Auch der Mainzer Rosenmontagszug lässt unter der Ultrakurzkampagne Federn: Wenn kommenden Montag der große Narrenzug durch Mainz rollt, wird es 148 Zugnummern geben – das sind zehn weniger als 2015. Zehn Wagen weniger, etwas weniger Musikkappellen – die kurze Vorbereitungszeit macht sich bemerkbar. Trotzdem ist der Drang zum Zug ungebrochen: Rund 9.600 Narren werden im 66. Mainzer Rosenmontagszug seit dem Zweiten Weltkrieg mitlaufen, das ist neuer Rekord. Auch sonst ist es ein Zug der Superlative: Sieben Kilometer lang, rund fünf Stunden Dauer – es ist der Höhepunkt der Mainzer Fastnacht.
„Wir sind angespannter als die sonstigen Jahre“, räumte Zugleiter Kay-Uwe Schreiber am Dienstag bei der Vorstellung der Zahlen ein. Die aktuelle Sicherheitslage spielt weiter eine Rolle, dazu kommt die Unsicherheit, ob sich etwas wie in der Silvesternacht in Köln wiederholen könnte. Die Angst spukt in den Hinterköpfen, doch Bange machen lassen sich die Verantwortlichen vom Mainzer Carnevals-Verein (MCV) nicht: Man sei ausgesprochen gut gerüstet, so sicher sei der Zug wohl noch nie gewesen.
Großaufgebot an Polizei und Security sichert Zug
Ein Großaufgebot an Polizei und ein umfangreiches Sicherheitskonzept sollen dafür sorgen, dass die Mainzer und ihre Gäste an Rosenmontag sowie die Tage davor sicher und fröhlich feiern können – alles zum Sicherheitskonzept könnt Ihr in den Mainz&-Artikeln „Flüchtlingen Fastnacht erklären“ und „Jede Uniform ein Helfer“ nachlesen.
„Wir haben noch nie so viele Gespräche geführt mit Polizei und Ordnungsamt wie in diesem Jahr“, sagte Schreiber, sogar eine eigene Security hat der MCV eigens für Rosenmontag engagiert. 132 Zugbegleiter, 200 Sicherheitskräfte allein auf der LU, dazu die Polizei mit ihren Mobilen Einheiten – mehr Sicherheitsvorkehrungen geht nicht. Wir sind gespannt, ob trotzdem 500.000 Besucher nach Mainz zum Feiern kommen, viele wollen sich das offenbar noch überlegen. Mainz& sagt: Lasst Euch vom Feiern nicht abhalten! Sonst haben Terror-Verbreiter und Miesmacher schon gewonnen.
Straßenfastnacht startet mit Weiberfastnacht am Donnerstag
Am Donnerstag startet die Straßenfastnacht jedenfalls in ihre heiße Phase – los geht’s mit der Weiberfastnacht ab 11.11 Uhr auf dem Schillerplatz am Fastnachtsbrunnen. Das bunte Treiben auf dem Schillerplatz setzt sich ab 18.11 Uhr dann im Narrenzirkus auf der LU fort – das ist das große weiße Zelt. Fastnachtsfreitag ist „Mainz bleibt Mainz“-Zeit, am Abend guckt man traditionell die Fernsehsitzung, die live aus dem Kurfürstlichen Schloss gesendet wird.
Am Fastnachtssamstag dann setzt sich um 14.11 Uhr der Jugendmaskenzug in Bewegung, der größte Kinderumzug Europas. Daran schließt sich auf der LU die Vereidigung der närrischen Rekruten an. Fastnachtssonntag dann könnt Ihr auf der Ludwigsstraße die Motivwagen bewundern – im Anschluss an die Parade der Mainzer Garden, die natürlich um 11.11 Uhr startet. Beim „Tanz auf der LU“ trifft man sich, lacht, feiert und tanzt ab 13.11 Uhr um den Fastnachtsbrunnen auf dem Schillerplatz.
Rosenmontag: 7,2 Kilometer Zugweg quer durch die Innenstadt
Rosenmontag dann ist der große Tag: Pünktlich um 11.11 Uhr setzt sich der große Rosenmontagszug in Bewegung, und zwar an der Ecke Boppstraße/Josefsstraße in der Mainzer Neustadt. Die wird in den Stunden zuvor und danach zum großen Aufstellgebiet für die Mitwirkenden – an alle Neu-Mainzer: das ist dann quasi närrisches Sperrgebiet – hier geht an dem Tag nix mehr rein und nix mehr raus, was kein Narr ist.
Der RoMo-Zug windet sich auf 7,2 Kilometern kreuz und quer durch die gesamte Mainzer Innenstadt, der Zugweg ist unverändert. Die Strecke braucht Zeit – erst ab 12.15 Uhr wird der Zug an der großen Ehrentribüne am Gutenbergplatz und am Dom erwartet, dann schalten auch die Fernsehkameras auf der LU ein. Die Spitze des Zuges erreicht dann nach dem Weg um die Altstadt herum gegen 13.30 Uhr den Münsterplatz, wo sich der närrische Lindwurm auflöst – da gehen die Letzten in der Boppstraße gerade erst los. Die werden dann den Münsterplatz erst so gegen 16.30 Uhr erreichen.
9.600 Teilnehmer, Pferde, Traktoren, Wagen
Rund 9.600 Teilnehmer machen eine Zuglänge von sieben Kilometern aus, dazu kommen i diesem Jahr 150 Wagen, die von 132 Traktoren und Zugmaschinen gezogen werden. Die Zahl der Zugpferde liegt bei 30, auch werden 150 Reiter im Zug mitreiten, trotz alelr Diskussionen im Vorfeld. So forderte die Tierschutzorganisation Peta gerade wieder, den Pferden den Stress des Umzuges zu ersparen und Pferde zu streiten. Doch die gehören für viele Fastnachter einfach dazu – und keine Angst: Die Rösser werden sorgfältig auf den Umzug vorbereitet und unter anderem das Jahr über in ihren Ställen mit Fastnachtsmusik beschallt. Und das ist jetzt kein Scherz 😉
70 Musikgruppen mit insgesamt 2.097 Musikern werden für Schwung und hoffentlich den richtigen Ton sorgen, auch das sind weniger als im Vorjahr. Und 71 Fahnen- und Schwellkoppträger werden den Zug optisch einrahmen. Das Ganze kostet den MCV übrigens inzwischen knapp 400.000 Euro – 2015 kam der Verein noch mit 360.000 Euro aus.
Gestiegene Materialkosten, der Mindestlohn, aber vor allem auch die Sicherheitsanforderungen machen den Zug deutlich teurer. Gut, dass der MCV mit ausgeweitetem Merchandising dagegen hält – es gibt wieder tolle Neuerungen wie die Baby-Zugente, den Fastnachtsschal, und, und und. Ein absoluter Renner war in diesem Jahr das Zugplakettcher: Von „Weck, Worscht und Woi“ wurden 48.000 Stück restlos verkauft, das ist neuer Rekord. Das Fastnachts-Motto lautet im rheinhessischen Jubiläumsjahr 2016 übrigens: „Ein echter Narr ist ohne Sprüch‘ – rhoihessisch, herzlich, määnzerisch!“
Glasverbot wird strikt gehandhabt
Die wichtigste Neuerung 2016 lautet denn auch: Glasverbot. In diesem Jahr macht der MCV ernst und ruft ein striktes und absolutes Glasverbot aus, und zwar auf dem kompletten Schillerplatz sowie auf der LU bis hinunter zum Höfchen. „Wir starten am Donnerstag mit einer 100-Prozent-Glaskontrolle auf dem Schillerplatz“, kündigte MCV-Marketingchef Rainer Steppich an: „Jeder, der Glas mitbringt, muss es spontan austrinken oder abgeben.“
Fünf Sicherheitsschleusen und 16 Glas-Kontrollstellen sollen das Glasverbot umsetzen, MCV und Stadt Mainz machen damit Ernst im Kampf gegen Scherben und Glas-Verletzungen. Allein im Bereich des Schillerplatzes wurden 2015 rund 1,5 Tonnen Glas an den Anlaufstellen abgegeben und gegen 5000 Plastikbecher getauscht worden oder vor Ort entsorgt.
Glasverbotszone an Rosenmontag deutlich ausgeweitet
Das Glasverbot sei trotz rückläufiger Zahlen in 2015 grundsätzlich der richtige Weg, heißt es, ein Glasverbot spare Kosten, erhöhe die Sicherheit und mindere die Verletzungsgefahr. Flaschen, Gläser, Krüge und Karaffen sind deshalb 2016 in der Verbotszone tabu. Das soll auch auf der Festmeile zwischen Narrenturm und Narrenturm streng kontrolliert werden.
An Rosenmontag gehören zur Verbotszone übrigens auch die angrenzenden Bereiche um LU und Schillerplatz, also auch der Ballplatz, Teile der Großen Langgasse und der Weißliliengasse, Tritonplatz sowie der Bereich um die Alte Uni. Also, stellt Euch bitte drauf ein!
Wo sieht man den Zug am schönsten?
Bleibt die immer wiederkehrende Frage: Wo kann man den Zug am besten sehen? Nun, das kommt darauf an, was Ihr wollt. Steht Ihr auf Party und ichtes gewühl, dann sind der Schillerplatz, die Weißliliengasse und die Region Südbahnhof/Fort Malakoff die richtigen Gegenden für Euch. Speziell in der Altstadt und Richtung Südbahnhof trifft sich die Jugend, allerdings war die Stimmung am Fort Malakoff 2015 teilweise auch sehr aggressiv – hier kam es zu diversen Schlägereien und Auseinandersetzungen mit der Polizei. Viel Jugend trifft sich auch am Neubrunnenplatz in der Großen Bleiche, in der Großen Langasse wiederum mischt sich bunt das Publikum.
Eingefleischte Mainzer sehen sich den Zug gern im Schatten des Doms auf den Domplätzen an oder gleich auf Schillerplatz und LU – hier, im Herzen der Stadt, herrscht allerdings auch das dichteste Gedränge. Familien weichen deshalb gerne auf die Kaiserstraße aus, dort bietet der grüne Mittelstreifen viel Platz zum Toben und für Kinderwägen.
Die Zugstrecke um die Christuskirche herum ist traditionell Familiengegend, ebenso die Boppstraße, wo der Zug startet. Manchmal halten sich hier die Zugteilnehmer mit dem Werfen von Bonbons allerdings noch sehr zurück – der Zugweg ist ja noch lang. Bei Bonbon-Jägern ist deshalb der auslaufende Schillerplatz Richtung Münsterplatz beliebt: Hier werfen die Narren auf den letzten Metern gerne noch ihre Wurfsachen unters Volk.
Info& auf Mainz&: Alle Termine sowie den Zugweg zum Runterladen findet Ihr auf den Seiten des Mainzer Carnevals-Vereins, den Zugwegplan genau hier.