Schock in Mainz: Der bekannte und beliebte Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert ist urplötzlich schwer erkrankt. Trabert habe mehrere Schlaganfälle erlitten, teilte sein Verein „Armut und Gesundheit“ am Freitag mit, die Situation sei „sehr herausfordernd“. Der 68 Jahre alte Mediziner war gerade erst zum Spitzenkandidaten der Linken in Rheinland-Pfalz für die Bundestagswahl gewählt worden und wollte auch als Direktkandidat in Mainz antreten. Wie es nun weitergeht, ist bislang völlig unklar.
Trabert setzt sich bereits seit mehr als 25 Jahren für Arme und Obdachlose ein, vor mehr als 20 Jahren gründete er mit der „rollenden Ambulanz“ in seinem Arztmobil ein Vorzeigeprojekt, das bundesweit Nachahmer fand. Bundesweit bekannt wurde Trabert so richtig, als ihn die Linke Anfang 2022 als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten nominierte – ein echter Coup. Trabert hatte zwar nie eine Chance auf das Amt, aber mit seiner Kandidatur erreichte er bundesweit hohe Aufmerksamkeit für seine Themen und seine Arbeit.
Spitzenkandidat für Linke bei Bundestagswahl im Februar 2025
Im Juni 2022 besuchte der wiedergewählte Bundespräsident Frank Walter Steinmeier Trabert sogar in Mainz und ließ sich ausführlich über das Arztmobil, die Ambulanz für Obdachlose und Hilfsbedürftige sowie die weiteren Themen rund um Armut und Gesundheit informieren. Trabert war immer wieder für die Linke als Kandidat angetreten, obwohl er nie Mitglied der Partei war. So war Trabert bereits Kandidat für die Bundestagswahl 2021 sowie auch Ko-Spitzenkandidat der Linken bei der Europawahl im Juni 2024, bei der die Linke allerdings abgeschlagen bei 2,7 Prozent landete.
Bei der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar 2025 wollte Trabert nun einen neuen Anlauf in Richtung Bundestag nehmen: Im November nominierte die Linke ihn als Spitzenkandidat für die Linke in Rheinland-Pfalz, am 29. November kürte ihn die Linke Mainz-Bingen erneut als Direktkandidat für den Wahlkreis Mainz, und am 21.12. wählte ihn der rheinland-pfälzische Landesverband zum Spitzenkandidaten für die Wahl am 23. Februar. All das steht nun aber in den Sternen: Trabert ist völlig überraschend schwer erkrankt.
Trabert: Mehrere Schlaganfälle, gesundheitliche Lage unklar
„Es schmerzt uns, Ihnen mitteilen zu müssen, dass unser erster Vorsitzender Prof. Dr. Gerhard Trabert mehrere Schlaganfälle erlitten hat“, teilte der Verein „Armut und Gesundheit“ am Freitag mit. Die Familie bitte um Diskretion und darum, von Fragen abzusehen, betonte der Verein weiter, denn: „Aktuell ist die gesundheitliche Situation unklar und eine Prognose nicht möglich.“ Die Situation sei „sehr herausfordernd“, der Einsatz für Menschen in Notlagen des Vereins werde aber weitergehen. „Wir senden die besten Genesungswünsche an Professor Trabert und viel Kraft an seine Familie“, so der Verein weiter.
Auch bei der Mainzer Linken herrscht Bestürzung: „Wir sind absolut erschüttert über die Situation und wünschen Gerhard natürlich rasche Genesung und seiner Familie viel Kraft“, sagte Linken-Kreischef Tupac Orellana auf Mainz&-Anfrage. Alle Fragen, die sich nicht mit Traberts Gesundheit befassten, müssen jetzt erst einmal hinten anstehen, betonte Orellana: „Es geht jetzt wirklich warum, dass dieser wichtige Mensch genesen kann.“
Für die Linke stellt sich jetzt die Frage, ob sie wie geplant mit Trabert in den Turbo-Wahlkampf ziehen kann, oder in den wenigen verbleibenden Wochen noch den Spitzenkandidaten austauschen muss – das wäre für die zuletzt durch den Austritt von Sahra Wagenknecht und die Gründung ihres Bündnisses stark gebeutelte Partei ein erneuter Rückschlag. Bis zum 20. Januar haben die Parteien Zeit, ihre Wahllisten beim Landeswahlleiter einzureichen und damit noch Änderungen vorzunehmen. „Erst einmal müssen wir schauen, wie es Gerhard geht, und wie die Situation ist“, sagte Orellana dazu: „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir wirklich keine Prognose abgeben.“
Info& auf Mainz&: Ein Porträt vom „Straßen-Doc“ Gerhard Trabert und seinem Arztmobil lest Ihr hier auf Mainz&.