Rund 90 Tonnen Müll sind 2024 allein an Rosenmontag in Mainz auf den Straßen angefallen, dem wollen die Stadt Mainz und der MCV jetzt dem Kampf ansagen: Ab 2025 soll es kein Plastikkonfetti mehr in dem großen Fastnachtsumzug geben, keine Umverpackungen mehr von den Wagen auf der Straße landen und langfristig alternative Verpackungsmaterialien zum Einsatz kommen. Auch das Wurfmaterial soll hochwertiger werden – so sieht es eine Vereinbarung zwischen der Stadt Mainz und dem Mainzer Carneval Verein (MCV) als Veranstalter des Rosenmontagszuges vor.
Ende November unterzeichneten Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) und MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig einen “Letter of Intent”, der den Mainzer Rosenmontagszug nachhaltiger machen soll. “Die Fastnacht ist ein Herzstück unserer Stadt, sie steht für Freude, Gemeinschaft und Tradition – aber auch für Zukunftsfähigkeit”, betonte Oberbürgermeister Haase bei der Unterzeichnung: “Gemeinsam wollen wir mit dieser Vereinbarung eine Basis schaffen, damit der Rosenmontagszug seine Traditionen bewahren kann, aber auch nachhaltige, zeitgemäße Akzente setzt und weiterentwickelt.”
Die neue Vereinbarung war eine Bedingung der Stadt Mainz für die 2024 erstmals eingeführte finanzielle Förderung des Mainzer Rosenmontagszuges in Höhe von 200.000 Euro. Der MCV hatte für den Zuschuss gekämpft, weil die Auflagen und damit die Kosten für die Sicherheit des zweitgrößten Umzuges der Republik in den vergangenen Jahren explodiert waren. In der Kampagne 2024 werde der MCV bis zu 230.000 Euro allein für Sicherheitsmaßnahmen aufwenden müssen, hatte Schönig zu Beginn der Kampagne 2024 Alarm geschlagen. Das sei ist quasi eine Verdoppelung der Kosten im Vergleich zum Vorjahr und für den MCV alleine einfach nicht mehr zu stemmen.
Zuschuss 200.000 Euro für Rosenmontagszug gegen Müllreduzierung
Der Stadtrat genehmigte nach langem Ringen Ende Januar 2024 ein Zuschusspaket, das dem MCV einen städtischen Zuschuss von 200.000 Euro pro Kampagne gewährt, dem Finther Zug der Lebensfreude, der an Fastnachtssonntag durch den Mainzer Vorort Finthen rollt, 20.000 Euro. Schönig hatte sich danach erleichtert gezeigt: “Nur durch diesen Beschluss und die damit verbundenen finanziellen Mittel sind wir in der Lage, eine Tradition, die seit 186 Jahren besteht, nämlich die Ausrichtung des Mainzer Rosenmontagszuges – zu organisieren”, sagte er.
Nun folgte das mit dem Zuschuss verbundene Maßnahmenpaket zur Reduzierung der erheblichen Müllmengen an Rosenmontag. “Der Mainzer Carneval-Verein, als Ausrichter der Straßenfastnacht, hat großes Interesse an Umweltschutz und Nachhaltigkeit”, betonte Schönig. Schon jetzt setze der MCV vorwiegend auf Mehrwegbecher, Glasflaschen seien bereits auf den Wagen im Umzug verboten – und die geliebte Zugente wurde schon vor einigen Jahren auf Elektroantrieb umgerüstet.
“Mit der neuen Vereinbarung wollen wir zudem alle Teilnehmenden mit ins Boot holen”, betonte Schönig – die neuen Maßnahmen werden verbindlich für alle mehr als 9.000 Teilnehmer des großen Fastnachtsumzuges vorgeschrieben. Die Vereinbarung sieht vor allem vier Kernpunkte vor: Der MCV verpflichtet sich demnach, den Verzicht auf Plastikkonfetti zu erreichen, das nämlich sei nach dem Umzug “extrem schwer von der Straße zu entfernen”, wie es von Seiten der Stadt hieß. Auch soll so weniger Plastikmüll in die Umwelt gelangen – ein Anliegen, dem sich auch der neue Wagen der Hochschule Mainz mit dem Projekt “Meerwert Helau” widmet.
Kein Plastikkonfetti, keine Umverpackungen auf die Straße
Ferner dürfen nun Umverpackungen von Wurfmaterial nicht mehr einfach von den Wagen auf die Straße geworfen werden, in der Vergangenheit war das eine gängige Praxis: Vor allem leere Kartons wurden von den Wagen gerne auf die Straße “entsorgt” – in dem Wissen, dass sich die städtische Straßenreinigung nach dem Umzug darum kümmert. “Die teilnehmenden Vereine verpflichten sich, den entstandenen Müll von den Wagen mitzunehmen und sortenrein auf ihrem Vereinsgelände zu entsorgen”, heißt es nun.
Bei Nichteinhaltung werde die Verwaltung prüfen, gesonderte Tonnen am Ende der Zugstrecke aufzustellen, deren Kosten den Vereinen in Rechnung gestellt werden, droht die Stadt. Generell sei es sowieso “wünschenswert, dass Umverpackungen gar nicht erst mit auf die Wägen genommen werden, sondern die Wurfmaterialwannen vorher aufmunitioniert werden” – bei den großen Mengen an Wurfmaterial dürfte das nicht immer umsetzbar sein. Das Wurfmaterial soll im Übrigen generell hochwertiger und damit nachhaltiger werden: “Qualität vor Quantität”, heißt es in der Vereinbarung.
“Viele der gefangenen Süßigkeiten landen Wochen und Monate nach dem Zug im Müll”, klagt die Stadt. Der MCV soll nun “darauf hinwirken, dass prinzipiell weniger Schleuderwaren geworfen werden”, die Teilnehmer darauf achten, dass das Wurfmaterial auch seine Abnehmer findet. “An Stellen, an denen offensichtlich ist, dass die Zuschauer damit nichts anfangen, soll weniger geworfen werden, in Bereichen, in denen sich viele Familien mit Kindern aufhalten, mehr”,. heißt es weiter. Das dürfte für die Fernsehzuschauer interessant werden: Genau am Ort der Fernsehübertragung stehen generell kaum Zuschauer abseits der Ehrentribüne, ob hier dann der Wurfregen unterbleibt?
Wurfmaterial soll hochwertiger und gezielter geworfen werden
“Sukzessive soll in den kommenden Jahren auch alternatives Wurfmaterial genutzt werden”, so die Vereinbarung weiter, und nennt als Beispiele “Erdnüsse in Schale” oder “Rosinen in Pappschachteln”. Die Maßnahmenliste sei nicht endgültig und solle über die Jahre erweitert werden, so die beiden Partner weiter. Die Bemühungen seitens des MCV würden schriftlich festgehalten, im Anschluss an die kommende Kampagne erfolge eine Evaluierung im Gespräch mit dem Nachhaltigkeitsmanagement der Stadt.
Einig waren sich OB und MCV-Präsident aber auch, dass der Appell zu mehr Nachhaltigkeit auch an alle Närrinnen und Narrhalesen, sowie an alle Fastnachtsvereine und Garden gerichtet sei: “Jeder kann einen persönlichen Beitrag dazu leisten, dass der Rosenmontagszug, müllärmer und nachhaltiger wird”, plädierten Haase und Schönig.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Kampf gegen den Plastikmüll könnt Ihr auch hier in diesem Mainz&-Beitrag nachlesen: