Die Stadt Mainz setzt sich beim Klimaschutz ehrgeizige Ziele: Bis zum Jahr 2050 will man die Treibhausgasemissionen in der Stadt um 95 Prozent senken, den Energieverbrauch um 50 Prozent – das jedenfalls besagt das Projekt „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“, dem Mainz 2016 beigetreten ist. Bei dem Projekt fördert das Bundesumweltministerium Kommunen, die sich auf den Weg machen wollen, diese ehrgeizigen Klimaschutzziele zu erreichen. Mainz erhält so satte 770.000 Euro vom Bund. Das Projekt läuft eigentlich schon seit Sommer 2016, nun aber sollen neue Manager richtig Schwung reinbringen – den Auftakt macht heute ein Bürgerabend im Mainzer Schloss.

Die Industrie ist einer der Hauptverursacher von Treibhausgasen – aber eben nicht allein: Wir alle können zur Vermeidung von Treibhausgasen beitragen. – Foto: gik

„Wir wollen mit den Bürgern ins Gespräch kommen zum Thema Klimaschutz in Mainz, wir wollen wissen: wie stellen wir uns das vor?“, sagt Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne). Ob Verkehr, Einkaufen oder Wohnen, Klimaschutz sei eine Aufgabe, die jeden betreffe und bei der jeder mitmachen könne. „2050 – wie stellen wir uns vor, dass sich das entwickelt, diese Frage wollen wir stellen“, sagt Eder. Ziel sei dabei, Klimaschutz „nicht immer nur als ökomoralischer Appell mit erhobenem Zeigefinger“ zu präsentieren, „es soll auch Spaß machen“, unterstreicht die Dezernentin. Klimaschutz sei auch Überzeugung und Lifestyle, und genau das wolle man im Laufe der kommenden Monate mit den Mainzern herausarbeiten.

Im Rahmen des Bundesprojekts wird deshalb nun ein Masterplan Klimaschutz eigens für Mainz entwickelt. „Der Masterplan soll ein Konzept aufzeigen, wie es gelingen kann, bis 2050 klimaneutral zu werden“, erklärt Eder. Mainz habe bereits in den 1990er Jahren Energiekonzepte entwickelt und sei damals sehr vorbildlich gewesen. „Unsere Konzepte waren nun ausgelaufen, deshalb haben wir uns beim Bund für das Projekt beworben“, sagt Eder.

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20 Prozent der Treibhausgase entstehen durch (Auto)verkehr. – Foto: gik

Derzeit tagten im Hintergrund mehrere Facharbeitsgruppen zu Themen wie Gebäude, Wirtschaft, Energie, Mobilität und klimaverträglicher Alltag. Rund 120 Fachleute säßen dort zusammen, diskutierten und „zofften“ sich auch mal, sagt Eder, das sei aber durchaus gewollt: „Es geht auch darum, über Diskussionen Ideen zu entwickeln.“ Ein Institut in Leipzig errechne zudem im Moment die Treibhausgasbilanz und den CO2-Ausstoß der Stadt, dabei werde alles umfassend analysiert. Natürlich sei Mainz auch Industriestandort, sagt Eder weiter, und klar sei auch: „Wir wollen keine De-Industrialisierung, wir sind Kraftwerksstandort und bekennen uns auch dazu.“ Tatsächlich seien Industrie und Energieerzeugung ein starker Mitverursacher von Treibhausgasen und CO2, 20 Prozent kämen aber auch aus dem Verkehrsbereich – und hier könne die Stadt ansetzen.

Notwendig ist das, wie nicht nur die jüngste Diskussion um Dieselfahrverbote und Luftbelastung in Mainz gezeigt hat: „Deutschland ist schon lange nicht mehr Spitzenreiter in Umweltfragen“, sagt Eder offen. Gerade musste die Bundesregierung bekennen, dass man die eigenen Klimaschutzziele nicht wird einhalten können, nun sucht der Bund verstärkt, Kommunen zu motivieren, an der Einhaltung des im Klimaschutzabkommen von Paris international vereinbarten Zwei-Grad-Ziel bei der Erderwärmung einhalten zu können. Das Zwei-Grad-Ziel sei fast schon in weite Ferne gerückt, sagt Eder: „Es muss sich wirklich der ganze Planet jetzt sehr anstrengen, wenn wir die zwei Grad noch erreichen wollen.“

Klimaschutz – das kann auch die Vermeidung von Einwegbechern sein – hier ein Modell für einen Mainzer Mehrweg-Kaffeebecher. – Foto: CDU

22 Kommunen werden deshalb vom Bund neu in Sachen Klimaschutzplan gefördert, eine erste Runde im Jahr 2012 unterstütze bereits 16 herausragend vorbildliche Städte dabei, Maßnahmen zum Klimaschutz zu entwickeln. Eine davon ist Osnabrück, dort wurde eine umfassende Analyse der Situation sowie anschließend ein groß angelegter Masterplan mit zahlreichen Einzelprojekten auf den Weg gebracht – was Ihr Euch hier im Internet angucken könnt. Osnabrück sei nun Tandem-Partner für Mainz, sagt Eder, man wolle von deren Erfahrungen profitieren.

Beim Klimaschutz „hat man bislang immer sehr dezidiert die Energiewirtschaft in den Blick genommen, das reicht nun nicht mehr“, betont Eder. Es gehe um Verkehr, um Energieeinsparung in Gebäuden, aber auch in Handwerk und Industrie sowie um den Alltag der Bürger. Nachts das Ladekabel aus der Steckdose zu ziehen, die Photovoltaikanlage auf dem Dach zu haben, das Auto nicht im Leerlauf laufen zu lassen oder auch klimabewusst einzukaufen etwa mit Produkten aus der Region – alles das seien mögliche Bausteine eines Masterplans Klimaschutz. „Jeder Pappbecher, der vermieden wird, ist ein Beitrag zum Umwelt – und zum Klimaschutz“, betont Eder. Auch der eigene Fleischkonsum spiele da eine Rolle und natürlich die Frage, ob man Fahrrad fährt, Auto oder Bus.

Lokal einkaufen auf dem Markt und dabei regionale Produkte shoppen – auch das hilft dem Klima. – Screenshot aus dem Film „Klimahelden“/ gik

Die Emissionen im Verkehrsbereich stagnierten derzeit, sagt Eder, das zeige, das ein Weiter So allein nicht ausreiche: „Mir geht es um die Verkehrswende insgesamt“, betont die Dezernentin. Dazu würden Dieselfahrverbote, sollten sie denn kommen, kurzfristig erst einmal die CO2-Emissionen hochtreiben – für den Klimaschutz ist das kontraproduktiv. Um Aufklärung und Information geht es denn auch der Stadt in vielen kommenden Veranstaltungen: „Viele wissen gar nicht, wo überall Treibhausgase entstehen“, sagt Tatiana Herda-Muñoz. Die neue Masterplan-Managerin der Stadt hat eine Masterabschluss in Energiemanagement und will mit den Bürgern gemeinsam Ideen für mehr Klimaschutz in Mainz entwickeln. Ein Bürgerworkshop soll Ende Mai stattfinden, dazu ist ein eigener Jugendworkshop mit Schulklassen geplant. „Wenn wir Visionen für 2050 entwickeln, dann geht das ja deren Leben an“, sagt Eder.

Insgesamt vier Jahre läuft das Projekt „Masterplan Klimaschutz“, der Masterplan selbst soll noch vor dem Sommer vorgestellt werden. Dann soll es in die Umsetzungsphase gehen – die Mainzer sollen zu wahren Klimahelden werden. Eine gute Gelegenheit dazu ist der kommende Samstag: Dann macht Mainz – und die ganze Welt – für den Klimaschutz symbolisch am Abend eine Stunde das Licht aus. In Mainz wird die Earth Hour in diesem Jahr sogar zwei Stunden lang sein, mehr dazu demnächst in einem eigenen Artikel.

Info& auf Mainz&: Ein Film, um Lust auf „Klimahelden“ zu machen, wurde bereits von der Mainzer Wissenschaftsallianz entwickelt – hier könnt Ihr ihn Euch auf Youtube ansehen. Die Allianz Wissenschaftsstadt Mainz hat übrigens in diesem Jahr das Themenjahr „Mensch und Umwelt“ ausgerufen, der Film ist ein Beitrag dazu, alle Infos dazu gibt es hier. Am Dienstagabend, dem 21. März, gab es zudem einen Bürgerabend im Mainzer Schloss zum Masterplan Klimaschutz – sorry, dass wir nicht geschafft haben, Euch rechtzeitig darauf aufmerksam zu machen. Aber wir bleiben dran! Was die Stadt Osnabrück in Rahmen ihres Projekts Masterplan Klimaschutz getan hat, könnt Ihr hier nachlesen.

 

 

 

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