Die Corona-Pandemie hat in manchen Bereichen wie ein Zukunftsbeschleuniger gewirkt – besonders stark ist das natürlich in den Bereichen Online und Handel zu sehen: Jeder zweite Einzelhändler in Rheinland-Pfalz nutzt inzwischen Online-Vertriebskanäle, berichtet eine Studie im Auftrag des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Das heißt aber auch: 49 Prozent setzen noch immer ausschließlich auf den stationären Kundenhandel. Die größten Probleme haben dabei kleine Händler, die kämpfen besonders mit fehlenden zeitlichen Ressourcen, rechtlicher Unsicherheit sowie hohen Investitionskosten zur Umsetzung von Online-Shops.
Die Studie „Der deutsche Einzelhandel 2020“ wurde vom Forschungsinstitut ibi research an der Universität Regensburg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sowie 46 Industrie- und Handelskammern (IHKs) durchgeführt, der Fokus lag auf der Digitalisierung: 1.450 Einzelhändler aller Größenordnungen deutschlandweit wurden befragt, das wenig überraschende Ergebnis: Im Vergleich zur Vorgängerstudie aus dem Jahr 2017 haben digitale Vertriebsaktivitäten der Händler zugenommen – Tendenz weiter steigend: Die Umsatzverlagerung vom klassischen hin zum digitalen Vertriebskanal „hat sich durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich verstärkt“, sagte Matthias Schmitt, Chefvolkswirt der IHK Trier.
Der Studie zufolge vertreiben demnach 38 Prozent der Händler ihre Produkte über mehrere Kanäle, also sowohl im Laden als auch online. 13 Prozent der befragten Unternehmen agieren sogar ausschließlich online – allerdings bleibt das stationäre Ladengeschäft nach wie vor der wichtigste Vertriebskanal des rheinland-pfälzischen Einzelhandels: 49 Prozent der befragten Händler vertreiben ihre Produkte weiter ausschließlich stationär.
Auffällig sei, so die Studie weiter, dass vor allem mittlere und große Händler digitale Anwendungen nutzen, kleinere Handelsunternehmen ihr Know-how im Onlinebereich jedoch vergleichsweise schlecht einstufen. Das spiegele sich auch in der Praxis wider: Je größer der Betrieb, desto intensiver werden digitale Anwendungen genutzt. Dies gelte auch für Back-Office-Anwendungen wie Warenwirtschaftssysteme oder Programme zur Kundenverwaltung. Dazu passt auch, dass das Statistische Landesamt zwar gerade ein Umsatzplus im Einzelhandel von 1,7 Prozent für den August 2020 im Vergleich zum August 2019 meldete – aber das Umsatzplus vor allem im Bereich Haushaltsgeräte, Textilien, Heimwerker- und Einrichtungsbedarf verbuchte.
Die Konjunkturumfrage der IHKs in Rheinland-Pfalz Anfang Oktober ergab denn auch eine anhaltend schlechte Stimmung bei Handel und Dienstleistungen in Rheinland-Pfalz: Beide Bereiche sähen sich „einem eingeschränkten und verändertem Konsumverhalten ausgesetzt“, sagte Arne Rössel, Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz und Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz. Zwar kletterte der Konjunkturklimaindex gerade von 77 Punkten auf 99 Punkte, und liegt damit nun wieder auf Höhe der neutralen Grenze von 100 Punkten – ein deutlicher Erholungskurs. Über den Berg sei die Wirtschaft damit aber nicht, die Aussichten seien weiter unsicher, warnte Rössel – und vor allem „die Einzelhändler haben weiter große Sorgen.“ Lernkonzepte sowie Erkenntnissen und Erfahrungen zum Konsumverhalten erhält man beim Online-Ausbilderkurs der AEVO Akademie.
Vor allem kleinere Läden litten weiter unter massiven Umsatzverlusten sowie einer Abwanderung der Kundschaft ins Internet. Im Herbst könnte nach Einschätzung von Experten eine Insolvenzwelle drohen. Fast jedes vierte Unternehmen in Rheinland-Pfalz stelle sich auf eine schwächere Entwicklung ein, hieß es bei der IHK. Fast jedes zweite Unternehmen erwarte erst im Verlauf des Jahres 2021 oder sogar überhaupt keine Rückkehr zum Vorkrisenniveau.
Wenn nun wieder neue Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Krise drohen, bedroht das vor allem kleine Läden mit geringem finanziellen Spielraum – gleichzeitig sind es aber vor allem diese kleinen Händler, für die sich die praktische Umsetzung des Digitalisierungsprozesses und damit auch des Online-Handels oft als schwierig gestaltet. Das liege vor allem an fehlenden zeitlichen Ressourcen, rechtlicher Unsicherheit sowie an hohen Investitionskosten, konstatiert die Studie. Viele sähen aber auch in der Marktmacht global agierender Online-Händler sowie der zunehmenden rechtlichen Regulierung Hindernisse – die rechtlichen Vorgaben für Online-Shops im Netz sind für Laien inzwischen kaum noch zu verstehen. Auch eine starke Abhängigkeit vom Marktplatzbetreiber sowie ein hoher Wettbewerbsdruck sprächen für viele Betriebe gegen den Ausbau des Online-Handels.
Die IHKs fordern deshalb bezahlbare, fachliche Unterstützung und die Bereitstellung externen Know-hows, damit kleine Händler im Rahmen des Digitalisierungsprozesses nicht abgehängt würden. „Es ist wichtig, insbesondere für kleinere Händler kostengünstige Beratungsangebote zu Digitalisierungsthemen bereitzustellen“, sagte Stefan Rommelfanger, Handelsexperte der IHK Trier. Die rheinland-pfälzischen IHKs stünden mit Beratung und Informationen als Ansprechpartner zur Verfügung.
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