Der Mainzer Appell für ein strategisches Gesamtkonzept für die Entwicklung von Mainz stößt auf regen Zuspruch von Seiten der Mainzer: Knapp 80 Unterstützer unterzeichneten auf der Internetseite mainzerappell.de den Aufruf einer Gruppe Mainzer Bürger für eine klügere Entwicklung der Stadt. Der Mainzer Appell sei „als überfälliger Impuls zu einem strategischen Gesamtkonzept („Master Mainz“) mit Themen wie Gestaltung des Rheinufers, Sauberkeit in der Innenstadt und Rathaus und Gutenberg-Museum verstanden worden“, freuten sich die Initiatoren nun in einer Pressemitteilung. Man erfahre große Resonanz und habe auch viel persönliche Ansprache aus der Mainzer Bevölkerung bekommen.

Sieben der elf Initiatoren des „Mainzer Appells“ für ein attraktiveres Mainz. – Foto: gik
Sieben der elf Initiatoren des „Mainzer Appells“ für ein attraktiveres Mainz. – Foto: gik

Die Gruppe aus Wissenschaft, Wirtschaft, Stadtplanern, Architekten und Kulturschaffenden hatte Mitte Juni einen „Mainzer Appell“ veröffentlicht und eine öffentliche und transparente Debatte zur Entwicklung von Mainz gefordert. Man sei „überzeugt, dass es einen strategischen Plan geben muss, in den alle Projekte eingebunden sind, dass man spürt: hier gibt es ein Gesamtkonzept“, betonte die Gruppe. Zugleich formulierte der Mainzer Appell sieben konkrete Handlungsfelder in Sachen Stadtentwicklung: Rheinufer, Medienstadt Mainz, Sanierung des Mainzer Rathauses, die Profilierung als Great Wine Capital, ein Entwicklungsplatz für die Plätze der Stadt, ein saubereres Mainz und ein schuldenfreies Mainz – mehr dazu hier bei Mainz&.

Die Reaktionen nach der Veröffentlichung hätten „gezeigt, dass es ein Bedürfnis unter den Bürgern gibt, genau diese Themen anzustoßen und darüber zu diskutieren“, sagte Architekt Thomas Dang, einer der Erstunterzeichner. „Die 7 Punkte sprechen mir aus der Seele“, schrieb eine Unterzeichnerin etwa. „Träges Denken, eine mühsame Bürokratie und eine phantasielose Verwaltung blockieren jeden Wandel“, kritisierte ein anderer Unterzeichner, er hoffe „auf eine grundlegende Veränderung.“

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„Als Moderatorin der Mainzer Bürgerforen seit 2013 weiß ich, dass die genannten Themen sich in großen Teilen mit den Wünschen und Themen der Mainzer Bürgerschaft decken“, schreibt die Stadtplanerin Kristina Oldenburg. Mainz brauche einen Masterplan durch Stadtplaner/Architekten, synchron begleitet von einem „innovativen und professionellen Stadtdialog auf den Ebenen von Politik, Fachöffentlichkeit, Zielgruppen…. (wie ihn viele Städte zu einem Masterplan durchführen).“

Blick aufs Mainzer Rathaus von oben. - Foto: gik
Wohin entwickelt sich Mainz? Die Gruppe des „Mainzer Appells“ fordert ein strategisches Gesamtkonzept, viele Unterzeichner üben scharfe Kritik an den Politikern im Rathaus. – Foto: gik

Begrüßt wurde von vielen Unterzeichnern das Überparteiliche der Initiative und forderten deutlich mehr Weitblick und weniger parteiliches Klein-Klein: „Ein weitblickener und parteiübergreifenden Ansatz für Mainz ist überfällig“, schrieb ein Unterzeichner. „Städte wie Mainz brauchen eine Vision die aus der Enge und dem Klein/Klein des politischen Alltags herausführt und eine Art Kompass für langfristige städtebauliche Entscheidungen darstellt“, merkte ein anderer an.

Viele Unterzeichner ergänzten die Liste der 7 Wünsche noch um einiges mehr: Viele wünschten sich deutlich mehr Umweltschutz, ein Becher-Pfand-System ebenso wie ein Einweg-Verbot. Eine „wesentlich intensivere Grüngestaltung sowie ein achtsamer Umgang mit Neubebauungen wären notwendig“, forderte ein Unterzeichner. Aber auch eine deutlich bessere Beachtung und Würdigung der Mainzer Geschichte, insbesondere des römischen Erbes mit dem Römischen Theater wurde gewünscht. Mainz sei eine Stadt, „die seit Jahrzehnten ihr reichliches Potential ungenutzt vergammeln lässt“, schimpfte ein Unterzeichner.

Das römische Bühnentheater am Südbahnhof in Mainz. - Foto: gik
Der miserable Zustand des Römischen Bühnentheaters und der schlechten Präsentation der reichen Mainzer Geschichte stört viele. – Foto: gik

„Als ich letztens das Mainzer Stadtmuseum auf der Zitadelle besucht habe, sind mir die Tränen gekommen“, schrieb Unterzeichnerin Silvana Rödder, Mainz brauche dringend ein Konzept für die Gestaltung der Stadt, für die Präsentation seiner bedeutenden Geschichte sowie  repräsentative Museen. „Lasst uns nicht als „Volksfront von Judäa“ gegen die „judäische Volksfront“ antreten, sondern zusammen „Master Mainz“ gestalten“, schrieb Rödder mit Blick auf die Überparteilichkeit und in Anspielung auf den Kultfilm „Das Leben des Brian“ weiter.

Zahlreiche andere Unterzeichner wünschten sich zudem ein deutlich zukunftsfähigeres  Verkehrskonzept, billigere Parkhäuser und deutlich günstigere  öffentliche Verkehrsmittel. „Wenn man sich anschaut, was es in Berlin/München/Hamburg oder in anderen europäischen Städten für tolle und preisgünstige Angebote im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel gibt, hinkt Mainz da stark hinterher“, schreibt eine Unterzeichnerin. „Es braucht nicht teure, neue Straßenbahnen, sondern weitere Masterpläne für Mobilität und wirtschaftliche Standortattraktivität“, forderte ein Volkswirt.

Blick von den Bonifaziustürmen auf Alicebrücke und Hauptbahnhof West. - Foto: gik
Mehr Bäume, besseren und billigeren ÖPNV, die Neugestaltung des Hauptbahnhof West – die Mainzer haben viele Wünsche. – Foto: gik

„Es wird Zeit, das Mainz endlich wachgeküsst wird und aus seinem Dornröschenschlaf erwacht“, schriebt eine Unterzeichnerin: „Der Druck auf die lavierenden Zauderer in unserer Stadtführung muss deutlich erhöht werden“, wichtige Themen endlich umgesetzt werden. „Durch Mainz muss ein Ruck gehen!!!“, fordert der Juraprofessor Friedhelm Hufen, und zählte gleich einen ganzen Wunschkatalog auf – darunter die Neugestaltung vieler Mainzer Plätze, die „Rettung der Großen Bleiche“, die Neugestaltung des Hauptbahnhof West, aber auch neue Rheinbrücken, viele Bäume und Grünflächen, die Betonung der Weinhauptsadt Mainz, ein modernes Einkaufszentrum – und eine Innenstadt mit „innen Fußgängerzone, außen günstige Parkhäuser“.

Der Kreis wolle den Mainzer Appell künftig in regelmäßigen Abständen bewerten, kündigten die Initiatoren an. „Wir wollen dann unter die Lupe nehmen, ob sich zu den von uns gesetzten Themen etwas bewegt hat“, sagte Gregor Wedekind. Man werde sich auch „die Freiheit nehmen, auch neue Forderungen und Themen zu definieren.“ Ziel sei ein abgestimmter Gesamtplan zum Mainz der Zukunft. „Die Stadt ist es uns wert, eine solche Diskussion in Ergänzung zu parteipolitischen Überlegungen in Gang zu setzen“, resümieren die elf Erstunterzeichner. Nun freue man sich auf ein bereits terminierte Gespräch mit dem Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), die Gruppe stehe aber auch für Treffen mit den anderen OB-Kandidaten zur Verfügung.

Info& auf Mainz&: Einen ausführlichen Bericht zum Mainzer Appell, seinen Erstunterzeichnern, den Hintergründen und Wünschen findet Ihr hier bei Mainz&. Die Internetseite des Mainzer Appells selbst findet Ihr hier – die Verfasser weisen darauf hin, dass der Appell weiter unterzeichnet und kommentiert werden kann. Die Kommentare der Unterzeichner könnt Ihr selbst hier nachlesen – dort stehen auch die Klarnamen, die wir hier aber aus Gründen des Personenschutzes zum größten Teil weggelassen haben.

 

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