UPDATE&: Die Bundestagswahl 2025 ist entschieden – allerdings nicht so ganz: Laut den Prognosen um 18.00 Uhr wird die Union tatsächlich klarer Wahlsieger, Bundeskanzler Olaf Scholz und seine SPD erleben ein Debakel. Die FDP hingegen muss zittern, für die Liberalen wird es ein langer Wahlabend – und ihr Einzug oder Nicht-Einzug entscheidet, welche Konstellationen im Bundestag möglich sein werden. Einen Sieg feierte die Demokratie jetzt schon: Die Wahlbeteiligung stieg auf 84 Prozent.

Laut der ersten vorläufigen Prognose in der ARD von Infratest Dimap kommt die CDU auf 29 Prozent, und bliebe damit leicht unter ihrer Zielmarke von 30 Prozent. Die Forschungsgruppe Wahlen sieht die CDU sogar nur bei 28,5 Prozent – auch damit ist die Union aber der klare Wahlsieger des Abends, weit vor allen anderen Parteien. „Die Ampel ist endgültig abgewählt, und der neue Bundeskanzler wird Friedrich Merz heißen“, sagte deshalb CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann in einer ersten Reaktion in der ARD.
Der bisherige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erlebt hingegen mit seiner SPD ein Debakel: Die SPD rutscht den Prognosen zufolge auf 16 Prozent (ARD) oder 16,5 Prozent (ZDF) ab, das wären rund 9 Prozent weniger als 2021. „Das ist eine historische Niederlage und ein ganz, ganz bitterer Abend“, sagte SPD-Generalsekretär Matthias Miersch in der ARD. Für die SPD ist das ein historischer und nie erlebter Absturz.
Banger Zitterabend für FDP: Kommen die Liberalen in den Bundestag?
Ein ganz, ganz banger Zitterabend wird es für die FDP: Während die ARD die Liberalen bei 4,9 Prozent sieht, steht im ZDF eine 5 Prozent – die FDP wird um den Einzug in den Bundestag bangen müssen. Ihr Einzug oder Nicht-Einzug dürfte aber entscheiden, welche Koalitionsoptionen es im neuen Bundestag gibt: Ohne die FDP dürfte es für ein Zweierbündnis unter Führung der CDU reichen – das Wahrscheinlichste ist ein Bündnis mit der SPD.

Denn die Grünen landen nach derzeitigen Prognosen noch deutlich hinter der SPD und kommen auf ganze 12 Prozent (ZDF) oder 13,5 Prozent (ARD) – damit bleiben die Grünen weit hinter ihren eigenen Erwartungen zurück und geben vermutlich im Vergleich zu 2021 noch um rund 2 Prozentpunkte ab. Die erste Erkenntnis aus dem Wahlabend ist deshalb: Die Ampel-Regierung hat in nur drei Jahren massiv an Wählervertrauen verloren und werden von den Wählern klar abgestraft.
Einen Überraschungserfolg wird wohl die Linke einfahren: Sie kommt nach einem überraschend starken Wahlkampfendspurt den Prognosen zufolge auf starke 8,5 Prozent (ARD) bis 9 Prozent (ZDF) – nach der Abspaltung des Bündnis Sara Wagenknecht (BSW) hätte das wohl niemand gedacht. Die Verliererin könnte denn auch Wagenknecht heißen: Ihr BSW scheitert nach derzeitigen Prognosen mit 4,7 Prozent (ARD) vermutlich knapp an der Fünf-Prozent-Hürde. Die Forschungsgruppe Wahlen sieht das BSW allerdings bei 5 Prozent – auch das könnte noch spannend werden.
Linnemann: „Der nächste Kanzler heißt Friedrich Merz!“
Direkt in den Bundestag einziehen könnten wo möglich auch die Freien Wähler: sofern sie drei Wahlkreismandate erringen. Die AfD wird wohl bundesweit unter ihren Erwartungen bleiben: Die ARD sieht die in Teilen rechtsextreme Partei bislang bei 19,5 Prozent, das ZDF bei 19,8 Prozent. Der große Sieger heißt jetzt schon Wahlbeteiligung: Sie stieg von 76,4 Prozent in 2021 auf satte 84,0 Prozent.

Die Begeisterung ist zunächst aber vor allem bei der Union groß: CDU-Kanzlerkandidat Merz sprach von einem historischen Wahlabend: „Wir, die Union, haben diese Bundestagswahl 2025 gewonnen!“, rief Merz schon eine halbe Stunde nach der Schließung der Wahllokale seinen Anhängern im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin zu. „Ich weiß um die Aufgabe die vor uns liegt, ich begegne dem mit größtem Respekt“, sagte Merz. Die anstehenden Aufgaben würden nicht einfach.
Merz betonte zudem, es gehe jetzt darum, so schnell wie möglich, eine handlungsfähige Regierung mit einer parlamentarischen Mehrheit zu schaffen. Die Welt wartet nicht auf uns, wir müssen schnell handlungsfähig werden“, betonte Merz – damit „auf der Welt wieder wahrgenommen wird: Deutschland wird wieder zuverlässig regiert.“ Und fügte mit Blick auf die Videos von Entertainer Stefan Raab hinzu: „Heute Abend wir gefeiert, ab morgen wird regiert – jetzt darf auch mal Rambo-Zambo sein!“
CDU Mainz: Bangen um den Wahlkreis
Bei der CDU in Mainz stieß das auf große Begeisterung, auch hier sagte CDU-Landeschef Gordon Schnieder erleichtert: „Wer hätte nach dem September 2021 wirklich gedacht, dass wir eine Wahl so stark gewinnen, dass wir die nächste Bundesregierung stellen – und mit Friedrich Merz auch den nächsten Bundeskanzler.“ Die CDU habe „so geschlossen gekämpft wie nie“, betonte Schnieder: „Ich glaube, wir haben Grund zu feiern heute Abend!“

Besonders froh sei er, „dass die Rechtspopulisten von der AfD noch unter 20 Prozent liegen“, sagte Schnieder unter dem Beifall des Saals. Ein schwarz-blaues Bündnis sei zwar rechnerisch möglich, „aber das wird es nicht geben, wir konzentrieren uns auf andere Bündnisse“, unterstrich Schnieder. Eine Mehrheit im Bundestag gibt es ab 316 Sitzen, derzeit hätten Union und SPD 327 Sitze – falls die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert – oder bräuchte eine dritte Partei für eine Koalition, entweder Grüne oder FDP.
In Mainz bangt die CDU zudem um die Frage, ob ein Sieg im Wahlkreis Mainz auch dafür reicht, dass Direktkandidatin Ursula Groden-Kranich auch tatsächlich in den neuen Bundestag einzieht – nach dem neuen Wahlrecht ist das eher unwahrscheinlich. Groden-Kranich kritisierte denn auch: „Ich halte das neue Wahlrecht für falsch, weil der Wählerwille ignoriert wird.“ Als direkt gewählte Abgeordnete habe man eine viel größere Verantwortung, „diese Kappung tritt den Wählelwillen mit Füßen“, betonte sie.
Info& auf Mainz&: Dieser Artikel wird aktualisiert. Mehr zu den Auswirkungen des neuen Wahlrechts, gerade auf Mainz, lest Ihr hier bei Mainz&.