Die Landtagswahl hat eine erste personelle Konsequenz in der politischen Landschaft in Mainz: Der Mainzer SPD-Chef Johannes Klomann kündigte am Dienstag seinen Rücktritt für Mitte April an. Klomann hatte bei der Landtagswahl am Sonntag sein Direktmandat für den Landtag im Mainzer Innenstadt-Wahlkreis 27 an die Grüne Katharina Binz verloren. Trotz Listenplatz 36 verpasste Klomann am Ende den Einzug in den Landtag. Damit erlebt die Mainzer SPD nach nicht einmal 1,5 Jahren schon wieder den nächsten Wechsel an ihrer Spitze.
Klomann hatte erst im Dezember 2019 den Vorsitz der Mainzer SPD von Marc Bleicher übernommen, der ebenfalls nur zwei Jahre lang im Amt war, das er von Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) übernommen hatte. Ebling wiederum war als Vorsitzender der Mainzer SPD wegen seiner angestrebten Wiederwahl als Mainzer Oberbürgermeister zurückgetreten. Weder Bleicher noch Klomann konnten sich als Chefs der Mainzer SPD wirklich profilieren, beide blieben stets im Schatten des Oberbürgermeisters – eigene Akzente oder eigene Ideen lieferten beide so gut wie keine.
Klomann hatte vor Jahren als Ortsvorsteher der Mainzer Neustadt bereits eine Milieuschutzsatzung gegen die zunehmende Gentrifizierung der Neustadt gefordert, durchsetzen konnte er sich damit nie. Mehr bezahlbares Wohnen, den Zollhafen als echte Erweiterung der Mainzer Neustadt zum Rhein – Klomanns Vorstöße verpufften meist weitgehend. Belohnt wurde sein Einsatz für die Komissbrotbäckerei als Stadtteilzentrum für die Neustadt, doch schon bei der Ortsvorsteherwahl im Juni 2019 fegte ihn mit Christoph Hand ein bis dahin völlig unbekannter Grüner aus dem Amt. Hand kam auf 55,6 Prozent, Klomann nur auf 44,4 Prozent – schon das eine herbe Enttäuschung für den Sozialdemokraten.
Klomann rückte 2015 für die aus Altersgründen ausgeschiedene Ulla Brede-Hofmann als Abgeordneter in den Mainzer Landtag nach, bei der Landtagswahl 2016 holte er den Mainzer Wahlkreis 27 mit 40,3 Prozent der Erststimmen. Seither aber waren die Grünen speziell in der Mainzer Innenstadt immer stärker geworden, bei der Kommunalwahl 2019 feierten sie gar einen Erdrutschsieg – und bauten gerade in der Mainzer Innenstadt ihre Hausmacht weiter aus. Bei der Landtagswahl am Sonntag zeigte sich das erneut: mit 29,6 Prozent holte die Grüne Katharina Binz das Direktmandat – das erste für die Grünen in Rheinland-Pfalz überhaupt. Mit nur 177 Stimmen Vorsprung schlug sie Klomann denkbar knapp, der auf 29,2 Prozent kam.
Klomann stand auf der Landesliste der SPD auf Listenplatz 36, im neuen Mainzer Landtag hält die SPD 39 Sitzplätze – am Wahlabend sah es zunächst noch so aus, als könnte Klomann trotzdem der Wiedereinzug in den Landtag gelingen. Doch weil die SPD eine erhebliche Menge an Direktmandaten holte, zogen am Ende lediglich elf Abgeordnete über die Liste in den Landtag ein – für Klomann reichte es nicht. „Für mich bedeutet dies eine grundlegende Veränderung meiner Lebensumstände, für die ich in den kommenden Monaten einen freien Kopf brauche“, sagte Klomann am Dienstag.
Die Mainzer SPD habe aber in diesem Jahr eine weitere wichtige Bundestagswahl vor sich, dazu gelte es, „die Partei für die Nach-Corona-Zeit und dabei insbesondere für die kommenden Kommunalwahlen fit zu machen“, sagte Klomann in einer schriftlichen Stellungnahme weiter. Er sei deshalb „zu der Überzeugung gelangt, dass es notwendig ist, dass der Unterbezirk von einem neuen Vorsitzenden bzw. einer neuen Vorsitzenden in diese nächste Phase geführt werden muss, die oder der den notwendigen Schwung mitbringt.“
Klomann will nun den Unterbezirk noch bis nach der Wahlkreiskonferenz Mitte April führen, danach aber sein Amt niederlegen. Damit muss die Mainzer SPD nur fünf Monate vor der Bundestagswahl einen neuen Vorsitzenden oder eine neue Vorsitzende bestimmen – eigene Akzente hatten Mainzer Sozialdemokraten zuletzt nur wenige gesetzt, das gilt auch und gerade für die Fraktion im Mainzer Stadtrat.
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