Jetzt ist es amtlich: Von Freitag an werden die Kitas in Mainz und Rheinhessen bestreikt. Bei der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di stimmten in einer Urabstimmung 93,5 Prozent der Mitglieder für einen „Erzwingungsstreik“, bei der Gewerkschaft GEW waren es sogar 96,37 Prozent. Die Gewerkschaften kritisieren, dass die Arbeitgeber bisher in den Tarifverhandlungen überhaupt kein Angebot vorgelegt haben – und fordern zehn Prozent mehr Lohn. Die Stadt Mainz richtet nun einen Notdienst mit 600 Plätzen ein, allerdings nur für Kinder ab drei Jahren und erst ab Montag.
Dass die Arbeit von Erzieherinnen und Erziehern in unserer Gesellschaft völlig unterbewertet ist, dürfte inzwischen ja schon Konsens sein. Warum bezahlen wir jemandem, der Autos baut, mehr Geld als jemandem, der unsere Kinder erzieht, fragten gestern Abend die Tagesthemen – eine sehr berechtigte Frage. Zumal Erzieher immer mehr leisten sollen: Kinder nicht nur betreuen, sondern auch Fördern, Begabungen erkennen, schon mal das Lesen lehren und rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Verständlich, dass die Gewerkschaften nun endlich mehr Geld für ihre Mitglieder erreichen wollen. „Die Arbeitgeberseite muss endlich anerkennen, dass Sozial- und Erziehungsberufe finanziell völlig unterbewertet sind“, betont etwa der rheinland-pfälzische GEW-Chef Klaus-Peter Hammer, und droht: „Wir werden nicht eher Ruhe geben, bis es eine ernsthafte Bereitschaft zur Einigung gibt.“ Die Streikbereitschaft der Beschäftigen sei unglaublich hoch.
Bei ver.di will man gar die Eingruppierungsvorschriften und Tätigkeitsmerkmale neu regeln. Die Arbeitgeber müssten endlich „ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen“, fordert Volker Euskirchen, Landesfachbereichsleiter Gemeinden. Und diese Bezeichnung weist schon auf das eigentliche Problem hin: Arbeitgeber sind Städte und Gemeinden – und die hängen oft finanziell am Tropf der Dienstaufsicht. Das gilt auch für Mainz, hier muss noch immer der städtische Haushalt von der Dienstaufsichtsbehörde ADD in Trier genehmigt werden. Zehn Prozent mehr für Angestellte sind da ein enormer Batzen Geld.
In Mainz reagierte man auf die Streiknachricht prompt: Man habe schon frühzeitig Kontakt mit ver.di aufgenommen, um eine gemeinsame „Betreuungsvereinbarung für Notfälle“ abzuschließen, teilte die Stadt am Mittwochnachmittag mit. Von Montag, dem 11. Mai an, stehen deshalb nun 600 Kita-Plätze für Notfälle zur Verfügung. Das gilt allerdings nur für Kinder von 3 bis 6 Jahren.
Für Kinder unter drei Jahren werde „mit Blick auf das Kindeswohl keine Notfallbetreuung stattfinden, da diese nicht mit vertrautem Personal in der Stammkita des jeweiligen Kindes gewährleistet werden könne“, teilte die Stadt mit. Auch für Hortplätze wird keine Notdienstbetreuung angeboten. Man habe nichts unversucht gelassen, um noch mehr Eltern zu entlasten, hieß es weiter. Nun könne man wenigstens das Minimum von 600 Plätzen zur Verfügung stellen.
Info& auf Mainz&: Der unbefristete Kita-Streik beginnt am Freitag, den 8. Mai und wird am Montag, den 11. Mai fortgesetzt. Die Stadt stellt ab Montag 600 Notfall-Plätze zur Verfügung, dafür muss allerdings ein Antrag ausgefüllt werden. Das Formular dazu sowie alle Informationen gibt es hier auf der Internetseite der Stadt Mainz. Der Antrag kann per Fax an die Nummern 06131 – 12-2534 oder 12-3568 oder 12-2890 zurückgefaxt werden.
Die Stadt Mainz hat außerdem eine Info-Hotline eingerichtet, die ist unter der Telefonnummer 06131 – 12-33 12 ab Donnerstag, 7. Mai von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr geschaltet. Auch die Gewerkschaft ver.di hat eine Streikhotline für Eltern, Kitaleitungen und Streikwillige geschaltet, Telefon 06131 – 9726 222, sowie per E-Mail unter verdi-rps.streikhotline@t-online.de. Die Hotline soll jeweils von 7.00 Uhr bis 14.00 Uhr besetzt sein. Viel Glück!