder. Aktuelle Fotos haben wir leider nicht. - Foto: gik
Sintflutartige Regenfälle gingen auch gestern Abend über Mainz nieder. Aktuelle Fotos haben wir leider nicht. – Foto: gik

Ab etwa 20.00 Uhr ging über Mainz, dem Landkreis Mainz-Bingen und anschließend über dem Rhein-.Main-Gebiet gefühlt die Welt unter: Tausende Blitze zuckten über den Nachthimmel, dazu ergossen sich nahezu sintflutartige Regenfälle vom Himmel – es gingen Unwetter mit einer gewaltigen Wucht und vor allem erheblichen Wassermassen nieder. Im Vorfeld hatte es Unwetterwarnungen der Stufe 3 der Wetterdienste gegeben, vor Erdrutschen, erhöhter Blitzgefahr und vor Starkregenmassen war dabei gewarnt worden.

Das ergoss sich nun über die Region: Zwischen 20.00 und 23.00 Uhr meldete die hr-Wetterredaktion Regenmengen von bis zu 60 Litern pro Quadratmeter, so etwa am Frankfurter Flughafen, aber auch in Raunheim  im Kreis Groß-Gerau. Teilweise fielen diese Regenmengen auch in gerade einmal 20 bis 30 Minuten, berichtete die Hessenschau. Die Meteorologen registrierten im Zeitraum von 20.40 bis 21.40 Uhr über Rhein-Main 25.289 Blitze. Zum Vergleich: Im kompletten Jahr 2022 waren in ganz Hessen 11.566 Blitze gemessen worden.

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Unwetteralarm in Mainz, mehr als 60 Einsätze, Keller geflutet

In Mainz löste die Feuerwehrleitstelle um 20.34 Uhr Unwetteralarm für den Leitstellenbereich aus, der über Warn-Apps wie Nina und Katwarn verschickt wurde. Da war das Notrufaufkommen bereits hoch: Im Mainzer Stadtgebiet gab es bis 22.45 Uhr mehr als 60 Einsätze, berichtete die Feuerwehr Mainz. Beim größten Teil der Einsätze habe es sich um eingedrungenes Wasser in Gebäuden gehandelt, es wurden Keller überflutet, aber wohl auch Erdgeschosse.

Im Mainzer Hauptbahnhof standen Unterführungen unter Wasser. - Foto: gik
Im Mainzer Hauptbahnhof standen Unterführungen unter Wasser. – Foto: gik

Im Mainzer Hauptbahnhof standen zwischenzeitlich auch Wasser in den Unterführungen, das wiederum löste die Brandmeldanlage aus. In einem Gebäude in Mainz-Hechtsheim kam es zudem zu einer realen Rauchentwicklung, Einsatzkräfte hätten das aber schnell unter Kontrolle gebracht. 167 Einsatzkräfte der Feuerwehr Mainz waren am Mittwochabend im Einsatz, darunter auch Feuerwehranwärter aus dem Grundlehrgang, die gleich einmal Praxiserfahrung bekamen.

Im Landkreis Mainz-Bingen gab es zudem am Mittwochabend bis 22.45 Uhr rund 160 Einsätze für Feuerwehr und Rettungsdienste, Einsatzschwerpunkt war hier die Verbandsgemeinde Rhein-Selz. Auch hier hätten sich die meisten Notrufe auf Wasser im Gebäude bezogen. Im Landkreis Alzey-Worms wurden bis 22.45 Uhr noch einmal rund 60 Einsätze verzeichnet, meist wegen Wassereinbruchs.

Rollfeld am Frankfurter Flughafen unter Wasser

Das Notrufaufkommen war so hoch, dass die Leitstelle eine Warnung über Nina herausgab, bei der vor einem erhöhten Anrufaufkommen bei der Notrufnummer 112 gewarnt wurde. Sinn einer solchen Warnung sei, den Anrufern deutlich zu machen, dass es etwas länger bis zur Annahme des Gesprächs dauern könne, sagte Stadtsprecherin Sarah Heil am Donnerstag auf Mainz&-Anfrage – und, dass sich die Menschen „mit dem Wetter beschäftigten“, und etwa nicht vor die Tür gingen.

Fotos und Videos zeigten in der Nacht, wie das Rollfeld des Frankfurter Flughafens unter Wasser stand. - Video: FlightEmergency, Screenshot: gik
Fotos und Videos zeigten in der Nacht, wie das Rollfeld des Frankfurter Flughafens unter Wasser stand. – Video: FlightEmergency, Screenshot: gik

Die Unwetter zogen im Laufe des Abends nach Hessen weiter, und richteten dort erhebliche Schäden an, weil auch hier Keller vollliefen, Bäume umstürzten, und sogar einen Erdrutsch auslösten. Im Stadtteil Sachsenhausen drang Wasser in den Südbahnhof ein, der U-Bahnverkehr wurde daraufhin komplett eingestellt. das traf auch den Frankfurter Flughafen: Hier musste nach Angaben des Hessischen Verkehrsministeriums gar die Flugzeug-Abfertigung von 20.28 Uhr bis 22.39 Uhr aus Sicherheitsgründen komplett eingestellt werden.

Wie die Hessenschau berichtete, war am Flughafen wegen der starken Regenfälle zeitweise sogar das Rollfeld überschwemmt. Ankommende Passagiere konnten ihre Maschinen nicht verlassen – bei einer Lufthansa-Maschine aus Athen gleich fast drei Stunden lang. Wegen der zeitlichen Verzögerungen erteilte die Hessische Luftaufsicht insgesamt 56 Ausnahmegenehmigungen für Starts nach 23.00 Uhr, davon seien aber nur 37 im Zeitraum zwischen 23.00 und 00.00 Uhr in Anspruch genommen worden.

Verspätete Starts in Frankfurt, Passagiere saßen in Maschinen fest

19 Maschinen hätten trotz erteilter Ausnahmegenehmigung nicht abfliegen können, da die erteilten Ausnahmen nur bis 00.00 Uhr gelten, heißt es weiter: „Betroffen davon waren fünf Frachtflugzeuge sowie 14 Passagierflugzeuge mit etwa 2.500 Passagieren. Der letzte Abflug erfolgte um 23.59 Uhr durch LH 8290 – Lufthansa Cargo nach Tel-Aviv.“ Insgesamt sei es am Mittwoch zu 90 Flugstreichungen gekommen, sagte eine Sprecherin der Fraport dem hr. Für die am Flughafen gestrandeten Passagiere wurden in der Nacht Feldbetten aufgestellt, viele Fluggäste übernachteten in Hotels.

Auch am heutigen Donnerstag gibt es weiter Unwetterpotenzial, vor allem aber eine Hitzewarnung aus Hessen: Das Hessische Gesundheitsministerium löste die Hitzewarnstufe 2 aus. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) werden demnach am heutigen Donnerstag „am vierten Tag in Folge gefühlte Temperaturen von über 32 Grad Celsius im Kreis Bergstraße sowie im Odenwaldkreis erreicht, teilte das Ministerium mit. Damit werde Hitzewarnstufe 2 des Hessischen Warnsystems erreicht und vor extremer Hitzebelastung gewarnt.: Laut DWD würden in Frankfurt am Main von Freitag bis Montag voraussichtlich Gefühlte Temperaturen von über 32 Grad Celsius erwartet.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Hessischen Hitzewarnsystem und dem richtigen Verhalten bei solch erhöhten Temperaturen findet Ihr hier im Internet. Den ganzen Bericht der Kollegen von der Hessenschau zu den Unwettern könnt Ihr hier nachlesen.