Es war am Samstag, den 21. August, als Mainz geschockt vom Tod des Ur-Mainzers Johannes Gerster erfuhr, nun wurde der Fastnachter und CDU-Politiker zu Grabe getragen. Zu seiner Beerdigung am Mittwoch auf dem Mainzer Hauptfriedhof kamen Dutzende Freunde und Weggefährten, um ihm das letzte Geleit zu geben. CDU-Landeschefin Julia Klöckner würdigte Gerster als einen „Homo Politicus“, als leidenschaftlichen Fastnachter, Freund Israels und Fechter für seine Überzeugungen. Und auch Weggefährten von der Mainzer Ranzengarde fanden bewegende Worte zum Abschied.

Der aufgebahrte Sarg des verstorbenen Johannes Gerster in der Kapelle des Mainzer Hauptfriedhofs. - Foto: gik
Der aufgebahrte Sarg des verstorbenen Johannes Gerster in der Kapelle des Mainzer Hauptfriedhofs. – Foto: gik

Johannes Gerster war am 21. August im Alter von 80 Jahren gestorben, trotz mehrerer Erkrankungen kam sein Tod am Ende überraschend. „Wenn ich abends im Bett liege, denke ich manchmal: lieber Gott, warte noch ein bisschen“, zitierte Domdekan Heinz Heckwolf den Verstorbenen selbst, das habe Johannes Gerster einmal bei einem Treffen zu ihm gesagt. „Gott hat gewartet – ein bisschen“, sagte Heckwolf beim Trauergottesdienst auf dem Hauptfriedhof, „nun stehen wir traurig, aber auch dankbar hier an seinem Sarg.“

Gerster war ein Mainzer Urgestein, geboren am 2. Januar 1941 in Mainz, mitten in die Endphase des Zweiten Weltkriegs. Es sei ein guter Fastnachtsjahrgang gewesen, 1941 sei schließlich auch Jürgen Dietz, der legendäre „Bote vom Bundestag“ geboren worden, sagte der heutige Generalfeldmarschall der Ranzengarde, Thomas Thelen, bei der Trauerfeier. Trotz all seiner Verpflichtungen sei Johannes Gerster an den Fastnachtstagen immer in Mainz gewesen. „Er feierte gern, er half gern“, erinnerte Thelen, „wo er war, war vorn.“

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Typisch Gerster: Als das Denkmal von Johannes Gutenberg saniert werden musste, kaperte Gerster den Sockel in der Fastnachtskampagne. - Foto: Ranzengarde
Typisch Gerster: Als das Denkmal von Johannes Gutenberg saniert werden musste, kaperte Gerster den Sockel in der Fastnachtskampagne. – Foto: Ranzengarde

Zwölf Jahre lang lenkte Gerster als Generalfeldmarschall die Geschicke der Mainzer Ranzengarde, der ältesten Garde von Mainz. „Er gab der Garde Richtung und Orientierung, mit fester Meinung und lauter Stimme“, sagte Thelen. Mit seinen zahlreichen Projekten wie dem Ranzengarde-Brunnen vor dem Proviantamt und mit ausgefallenen Ideen wie der legendären Erstürmung des leeren Sockels des Gutenberg-Denkmals vor dem Staatstheater habe er die Ranzengarde nach vorn gebracht. „Mit Blick auf den Dom und einem guten Glas Wein, da sprudelten die Ideen“, erinnerte sich Thelen.

Und auch nach seinem Rückzug aus der ersten Reihe sei Gerster als Ehrenfeldmarschall „Zuhörer und Impulsgeber“ geblieben, „er hat sich nicht in den Vordergrund gestellt, sondern uns machen lassen.“ Die Ranzengarde verdanke Johannes Gerster „unheimlich viel“, sagte auch Ranzengarde-Präsident Lothar Both im Vorfeld der Trauerfeier gegenüber Mainz&: „Wir sind unendlich traurig, er hatte noch fürchterlich viele Ideen, was er noch machen wollte.“

In erster Linie aber war Gerster Vollblut-Politiker, fast 20 Jahre vertrat er seine Heimatstadt Mainz im Deutschen Bundestag. Von 1993 bis 1997 war er Vorsitzender der CDU Rheinland-Pfalz, später dann Chef der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem. Die Aussöhnung mit Israel und die Versöhnung von Juden und Palästinensern wurde zu seinem Herzensthema, 2006 bis 2010 war er Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, 2006 verlieh ihm die Stadt Jerusalem den Titel „Freund der Stadt Jerusalem“, die höchste Auszeichnung, die an Nichtjuden verliehen wird.

Gerster sei „im besten Sinne des Wortes ein Typ, ein Charakterkopf, ein Emotionsmensch“ gewesen, der geradeheraus seine Meinung gesagt habe, klar und herzlich gewesen sei, würdigte ihn CDU-Landeschefin Julia Klöckner, und erinnerte daran, wie Gerster ihren Redeentwurf zum „Orden Wider den tierischen Ernst“ erst in der Luft zerriss – und ihr dann half, eine neue Rede zu schreiben. „Geradeheraus und klar und herzlich war seine Art“, sagte Klöckner: „Wir werden Johannes sehr vermissen.“

Die Trauerfeier zur Beerdigung von Johannes Gerster in der Kapelle des Mainzer Hauptfriedhofs. - Foto: gik
Die Trauerfeier zur Beerdigung von Johannes Gerster in der Kapelle des Mainzer Hauptfriedhofs. – Foto: gik

Gerster genoss weit über Parteigrenzen hinaus Achtung, zu seinem Tode kondolierten denn auch Politiker aller Couleur: „Mit Johannes Gerster verlieren wir in Rheinland-Pfalz eine große Persönlichkeit der Landespolitik“, sagte etwa die SPD-Fraktionschefin im rheinland-pfälzischen Landtag, Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Auch der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) würdigte Gersters Einsatz „für Völkerverständigung und Frieden zwischen den Menschen und Ländern“, und explizit auch sein Engagement für die neue Mainzer Synagoge.

„Die Landeshauptstadt Mainz trauert um einen echten ‚Meenzer Bub‘ und Vollblutpolitiker, der sich nicht nur um seine Vaterstadt Mainz hoch verdient gemacht hat, sondern auch um Deutschland und um das Ansehen seiner Heimat in der Welt“, sagte Ebling kurz nach Gersters Tod. Der CDU-Politiker sei „ein meinungsfreudiger und meinungsstarker Mensch“ gewesen, „der auf der politischen wie auf der närrischen Bühne stets ein Freund der klaren Worte war und für seine Überzeugungen gekämpft hat.“ Sein Lebenswerk „verdient Respekt und Anerkennung, die Stadt Mainz trauert um Johannes Gerster.“

Starb am 21. August im Alter von 80 Jahren: Johannes Gerster. - Foto: CDU RLP
Starb am 21. August im Alter von 80 Jahren: Johannes Gerster. – Foto: CDU RLP

Auch die Ehrenbürgerin der Stadt Mainz, Fastnachts-Legende Margit Sponheimer, gab Gerster am Mittwoch das letzte Geleit, und zitierte ein gereimtes Gedicht. „Auf steilem Pfad, durch dunkle Gassen, nie haste mich allein gelassen“, sagte Sponheimer – Johannes Gerster war auch ein tief gläubiger Mensch, der sich zudem für den Erhalt des Mainzer Doms einsetzte. Johannes Gerster habe immer zu ihm gesagt: „Der Deubel will mich nicht, in den Himmel komm‘ ich nicht – also muss ich hierbleiben“, erzählte  Both, „aber zum Schluss ist er dann doch abberufen worden – jetzt hat er sein letzte Jerusalem-Reise angetreten, und zwar in das himmlische Jerusalem.“

Info& auf Mainz&: Einen ausführlichen Nachruf zum Tode von Johannes Gerster lest Ihr hier auf Mainz&. Die Homepage der Mainzer Ranzengarde mit einem Nachruf auf ihren Ehrengeneralfeldmarschall findet Ihr hier im Internet.

Korrektur&: Wir hatten fälschlicherweise die Trauerrede der Ranzengarde ihrem Geschäftsführer Andreas Blum in den Mund gelegt, gehalten hat sie aber Generalfeldmarschall Thomas Thelen. Wir bitten um Entschuldigung und haben den Fehler natürlich korrigiert.

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