Der Bauzustand des Mainzer Rathauses wird offenbar immer dramatischer: Nun sollen Fangnetze Schutz vor möglicherweise herabfallenden Platten bieten. Die Fassade des Rathauses ist porös, Experten hatten bei den Untersuchungen vergangenes Jahr festgestellt, dass Stücke abbrechen könnten. Bereits seit Herbst 2017 hatten deshalb Bauzäune den Eingangsbereich abgeschirmt, ein Baugerüst den Zugang zum Rathaus beschützt. Das aber reicht offenbar nicht mehr: In den kommenden Tagen würden Fangschutz-Netze um das Rathaus gespannt, sagte eine Stadtsprecherin auf Mainz&-Anfrage: „Wir haben am Mittwoch begonnen.“
Ein Generalsanierer hatte 2017 den Bauzustand des denkmalgeschützten Arne Jacobsen-Baus aus den 1970er Jahren unter die Lupe genommen, und dabei festgestellt: das Rathaus ist noch viel maroder als gedacht. Die Natursteinplatten drohten von der Fassade zu stürzen, auch die Verankerung der Gitter vor den Fenstern sei völlig marode, warnten die Experten im November 2017. „Leider Gottes hat man sich für einen Stein entschieden, der die 40 Jahre nicht überlebt hat“, sagte Architekt Stefan Nixdorf.
Der Beton darunter sei aufgrund eindringenden Wassers korrodiert, deshalb seien alle Fenster-Verankerungen marode. Das eigentliche Skelett des Gebäudes, der Beton, sei zwar in einem vergleichsweise guten Zustand, an einer Sanierung führe aber kein Weg vorbei – die Experten veranschlagten Mehrkosten von allein 3,9 Millionen Euro für den Austausch der Natursteinfassade sowie von 3,3 Millionen Euro für die Sanierung der Gitterfassade.
Weil damit der Rahmen für die Sanierung des Rathauses von 50 Millionen Euro nicht zu halten ist, schlug Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) ein Bürgerbegehren zur Frage der Rathaussanierung vor. Das Bürgerbegehren ist noch nicht in die Wege geleitet – die Mainzer sollen erst einmal am 15. April über den Bibelturm am Gutenberg-Museum abstimmen – doch der Bauzustand des Rathauses wird derweil immer schlechter. „Es können Bruchstücke herunter fallen, man will in jedem Fall verhindern, dass jemand zu Schaden kommt“, sagte die Stadtsprecherin am Freitag. Deshalb sollten nun rund um das Rathaus Fangnetze gespannt werden.
Das sei „eine übliche Bausicherungsmaßnahme“, betonte die Sprecherin weiter, „das Rathaus bricht nicht auseinander.“ Die Fangnetze seien „eine Sicherungsmaßnahme, das muss jetzt gemacht werden“, fügte sie hinzu: „Es reicht ja auch schon, wenn Einzelteile abbrechen.
Info& auf Mainz&: Mehr zum maroden Mainzer Rathaus und dem Problem der Sanierung sowie zum Bürgerentscheid lest Ihr hier bei Mainz&. Die CDU-Opposition kritisiert den Bürgerentscheid zum Rathaus scharf, die SPD in der Mainzer Altstadt will den Bau als „echtes Meenzer Original“ retten.