Böse Überraschung am zweiten Wochenende des Mainzer Weinmarkts: „Wir haben heute schon den zweiten Abend in Folge einen Knollen – und zwar an unserem Kühlwagen“, berichtete Winzer Stefan Fleischer empört gegenüber Mainz&. Nach Mainz&-Recherchen war das kein Einzelfall: Auch andere Winzer und Weinmarktbeschicker fanden an ihren Autos Bußgeldbescheide der Mainzer Verkehrsüberwachung vor – und das, obwohl sie in einer eigens für Standbetreiber ausgewiesenen Straße parkten, und sich teils sogar mit Berechtigungsscheinen im Auto ausgewiesen hatten. Veranstalter Mainzplus sprach hingegen von „allgemeiner Zufriedenheit bei Ausstellern, Winzern und Besuchern.“
Samstagabend, kurz vor Schluss auf dem Mainzer Weinmarkt: Winzer Stefan Fleischer ist stinksauer. An seinem Kühlwagen hängt ein Bußgeldbescheid – und das schon den zweiten Abend hintereinander. „Gestern und heute hatten wir doch tatsächlich einen Knollen – am Kühlwagen“, berichtet der Winzer im Gespräch mit Mainz&: „Ich wollte das erst gar nicht glauben.“
Dabei stand der Kühlwagen genau an der Stelle, die ihm der Veranstalter Mainzplus Citymarketing zugewiesen hatte. Doch die Mainzer Verkehrsüberwachung versah den Container am offiziellen Standort mit einem Bußgeld von satten 40 Euro – für Parken in einer Grünanlage. Auch der Nachbar-Kühlwagen habe einen identischen Bescheid bekommen, berichtete Fleischer weiter: „Da fragst Du Dich doch, ob die den 1. April verschlafen haben. Da vergeht einem doch echt die Lust.“
Es war nicht die einzige Panne am diesjährigen Mainzer Weinmarkt: Am ersten Samstag hatte es einen zweieinhalb Stunden andauernden Stromausfall gegeben, dazu hatten viele Stände zweitweise kein Wasser – Spülmaschinen an den Weinständen konnten so nicht betrieben, Gläser nicht gespült werden. Der Stromausfall wiederum ließ etwa ein Drittel des Weinmarktes im Dunkeln versinken, vor allem Essensstände klagten danach über massive Umsatzeinbußen, weil sie gerade in der Hauptzeit kein Essen zubereiten und verkaufen konnten.
Auch am zweiten Wochenende berichteten Winzer vereinzelt noch, man sei gebeten worden, Spülmaschinen abzustellen, weil andernfalls ein neuerlicher Stromausfall drohen könne – doch dieses Mal blieb der Blackout aus. Überhaupt lief es am zweiten Wochenende deutlich runder, deutlich mehr Besucher waren unterwegs – der Veranstalter Mainzplus zog ein zufriedenes Fazit und sprach von „vielen zufriedenen Besuchern und Ausstellern.“
Mainzplus: 250.000 Besucher an zwei Wochenenden
Nach Angaben von Mainzplus kamen an beiden Wochenenden zusammen rund 250.000 Besucher zum Mainzer Weinmarkt, das waren aber deutlich weniger als in früheren Jahren, als auch schon mal bis zu 350.000 Besucher zum Weinfest in den Mainzer Volkspark strömten. Offenbar waren am, ersten Wochenende viele, noch in Urlaub gewesen, der Zustrom am zweiten Wochenende deutlich stärker. Die Freude, dass überhaupt wieder ein Weinmarkt nach drei Jahren Pandemie-Pause stattfinden konnte, war groß. Dabei blieb es durchweg friedlich: Polizei, Sicherheits- und Rettungskräfte sprachen von einem friedlichen Fest ohne größere Vorkommnisse.
Grund für den Stromausfall am Samstagabend sei ein erhöhter Strombedarf gewesen, der bei einzelnen Ständen zu einer temporären Überlastung der Stromversorgung geführt habe. „Mehrere Aussteller hatten deutlich mehr Stromanschlüsse genutzt, als sie vorab dem Veranstalter bei dessen Abfrage angemeldet hatten“, teilte Mainzplus mit. Dank des schnellen Einsatzes der Techniker, habe diese Herausforderung aber noch am Samstagabend gelöst werden können. Auch das Problem der Wasserversorgung sei „umgehend gelöst“ worden.
„Die allgemeine Zufriedenheit bei Ausstellern, Winzern und Besuchern sorgt natürlich auch bei uns für große Freude“, bilanzierten die Mainzplus-Geschäftsführer Katja Mailahn und Marc André Glöckner: „Wir sind sehr froh, dass wir nun wieder solche Großveranstaltungen durchführen können und freuen uns über die sehr gute Resonanz und das positive Feedback.“ Man sei nun sehr motiviert für kommende Veranstaltungen, zumal viele Aussteller und Winzer bereits ihr Interesse für eine Teilnahme am Mainzer Weinmarkt im kommenden Jahr geäußert hätten.
Nicht erfreut sein dürften indes die Standbetreiber, die noch in der Nacht einen Knollen an ihrem Auto fanden – nach Recherchen von Mainz& waren das einige. Dabei hatte Mainzplus eigens die Seitenstraße „An der Favorite“ als Parkraum für Winzer und ihre Mitarbeiter ausgewiesen, wie auch die Vorsitzende der Mainzer Winzer, Sigrid Lemb-Becker, gegenüber Mainz& bestätigte. Dazu habe es diverse „mündliche Ansagen gegeben, wo man parken solle und könne“, sagte Lemb-Becker weiter.
Mainz& hat allein fünf Fahrzeuge am Samstagabend gesehen, an deren Windschutzscheibe aktuelle Bußgeldbescheide in Höhe von 25,- Euro hingen – und das, obwohl die meisten Fahrer sogar einen Berechtigungsschein hinter der Windschutzscheibe ausgelegt hatten, der sie als „Lieferanten Weinmarkt“ auswies. Es wäre „schön, wenn man da verlässliche Absprachen hätte“, sagte Lemb-Becker noch. Ob die Winzer die Bußgelder jetzt tatsächlich bezahlen müssen, insbesondere für die Kühlwagen – eine Anfrage dazu läuft derzeit bei der Stadt Mainz und der Mainzplus Citymarketing.
Info& auf Mainz&: Mehr zur Pannenserie und zum Verlauf des ersten Wochenendes auf dem Mainzer Weinmarkt lest Ihr hier bei Mainz&.
Korrektur&: Wir hatten versehentlich die Verkehrsüberwachung dem Mainzer Ordnungsamt zugeordnet, das ist natürlich falsch – die Verkehrsüberwachung gehört natürlich zum Verkehrsamt, und damit zum Umwelt- und Verkehrsdezernat. Wir haben den Fehler natürlich korrigiert.