Der neue Oberbürgermeister von Mainz heißt Nino Haase: Die Mainzer wählten am Sonntag in der Stichwahl ums Oberbürgermeisteramt der Landeshauptstadt den parteilosen Kandidaten mit 63,6 Prozent zu ihrem neuen Oberbürgermeister. Sein Mitbewerber Christian Viering (Grüne) kam in der Stichwahl auf 36,4 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag am Ende bei 40,1 Prozent. Der unterlegene Bewerber gratulierte Haase zu dessen deutlichem Sieg und bot Haase Zusammenarbeit für die Zukunft an.

Wahlplakat von Nino Haase vor Christian Viering - so sah am Ende auch das Ergebnis aus. - Foto: gik
Wahlplakat von Nino Haase vor Christian Viering – so sah am Ende auch das Ergebnis aus. – Foto: gik

Die Neuwahl war nötig geworden, weil der bisherige Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) im Oktober 2022 überraschend zum Innenminister von Rheinland-Pfalz ernannt worden war. Darauf folgte ein Turbo-Wahlkampf mit sieben Kandidaten, von denen sich sechs ernsthaft an der Wahl beteiligten. Beim ersten Wahlgang am 12. Februar folgte dann die große Überraschung: Der parteilose Nino Haase lag mit 40,2 Prozent mit weitem Abstand vor allen anderen Kandidaten – damit war zugleich die 74 Jahre währende Ära von SPD-Oberbürgermeistern in Mainz beendet.

In der Stichwahl traf der 39 Jahre alte Haase nun auf den 38 Jahre alten Grünen-Bewerber Christian Viering, es wurde erneut eine klare Angelegenheit: Bereits gegen 18.30 Uhr zeichnete sich ein erster, sehr klarer Trend ab: Die Mainzer hatten sich mit etwas mehr als 60 Prozent für den parteilosen Kandidaten entschieden. Am Ende hatten 63,6 Prozent der Mainzer für Nino Haase votiert, 36,4 Prozent für Viering.

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40 Prozent Wahlbeteiligung, herbe Niederlage für Ampel

Zur Wahl aufgerufen waren rund 162.000 Mainzer, am Sonntag gingen davon rund 65.000 zur Wahl – das entsprach einer Wahlbeteiligung von 40,1 Prozent. Für eine Stichwahl, die nicht gleichzeitig mit anderen Wahlen stattfindet, gilt das als guter Wert. Das Interesse der Mainzer an der Wahl war jedenfalls groß: Wer die kommenden acht Jahre an der Spitze der Stadt Mainz steht, das bewegte viele.

Strahlender Wahlsieger um 19.00 Uhr: der parteilose Nino Haase wird neuer Oberbürgermeister von Mainz. - Foto: gik
Strahlender Wahlsieger um 19.00 Uhr: der parteilose Nino Haase wird neuer Oberbürgermeister von Mainz. – Foto: gik

Die Unzufriedenheit mit den seit 14 Jahren regierenden Ampel-Parteien von Grünen, SPD und FDP in Mainz war indes offenbar so groß, dass Haase einen regelrechten Durchmarsch schaffte. So stimmten am Ende rund 41.000 Mainzer für Nino Haase, aber nur rund die Hälfte – rund 23.500 – für Christian Viering. Für die Grünen ist das eine herbe Enttäuschung: Sie hatten zuletzt sogar das Landtagsmandat in Mainz geholt, und hatten ursprünglich mit deutlich mehr Zuspruch gerechnet.

Doch wie schon im ersten Wahlgang konnte Haase auch solche Stadtteile in Mainz für sich entscheiden, in denen bisher ein starkes Grünen-Wählerklientel vorherrschte. So holte Haase in der Mainzer Oberstadt 61,3 Prozent, in Hartenberg-Münchfeld 60,2 Prozent, und lag auch in der Mainzer Altstadt mit 54,6 Prozent deutlich vorn. Bei der SPD wiederum zeigte offenbar der Wahlaufruf pro Viering wenig Wirkung – und selbst der explizite Wahlkampf von Alt-OB Ebling für den grünen Kandidaten brachte wohl wenig: Selbst in Mombach, dem Heimatstadtteil Eblings, votierten 65,9 Prozent für Haase.

Viering holt die Neustadt, Haase alle anderen Stadtteile

Viering konnte denn auch lediglich die Mainzer Neustadt für sich entscheiden, wo er 55,4 Prozent der Stimmen holte. Haase wiederum holte in manchen Stadtteilen wie Finthen sogar über 70 Prozent der Stimmen, in Laubenheim waren es etwa 76,4 Prozent, und in Marienborn sogar 75 Prozent. In Hechtsheim, wo am Sonntag auch eine neue Ortsvorsteherin gewählt wurde, kam Haase auf 72,2 Prozent.

Der unterlegene Kandidat Christian Viering (Grüne) im TV-Interview. - Foto: gik
Der unterlegene Kandidat Christian Viering (Grüne) im TV-Interview. – Foto: gik

Neue Ortsvorsteherin in Mainz-Hechtsheim wird die CDU-Politikerin Ulrike Cohnen, die sich mit 57,3 Prozent der Stimmen gegen die SPD-Kandidatin Ylva Dayan durchsetzte, die auf 42,7 Prozent kam. Die Neuwahl war hier nach dem Rücktritt der bisherigen Ortsvorsteherin von der SPD nötig geworden.

Das vorläufige amtliche Endergebnis wurde am Sonntagabend von Bürgermeister Günter Beck (Grüne) verkündet, der hinzufügte, Unregelmäßigkeiten habe es nicht gegeben. Der Wahlausschuss der Stadt muss nun noch am Montag das Ergebnis formell bestätigen, die Sitzung ist für 16.00 Uhr angesetzt. Der neue Oberbürgermeister Nino Haase wird dann in der Sitzung des Mainzer Stadtrates am 22. März 2023 in sein Amt eingeführt.

Viering gratuliert Haase, Grüne bieten Zusammenarbeit an

Dem klaren Wahlsieger gratulierte am Sonntagabend bereits weite Teile der Stadtspitze sowie der politischen Parteien: Auf der Wahlparty im Eisgrubbräu gaben sich unter anderem Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU), Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD), sowie die Kreisvorsitzenden von SPD und Grünen die Ehre. Auch der unterlegene Kandidat Viering kam zum Gratulieren vorbei.

Grünen-Kandidat Christian Viering konnte sich nicht durchsetzen. - Foto: gik
Grünen-Kandidat Christian Viering konnte sich nicht durchsetzen. – Foto: gik

„Ich wollte Herrn Haase zu diesem deutlichen Sieg gratulieren“, sagte Viering im Anschluss gegenüber Mainz&: „Ich glaube, dass  es nach so einer intensiven Zeit extrem wichtig sit, sich trotzdem die Hand zu reichen.“ Es gehe jetzt darum, „zusammenzuarbeiten für die Zukunft dieser Stadt“, betonte Viering weiter. Zu seinem eigenen Abschneiden sagte Vierin g, Haase habe bereits mit dem OB-Wahlkampf 2019 „einen großen Bekanntheitsvorteil“ erreicht, das sei „in der Kürze des Wahlkampfes“ nicht aufzuholen gewesen.

Der andere große Punkt sei aber der Wahlkampf der Grünen selbst gewesen, räumte Viering ein: „Ich war nicht so gut darin, unsere Erfolge der letzten Jahre herauszustellen, das war ein Stück weit ein Problem in diesem Wahlkampf.“ Er habe aber persönlich „das beste Direktwahlergebnis geholt, das jemals ein Grüner in dieser Stadt geholt hat“, betonte Viering zugleich. Das sei „ein ordentliches Ergebnis, da muss ich mich nicht grämen“, fügte er hinzu.

Haase: „Am morgen früh wird für unsere Ziele gearbeitet!“

Zu seinen eigenen Zukunftsplänen sagte Viering, er wolle jetzt zunächst einmal ausspannen und sich seinem Job als Betriebsrat bei Boehringer Ingelheim sowie seinen verschiedenen Ehrenämtern widmen. Ob er bei der kommenden Kommunalwahl in Mainz 2024 wieder antrete, werde er noch überlegen, fügte er hinzu, „ob ich künftig eine Rolle in dieser Stadt in der Kommunalpolitik spielen möchte.“

Nino Haase mit seiner Frau Mandy am Sonntagabend auf seiner Wahlparty vor Bekanntwerden der Ergebnisse. - Foto: gik
Nino Haase mit seiner Frau Mandy am Sonntagabend auf seiner Wahlparty vor Bekanntwerden der Ergebnisse. – Foto: gik

Haase wiederum betonte, die Mainzer hätten die von ihm angestoßenen Themen und vor allem eine neue politische Kultur des Miteinanders und des Umsetzens für die Stadt gewählt. Seine Wahl ist in jedem Fall ein Paradigmenwechsel: Einen parteilosen Oberbürgermeister an der Spitze einer großen Stadt, hat es bislang in Rheinland-Pfalz nicht gegeben. Für die bisher regierende Ampel ist das eine herbe Niederlage: Sie hat zumindest auf der Ebene der Personenwahl die Mehrheit in der Stadt verloren.

Der 39 Jahre alte Chemiker und Unternehmer versprach: „Ab morgen früh wird gearbeitet für die Ziele, die wir uns in den nächsten acht Jahren vorgenommen haben!“

Info& auf Mainz&: mehr zum Ablauf des Wahlabends und den ersten Reaktionen des Wahlsiegers, sowie zur Frage: Wer ist der neue Oberbürgermeister von Mainz – lest Ihr hier bei Mainz&.