Das werden keine geselligen Ostertage im Kreise der Familie oder der Liebsten: Das wegen der Coronapandemie erlassene Kontaktverbot in Deutschland wird über die Osterfeiertage hinaus verlängert und gilt damit auch an den hohen Feiertagen. Bund und Länder vereinbarten am Mittwoch, das Verbot von Menschenansammlungen und die Einschränkungen des öffentlichen Lebens vorerst bis zum 19. April zu verlängern. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) appellierte eindringlich an die Bürger: „Machen sie keine Ausflüge innerhalb des Landes! Reisen Sie nicht!“ Das Land Rheinland-Pfalz erließ zudem ein Betretungsverbot für Altenheime und Krankenhäuser.

Ein sonniges Osterfest steht in Mainz bevor - trotzdem gilt weiter: Bleibt Zuhause! - Foto: gik
Ein sonniges Osterfest steht in Mainz bevor – trotzdem gilt weiter: Bleibt Zuhause! – Foto: gik

„Ich weiß, dass das eine traurige Nachricht ist“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Mittwoch in Mainz nach einer Konferenz der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder. „Die schönen Ostertage liegen vor uns, traditionell kommen an Ostern Familien und Freunde zusammen“, sagte Dreyer weiter, trotzdem gebe es zu den geltenden Schutzmaßnahmen wie Abstandsgebot und Kontaktverbot noch keine Alternative. „Es geht nicht anders, als bis mindestens 19. April die Maßnahmen weiter fortzuführen“, sagte Dreyer: „Bitte halten sie sich auch an Ostern an die Maßnahmen.“

Tatsächlich steigen die Zahlen der mit dem Coronavirus Infizierten in Deutschland weiter, in der Nacht zum 2. April zählte die Johns Hopkins Universität mittlerweile 77.872 Infizierte, das waren gut 6.800 mehr als am Abend des 31. März. In Rheinland-Pfalz stieg die Zahl der Infizierten am Mittwoch auf 3.036, inzwischen gibt es 25 Todesfälle – darunter den ersten im Kreis Mainz-Bingen. In Mainz stieg die Zahl der Infizierten auf 196. In Hessen gab es am Mittwoch nun 3.582 Infizierte und 26 Tote.

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Es gebe einen leichten Trend zur Abflachung, sagte Dreyer, betonte zugleich aber: „Die Tendenz ist aber noch nicht belastbar.“ Tatsächlich schwanken die Zuwachszahlen weiter erheblich, vor allem weil an den Wochenenden zum Teil deutlich weniger Neuinfektionen gemeldet werden als an Wochentagen. So zählte die Johns Hopkins Universität von Samstag auf Sonntag nur einen Anstieg von 3.270 Infektionen – von Sonntag auf Montag waren es aber 7.056.

Entwicklung der Infektionen mit Covid-19 in Deutschland im März 2020. - Grafik: gik
Entwicklung der Infektionen mit Covid-19 in Deutschland im März 2020. Die blaue Kurve markiert den Anstieg der Infektionen, die orangenen Blaken zeigen die Zuwachsraten. Nicht aussagekräftig ist dabei der Balken am 1. April, weil die Vergleichszahl vom Folgetag noch fehlte. – Grafik: gik

Dass über Nacht mehr als doppelt so viele Menschen in Deutschland neu an Covid-19 erkrankten, ist unwahrscheinlich – wahrscheinlich hingegen, dass am Montag viele Gesundheitsämter die Infektionen vom Wochenende nachmeldeten. So bleibt schwer festzustellen, ob es nun wirklich eine Abflachung bei den Zuwachsraten gibt oder nicht. Fest steht: Die Zahl der Todesfälle stiegt derzeit deutlich: Von Montag bis Mittwoch kamen allein 360 neue Todesfälle durch Covid-19 hinzu, die Gesamtzahl liegt inzwischen bei 920.

Die große Angst der Politik ist nun, dass das Coronavirus seinen Weg in noch mehr Altersheime, Krankenhäuser oder generell Einrichtungen mit älteren oder kranken Menschen findet – dann drohen hohe Todesraten. Das Land Rheinland-Pfalz erließ deshalb am Mittwoch ein generelles Besuchs- und Betretungsverbot von Krankenhäusern, Einrichtungen der Pflege und von Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Ausnahmen sind im Einzelfall unter Einhaltung hygienischer Auflagen möglich. „Das sind große Entbehrungen, die wir den Bürgern und uns allen zumuten müssen“, sagte Dreyer, „aber im Interesse der Gesundheit von uns allen kommen wir leider nicht daran vorbei.“

Die Politik setzt weiter auf die Devise: Die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und möglichst zu stoppen, in dem sich möglichst wenig Menschen untereinander anstecken. Dafür bleiben Schulen, Kitas und Geschäfte bis mindestens zum 19. April geschlossen, es gilt weiter ein Kontaktverbot für Gruppen von mehr als zwei Menschen oder engen Familien, und es gelten die Abstandsregeln von mindestens 1,50 Meter zwischen zwei Personen. „Wir haben weiter die Verpflichtung, ältere Menschen und diejenigen mit gesundheitlichen Vorbelastungen zu schützen“, betonte die Ministerpräsidentin, „jeden Kontakt, den man vermeiden kann, sollte man vermeiden.“

Keine Ausflüge, keine Familienbesuche: Das Kontaktverbot gilt auch für die Osterfeiertage. - Foto: gik
Keine Ausflüge, keine Familienbesuche: Das Kontaktverbot gilt auch für die Osterfeiertage. – Foto: gik

Und so gelte trotz Osterfeiertage weiter die Devise: Keine Familientreffen und keine Parties, soziale Kontakte reduziert halten, keine Besuche und keine gemeinsamen Essen. „Machen sie keine Ausflüge innerhalb des Landes, reisen Sie nicht“, mahnte Dreyer weiter – an Ostern sagen die Meteorologen warmes und sonniges Wetter voraus, eine hohe Versuchung für alle, die sich seit zwei Wochen vorwiegend zuhause aufgehalten haben. Dennoch betonten Virologen und Politiker einhellig: Die Kurven sind weiter hoch, die Todesraten steigen – eine Entspannung ist nicht in Sicht. „Die Dynamik der Verbreitung des Coronavirus in Deutschland ist noch immer zu hoch“, warnte Dreyer. Eine Lockerung der Regeln, fröhliche Treffen untereinander – genau das würde alle Bemühungen, Menschenleben zu schützen und eine Überforderung des Gesundheitssystems zu verhindern zunichte machen.

Info& auf Mainz&: Wie sehr die Deutschen noch immer das Coronavirus und seine Gefährlichkeit unterschätzen, könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen. Ein umfangreiches Dossier über das Coronavirus mit allen Entwicklungen findet Ihr hier auf Mainz& – bitte vergesst nicht, Euch durch die Seiten zu blättern, den Button dazu findet Ihr am Ende der Seite.

 

 

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