Einen Tag nach der Ernennung von Stefanie Hubig (SPD) zur neuen Bundesjustizministerin in Berlin hat Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) ihren Nachfolger in Mainz vorgestellt. Der Trierer Landtagsabgeordnete Sven Teuber soll neuer Bildungsminister in Rheinland-Pfalz werden. Der 42-Jährige ist gelernter Lehrer und war bisher bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in Mainz. Schweitzer betonte denn auch, Teuber sei deshalb so gut qualifiziert, weil er aus der Praxis komme, zudem als Familienvater schulpflichtige Kinder habe und gut kommunizieren könne – alles Eigenschaften, die Teubers Vorgängerin nicht hatte.

Am Montag hatte SPD-Bundeschef Lars Klingbeil überraschend die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig als neue Bundesjustizministerin vorgestellt, am Dienstagabend wurde Hubig dann nach den Turbulenzen bei der Kanzlerwahl im Schloss Bellevue von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier zur neuen Bundesministerin ernannt. Am Mittwoch stellte Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) nun direkt ihren Nachfolger vor: Der SPD-Bildungsexperte Sven Teuber aus Trier soll in der kommenden Woche im Mainzer Landtag zum neuen Bildungsminister ernannt, bestätigt und anschließend vereidigt werden.
Schweitzer berichtete am Mittwoch offen, er selbst habe Hubig in Berlin in die Gespräche zur Besetzung der SPD-Ministerposten eingebracht und als Justizministerin vorgeschlagen. Über ihre Nachfolge habe er sich „intensiv Gedanken“ gemacht, betonte Schweitzer zugleich: Ihm sei schnell klar gewesen, dass es „eine Persönlichkeit sein sollte, die Bildung und Rheinland-Pfalz kann“, da sei der Weg zu Teuber nicht mehr weit gewesen. Teuber wurde am 30.Oktober 1982 in Nordhorn am Harz geboren und kam 2004 zum Studium der Germanistik und Politikwissenschaften nach Trier, wo er nach seinem Staatsexamen Lehrer wurde. Seit 2016 ist er Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags und dort seit 2021 bildungspolitischer Sprecher.
Schweitzer lobt Teuber: Lehrer, kommunikativ, eigene Kinder
Schweitzer lobte denn auch seinen Neuen im Kabinett in höchsten Tönen als „Mann aus der Praxis“, der zudem ein profilierter Bildungspolitiker sei: Teuber sei „politisch, persönlich und kommunikativ“ eine hervorragende Wahl, betonte Schweitzer: „Er kommt aus der Praxis, war hier im Schuldienst, und er ist Familienvater und hat schulpflichtige Kinder – das beschert noch einmal einen ganz eigenen Blick auf die Kita- und Schullandschaft.“ Gerade in der heterogenen Bildungslandschaft brauche es jemanden, der in der Lage sei, gut zu kommunizieren und Menschen zusammenzuführen, „alles das kann Sven Teuber“, betonte Schweitzer.

Die Aufzählung war vor allem deshalb besonders interessant, weil es genau diese Eigenschaften waren, die Teubers Vorgängerin Hubig fehlten. Der Ministerin war in ihren neun Jahren im Amt wiederholt vorgeworfen worden, eben nicht genügend zu kommunizieren, und sich nie wirklich in den Bereich Schule und Kita eingefühlt zu haben. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußerte sich denn auch am Mittwoch nahezu überschwänglich erleichtert über Teubers Nominierung.
Man nehme die Entscheidung für den SPD-Bildungsexperten „mit Erleichterung auf“, weil der Neue sofort in die Arbeit einsteigen könne. Ministerin Hubig habe „zahlreiche offenen Baustellen hinterlassen“, Teuber müsse sich nun „vielfältigen Herausforderungen“ stellen – allen voran dem Kita-Zukunftsgesetz, das die GEW als „in der Praxis gescheitert“ bezeichnete. „Das Kita-Gesetz muss grundlegend überarbeitet, der inklusive Unterricht rechtlich und personell abgesichert, die Digitalisierung strategisch verankert und der Lehrkräftemangel wirksam bekämpft werden“, forderte GEW-Vorsitzende Christiane Herz.
Teuber: „Ein ganz großer Traum geht hier in Erfüllung“
„Es ist für mich beinahe unvorstellbar, heute hier sitzen zu können“, sagte der designierte neue Minister: „Das ist ein ganz großer Traum, der hier in Erfüllung geht.“ Teuber betonte, ohne das Aufstiegsversprechen der Sozialdemokratie wäre er jetzt nicht an dieser Position. „Meine Eltern haben mich mit 17 Jahren bekommen, ich bin in einem sehr bildungsfernen Haushalt groß geworden“, bekannte der 42-Jährige offen. Bildung habe er erst erfahren, weil ihn Erzieherinnen an sie herangeführt hätten – vor allem an Sprache. Ihm sei deshalb herausragend wichtig, „dieses Aufstiegsversprechen täglich spürbare zu machen“ und allen Kindern „durch Fleiß, durch Förderung, durch Chancengerechtigkeit solche Chancen zu ermöglichen.“

Als zweites großes Thema nannte Teuber das Thema Verlässlichkeit der Angebote in Schulen und Kitas: „Familien sind heute nicht mehr alle in einem Raum vorhanden“, sondern seien oft über die Republik verstreut, sagte Teuber – das sei auch in seiner Familie so. „Ich bin heute mit meinen Kindern darauf angewiesen, dass es Verlässlichkeit in den Bildungsangeboten gibt“, sagte Teuber, der zwei Töchter im Alter von knapp 10 und 11 Jahren hat: „Diese Verlässlichkeit in Schule und Kita müssen wir in den Blick nehmen.“ das Thema Reform des Kita-Zukunftsgesetzes, wie von der GEW gefordert, werde er sich „anschauen“, er habe aber „noch nicht die Patentlösung mitgebracht.“
Auch ein lebensnaher Unterricht, stärkere Digitalisierung und eine bessere Unterstützung der Kommunen beim Ausbau von Kitaplätzen, nannte Teuber außerdem. Zu seiner Vorgängerin sagte er lediglich: „Die Arbeit von Frau Hubig ist sehr nachhaltig und bundesweit prägend gewesen“, er bringe jetzt aber seine Erfahrung und seine Ausbildung mit. „Ich nehme das so wahr, dass die Menschen in der Bildungsfamilie sehr, sehr glücklich sind, dass ich gefragt wurde“, berichtetet Teuber, der auch verriet, dass ihn der Anruf des Ministerpräsidentin gerade einmal am Dienstagabend erreicht hatte.
Baustellen Kita-Gesetz, Sprachförderung, Grundschulbetreuung
Er habe am Dienstag dann doch erst einmal abwarten wollen, „bis Steffi Hubig aus Schloss Bellevue zurückkommt“, sagte Schweitzer mit Blick auf die turbulente Kanzlerwahl am Dienstag. Hubig sei „eine bundesweit anerkannte Persönlichkeit“ gewesen, Teuber sei aber „eine andere Person, und das brauchen wir jetzt“ im Bildungsbereich, unterstrich der Ministerpräsident. „Jemanden, der ihre Sprache spricht.“ Ihm seien Dialog und Augenhöhe sehr wichtig, betonte der Regierungschef weiter, und kündigte weitere Gespräche gemeinsam mit Teuber zu den Problemen in Ludwigshafen an.
Dort hatte die Schulleiterin der Gräfenau-Grundschule, Barbara Mächtle, vor zwei Jahren Alarm geschlagen, weil 40 ihrer Grundschüler die erste Klasse nicht schafften – in der Mehrheit Kinder aus Migrationsfamilien, die große Probleme mit der Sprache hatten. Ministerin Hubig hatte damals wortreich Hilfe und Unterstützung gerade in sachen Sprachförderung versprochen, ein Jahr später klagte Mächtle, von dieser Unterstützung sei kaum etwas angekommen. „Es hat sich nicht viel verändert, zumindest hinsichtlich des Unterrichts nicht“, sagte Mächtle im Januar 2024 dem Internetportal News4Teachers.

Debakel um Gräfenauschule in Ludwigshafen: Von Hubig ungelöst
Frustriert über den Umgang mit der Grundschule und ihr selbst trat dann im Sommer 2023 auch noch die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck aus der SPD aus – und begründete das auch damit, dass Ministerin Hubig die Gräfenauschule „im Stich lasse“. auch mit Steinruck kündigte Schweitzer Gespräche an. Er habe Rektorin Mächtle als „engagierte, kompetente, fachlich profilierte Schulleiterin kennengelernt“, betonte Schweitzer zudem, er wolle „sehen, was wir tun können.“
Teuber muss nun kommenden Mittwoch im Mainzer Landtag ernannt, vom Plenum bestätigt und schließlich vereidigt werden – der Sozialdemokrat hat nun nicht einmal ein Jahr Zeit, um bis zur Landtagswahl im März 2026 eigene Akzente zu setzen. Gratulationen für den Neuen zur Nominierung kamen schone einmal vom grünen Koalitionspartner: Teuber sei „eine hervorragende Wahl“, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzende Pia Schellhammer. Die FDP verwies allerdings darauf: Auf den Minister kämen „große Aufgaben zu.“
Info& auf Mainz&: Mehr zum Wechsel der bisherigen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) ins Bundesjustizministerium nach Berlin, und warum die Bildungsszene in Rheinland-Pfalz sich jetzt so freut, lest ihr ausführlich hier bei Mainz&.