Da geht es also hin, dieses seltsame, außergewöhnliche, turbulente und anstrengende 2020 – und die meisten von uns werden es gerne mit Knall und Schwung verscheucht sehen. 2021 steht vor der Tür, und wir alle hoffen: Möge es ein besseres Jahr werden als 2020. Wir schenken Euch dafür ein Feuerwerk, virtuell natürlich. Und wir sagen DANKE: Allen Lesern, alten Fans und neuen Freunden von Mainz& – von Herzen Danke für Eure Unterstützung und Euer Interesse von und an Mainz&. Lasst uns 2021 zu einem besseren Jahr machen – möge die Kraft mit uns sein.

Bye, bye 2020 - was hat die Welt von Dir wirklich gelernt? - Foto: gik
Bye, bye 2020 – was hat die Welt von Dir wirklich gelernt? – Foto: gik

2020 hat uns gefordert, wie kaum ein Jahr zuvor: Eine Pandemie, die die Welt in Atem und uns im Griff hält, Einschränkungen und Ausnahmezustände, wie sie die westliche Welt seit 75 Jahren in diesem weltumspannenden Umfang nicht gesehen hat. 2020 war kein ruhiges Jahr. Ein Jahr, das die Welt auf den Kopf stellte, Gewissheiten und Gewohnheiten in Frage stellte, herausforderte. Und das viel Leid brachte: 1,8 Millionen Tote hat die Corona-Pandemie bisher schon gefordert, 30.000 allein in Deutschland. Die Welt hat neue Vokabeln gelernt – hat sie auch etwas gelernt?

Coronavirus, Inzidenz, exponentieller Anstieg – ja, 2020 war das Jahr der neuen wissenschaftlichen Vokabeln. Deutschland lernte, was eine Pandemie ist, wie rasend schnell sich ein Virus ausbreiten kann, wie wenig in unserer global vernetzten Welt eine Ausbreitung zu stoppen ist. 2020 war das Jahr des Stillstands, der quietschenden Bremsspur: Grenzen, die für immer offen schienen, machten auf einmal dicht. Reisen wurde zum Risiko, der Austausch zwischen Kulturen und Ländern – er kam plötzlich zum Stillstand.

Leere Mainzer Innenstadt im Lockdown im Frühjahr 2020. - Foto: gik
Leere Mainzer Innenstadt im Lockdown im Frühjahr 2020. – Foto: gik

Das hatte Folgen: wirtschaftliche zuvorderst. Leere Regale, leere Innenstädte, verwaiste Stühle in der Gastronomie – ein Schock für die verwöhnte Wohlstandsgesellschaft. Die weltweiten Warenströme versiegten, und vielen wurde auf einmal klar, wie fragwürdig das immer billigere Produzieren in fernen Ländern doch vielleicht ist. Wie viel sinnvoll es sein könnte, auf Produktion in heimischen Landen zu setzen. Mit besseren Arbeitsbedingungen – überhaupt: der Wert der Arbeit. Systemrelevant waren auf einmal nicht mehr hochbezahlte Manager und Finanzjongleure, sondern die, auf die sonst gerne herabgeschaut wurde. Die Kassiererin im Supermarkt. Der Lastwagenfahrer, der das Toilettenpapier brachte. Die Krankenschwester, der Pfleger, die Erzieherin.

Hunderttausende Kinder lernten auf einmal ihre Schule schätzen, sie vermissen, lernten, was es bedeutet, wenn man eben nicht zur Schule gehen kann. Eltern, was es bedeutet, wenn die Kinderbetreuung wegbricht. Arbeitgeber, was es bedeutet, wenn sich ihre Mitarbeiter ihren Kindern widmen (müssen) – und wie selbstständig doch viele auch ohne die Oberaufsicht des Bosses im Büro arbeiten können. Homeoffice wurde eines der Wörter des Jahres 2021. Und Digitalisierung. Deutschland lernte endgültig, wie schlecht sein Netz ist. Und wie wenig diese Republik über Digitalisierung, Online-Verkauf und elektronische Vernetzung weiß.

Wurde zu einem Symbol der Pandemie: Die Bilder von leeren Warenregalen. - Foto: Grimminger
Wurde zu einem Symbol der Pandemie: Die Bilder von leeren Warenregalen. – Foto: Grimminger

Corona legte gnadenlos offen, woran es krankt in dieser Republik – und je länger die Pandemie dauerte, umso länger wurde und wird diese Liste: verschlafene Digitalisierung, das Internet noch immer als „Neuland“ für viele Bereiche, verpennter Online-Handel, fehlende Vernetzung. Die ignorierte Modernisierung und Digitalisierung der Schulen. Vernachlässigte Kliniken und Pflegebereiche. Jetzt rächte es sich, dass man in Deutschland viele Behördengänge noch immer nicht online erledigen kann, denn das Analoge ging in den Shutdown – Deutschland bremste sich selbst aus.

Corona legte aber auch offen, wie stehengeblieben vieles in der Politik ist: Wirtschaftsminister, die bis heute nicht begriffen haben, wie eine Dienstleistungsbranche funktioniert, wie sich Solo-Selbstständige finanzieren und wie groß und mit wie vielen Arbeitsplätzen versehen die Kunst- und Kulturbranche ist. Dass auch Tontechniker, Lichttechniker und freie Musiker relevante Einkommen generieren und ein essentieller Bestandteil der Wirtschaftskraft Deutschlands sind – die Politik hat es auch nach zehn Monaten Pandemie nicht begriffen. Wirtschaft ist, wenn man braver Arbeitnehmer ist – das ist die Doktrin deutscher Wirtschaftslenker, alles andere ist ihnen fremd. Corona legte auch Armutszeugnisse und Zukunftsverweigerung gnadenlos offen.

Private Maskenschneiderei bei Starkapp in Mainz: Corona beherrschte viele Felder 2020. - Foto: Starkapp
Private Maskenschneiderei bei Starkapp in Mainz: Corona beherrschte viele Felder 2020. – Foto: Starkapp

Das Bittere für viele Menschen in diesem Jahr: Lernfähig erwies sich die Politik, ja, die Gesellschaft nur in sehr bedingtem Maße. Die Lernkurve bei Masken, Lüftungsgeräten, digitalem Unterricht oder Impfstoff-Beschaffung – ungenügend. Während im Frühjahr Privatleute längst Masken in Heimarbeit schneiderten, suchte die Politik noch immer nach Gründen, keine Maskenpflicht einzuführen – weil man schlicht die Beschaffung verpennt hatte. Im Winter die Wiederholung, dieses Mal ausgerechnet beim Impfstoff: zu wenig, zu zögerlich, keine Strategie – das Politik-Muster 2020.

Im Frühjahr klatschte man auf den Balkonen für die Arbeitenden in der Pflege und in den Krankenhäusern – auf Veränderungen der Arbeitsbedingungen warten sie bis heute vergeblich. Rheinland-Pfalz wollte nach dem Sommer nicht einmal den Pflegebonus auszahlen, bis heute haben viele in den Kliniken nicht einmal diese kleine Anerkennung bekommen. Je länger die Pandemie dauerte, umso mehr schienen sich Gleichgültigkeit, Egoismus und Rückzug auf die eigenen Pfründe breitzumachen. Die große Solidarität, der Ruck in der Gesellschaft aus dem ersten Lockdown – verpufft. Verschwunden. „Querdenken“, Egoismus und Verneinung bestimmten die öffentliche Debatte. Auch, weil die Politik aufhörte zu kommunizieren, mitzunehmen, anzuspornen.

Das echte Made in Germany: Humor mit Wissenschaft gepaart, macht echte Meenzer Lebensart. - Karikatur: Eisenmann
Das echte Made in Germany: Humor mit Wissenschaft gepaart, macht echte Meenzer Lebensart. – Karikatur: Eisenmann

Das Jahresende 2020 – geprägt vom Rückzug in die eigenen vier Wände. Lockdown Nummer zwei, aber auch Frust und vielfach Wut über Untätigkeit, Unfähigkeit, Ignoranz. Erschöpfung machte sich breit, und das nach nur zehn Monaten Ausnahmezustand – auch weil da niemand war, der ein „Wir schaffen das“ unters Volk brachte. Hoffnung bringt allein die Wissenschaft – was für eine Erkenntnis aus 2020. Die Wissenschaft liefert: Aufklärung, Erklärungen und dazu Methoden zur Abhilfe wie eben Masken, Abstand, Hygiene. Und Impfstoffe, in Rekordzeit entwickelt, auf der Basis hochinnovativer Forschung.

Da blitzt es auf, das echte Made in Germany: Geistesbrillanz, Forschergeist, Denkertum, gepaart mit Hightech und hohem Verantwortungsbewusstsein für Gesellschaft und Menschheit zugleich. Von Mainz aus beginnt der Siegeszug zur Rettung der Welt, und die Universitätsstadt Heidelberg ist gleich dahinter. Nicht die großen Metropolen, nicht die Bankentürme sind es, die die Welt von einer Geißel befreien – sondern Wissenschaft made in kleinen Städten von hoher Lebensqualität und mit einem Funken Selbstironie. Wer über sich selbst lachen und die Welt mit Narretei auf den Kopf stellen kann, ist vielleicht auch eher in der Lage, das Ungewöhnliche zu denken, das Neue zu sehen.

Time for Change - Fotoausschnitt aus Pink Floyd Konzert, via 3sat. - Screenshot: gik
Time for Change – Fotoausschnitt aus Pink Floyd Konzert, via 3sat. – Screenshot: gik

In diesem Sinne: Möge 2021 die Macht des Lachens und des Denkens mit uns sein. Halten wir durch, 2021 wird noch lange nicht alles sofort gut werden. Corona wird weiter unser Leben bestimmen, mindestens in der ersten Hälfte des Jahres. Aber vielleicht schafft Deutschland ja mal, sich einen Ruck zu geben. Die Impfungen schneller hinzubekommen. Sich einen Ruck zu geben. Das Notwendige zu sehen und zu tun. Visionen, Weitsicht und Mut, voran zu schreiten, sind eben kein Fall für den Arzt – sondern das Rezept für die Zukunft. In diesem Sinne: Möge 2021 ein Jahr der Kraft werden, Neues zu wagen, Herausforderungen anzugehen, Probleme zu lösen, anstatt sie zu verschieben. Es wäre dringend Zeit.

Möge die Kraft mit uns sein in 2021! - Foto: gik
Möge die Kraft mit uns sein in 2021! – Foto: gik

Wir bei Mainz& aber sagen: Danke. Unsere Leserschaft hat sich locker verdoppelt, in manchen Wochen sogar vervielfacht. Das ist der schönste Ansporn, das schönste Kompliment für Journalismus, der versucht, umfassend zu informieren, kritisch zu hinterfragen, aufzuklären, auch mal aufzudecken. Wir versprechen: das machen wir weiter, auch 2021. Und ein ganz großes DANKE geht an all die, die uns sogar mit Spenden oder Aktionen unterstützt haben! Es war kein einfaches Jahr für eine kleine, unabhängige Zeitung in den Weiten des Internets…. Aber wir werden auch 2021 weiter schreiben, posten, fotografieren – wir freuen uns drauf!

Euch allen da draußen einen wunderbaren Silvesterabend und einen guten Rutsch in ein hoffentlich starkes und gutes Jahr 2021! Und weil ja das Feuerwerk in diesem Jahr ausfallen muss, schenken wir Euch eben eines: das Feuerwerk der Mainzer Johannisnacht von 2019 im Video. Passt auf Euch auf!

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