Ab dem morgigen Montag gilt nun auch in Rheinland-Pfalz und Hessen eine Maskenpflicht, und noch immer ist die Verwirrung groß: Wo müssen Masken getragen werden, wer ist ausgenommen, was kosten Verstöße? Das Land Rheinland-Pfalz hat inzwischen seine Verordnung konkretisiert, danach gilt: Ab Montag muss eine Mund-Nasen-Bedeckung beim Einkauf und im ÖPNV getragen werden, dasselbe gilt für Hessen. Kinder bis zum vollendeten 6. Lebensjahr sind ausgenommen, in Hessen spricht man von „Kindern unter sechs Jahren“. Auch kranke Menschen sind unter bestimmten Bedingungen entschuldigt. Bei Verstößen werden in Rheinland-Pfalz lediglich 10,- Euro fällig, in Hessen dagegen 50,- Euro. Ignorieren Geschäfte allerdings die Maskenpflicht, wird es teuer.

Ohne Maske fliegen Speicheltröpfchen des menschen bis zu zwei Metern weit und verteilen Viren in der Atemluft. - Foto: Von James Gathany - CDC Public Health Image library ID
Ohne Maske fliegen Speicheltröpfchen des menschen bis zu zwei Metern weit und verteilen Viren in der Atemluft. – Foto: Von James Gathany – CDC Public Health Image library ID

Nach langem Hin und Her hat sich die Politik nun doch durchgerungen und sieht nun Masken als sinnvoll zur Eindämmung der Coronapandemie an. Der Hintergrund: Neueste Studien unter anderem aus Hongkong sowie Erfahrungen aus Jena legen nahe, dass sich die Verbreitung des neuartigen Coronavirus stoppen oder zumindest erheblich verlangsamen lässt, wenn einfach JEDER eine Maske über Mund und Nase trägt. Das Coronavirus SARS-CoV-2 verbreitet sich maßgeblich über Tröpfcheninfektion, infizierte Personen, die selbst noch keine Symptome der Lungenkrankheit Covid-19 zeigen, sind aber gerade in den ersten Tagen hochansteckend.

Ein Mund-Nasen-Schutz verhindert deshalb, dass die eigenen Tröpfchen beim Sprechen, Husten oder Niesen in der Umgebung verbreitet werden, die logische Schlussfolgerung: Trägt jeder so einen Schutz, so sind alle geschützt, weil jeder seinen Gegenüber schützt. In der Bevölkerung setzt sich diese Erkenntnis indes nur sehr langsam durch, viele schimpften in den sozialen Netzwerken über die Vorschrift, eine Maske tragen zu müssen: das sei „eine Schmach“, das lasse man sich nicht vorschreiben, das sei nicht zu verstehen. Die Politik hatte tatsächlich wochenlang vom Tragen von Masken angeraten – weil in Deutschland wochenlang akute Maskenknappheit herrschte und auch führende Virologen das Tragen von Masken lange für unnötig hielten.

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Die WDR-Wissenschaftssendung Quarks machte die Probe: Im Experiment flogen Tröpfchen ohne Mundschutz weit... - Screenshot: gik
Die WDR-Wissenschaftssendung Quarks machte die Probe: Im Experiment flogen Tröpfchen ohne Mundschutz weit… – Screenshot: gik

Inzwischen empfehlen selbst führende Virologen wie Christian Drosten in seinem Podcast, einen Schutz über Mund und Nase zu tragen, um die Tröpfcheninfektion zu stoppen. Einen Schutz vor Viren von außen bieten die einfach Alltagsmasken zwar nicht, aber zahlreiche Experimente im Internet zeigen, dass schon ein doppeltes Baumwolltuch ausreicht, um die Tröpfchen zurückzuhalten und so das Herumfliegen von Spucke in der Luft zu unterbinden – wie etwa hier bei der Wissenschaftssendung Quarks. Ohne Mundschutz, so das Ergebnis des Experiments, flogen die Tröpfchen beim Husten deutlich weiter als einen Meter, auch beim Husten in die Armbeuge wird noch eine erhebliche Zahl von Tröpfchen in die Umgebung katapultiert. Mit einer selbstgenähten Maske aus dickem oder zweillagigen Baumwollstoff konnten die Tröpfchen hingegen effektiv zurückgehalten werden.

Trotzdem hatte es die Politik gerade in Rheinland-Pfalz zunächst nur bei einer „dringlichen Empfehlung“ zum Tragen einer Maske belassen, das Ergebnis: Maximal 10 bis 20 Prozent der Menschen trugen beim Einkaufen einen Schutz über Mund und Nase – auch die Verkäufer nicht. Auch an diesem Wochenende hielten die meisten Menschen in den Geschäften in Mainz einen Mund-Nase-Schutz für überflüssig. Die Maskenpflicht gelte doch erst am Wochenende, sagte ein Verkäufer in einem Discounter achselzuckend. „Genau, und das Virus macht solange Ferien, oder was?“ lautete eine der vielen fassungslosen Antworten dazu in den sozialen Netzwerken. Aktuell zählte die Johns Hopkins Universität am Sonntagabend um 19.00 Uhr 157.111 Infizierte in Deutschland – und 5.884 Tote. Damit hat Deutschland die siebenthöchste Todeszahl durch Covid-19 weltweit – deutlich vor China.

Selbst genähte Alltagsmasken aus doppellagigen Baumwolltüchern, made by Starkapp. - Foto: Starkapp
Selbst genähte Alltagsmasken aus doppellagigen Baumwolltüchern, made by Starkapp. – Foto: Starkapp

Nun kommt also die Maskenpflicht, Ausnahmen gelten nur für Kinder bis zur Vollendung ihres 6. Lebensjahres, aber auch für Menschen, denen „die Verwendung einer Mund-Nasen-Bedeckung wegen einer Behinderung oder aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich oder unzumutbar ist“, wie es in der Landesverordnung heißt. Dies muss allerdings durch eine ärztliche Bescheinigung nachgewiesen werden. Ausnahmen bestehen ferner für Mitarbeiter in Geschäften, „wenn anderweitige geeignete Schutzmaßnahmen, insbesondere Trennvorrichtungen, getroffen wurden.“

Bei den Bußgeldern will Rheinland-Pfalz allerdings eher sanft vorgehen: In der ersten Woche werde es nur Verwarnungen geben, heißt es aus dem Innenministerium, danach werden ab der zweiten Woche lediglich 10,- Euro Verwarnungsgeld fällig. Mitarbeiter in Geschäften allerdings, die werde eine Mund-Nase-Bedeckung tragen, noch eine Trennvorrichtung zwischen sich und den Kunden haben, werden teuer: den Betreibern droht ein Bußgeld in Höhe von 250 Euro. In Hessen heißt es zudem, Verkaufsstellen etwa in Bäckereien seien verpflichtet, die Kunden zum Tragen einer Schutzmaske anzuhalten – und ansonsten ihnen die Bedienung zu verweigern.

Eine selbstgenähte Baumwollmaske hielt hingegen im Quarks-Experiment Tröpfchen wirkungsvoll zurück. - Screenshot: gik
Eine selbstgenähte Baumwollmaske hielt hingegen im Quarks-Experiment Tröpfchen wirkungsvoll zurück. – Screenshot: gik

Für die Durchsetzung der Verordnungen sind die Ordnungsämter der Städte zuständig, die Polizei wies bereits darauf hin, dass das Maskentragen im eigenen Auto selbstverständlich nicht gestattet ist – Führer eines Fahrzeuges müssen erkennbar bleiben, da gilt weiterhin ein Vermummungsverbot. Zudem ist das Maskentragen auch im Freien weiterhin nicht notwendig – die meisten Menschen werden also im Alltag nur in wenigen Situationen und für einen sehr begrenzten Zeitraum – Einkauf, Fahrt im Bus oder der Bahn – zum Maskentragen verpflichtet.

Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) kündigte am Freitag an, seine Fahrgäste bei der Einhaltung der Pflicht unterstützen zu wollen: Der RMV werde mehrere hunderttausend Einwegmasken für seine Fahrgäste bereit halten, kündigte der Verkehrsverbund an. Diese sollen an rund zwei Dutzend Standorten an Bahnhöfen und Omnibusbahnhöfen über mehrere Tage gezielt an jene Fahrgäste ausgegeben werden, die noch nicht die Möglichkeit gehabt hätten, sich einen Mund-Nasen-Schutz zu besorgen. „Nur gemeinsam können wir die Verbreitung des Coronavirus eindämmen“, betonte der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Deshalb sei es „unabdingbar, dass dort, wo viele Menschen aufeinandertreffen, von allen ein Mund-Nasen-Schutz getragen wird.“

Im öffentlichen Nahverkehr sei das besonders wichtig, denn nicht immer werde dort der nötige Abstand eingehalten werden können, betonte Al-Wazir weiter. Es sei aber ebenso wichtig, auch alle anderen Hygieneregeln wie Abstand und Händewaschen weiterhin einzuhalten. Wenn die Busse und Bahnen wieder voller würden, werde es aber nicht immer möglich sein, den außerhalb des ÖPNVs vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten, sagte RMV-Geschäftsführer Knut Ringat, und betonte: „Gerade in diesen Situationen ist das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes ein wichtiger Baustein im Kampf gegen das Coronavirus.“. Der RMV werde zudem auch weiter mit Maßnahmen wie automatische Türöffnungen, mehr Fahrzeugreinigungen und dem Einstieg durch die hinteren Türen zur Sicherheit von Fahrgästen und Busfahrern beitragen.

Info& auf Mainz&: Die Verordnungen zur Maskenpflicht könnt Ihr auch selbst im Internet einsehen, die von Rheinland-Pfalz gibt es hier, die von Hessen samt einem sehr informativen FAQ findet Ihr hier im Netz. Das Quarks-Experiment könnt Ihr Euch hier im Netz noch einmal in voller Länge ansehen. Warum Mund-Nasen-Masken ein wirkungsvoller Baustein gegen die Ausbreitung des Coronavirus sind, haben wir hier ausführlich aufgeschrieben: Tragt Masken! Wieso die Angst vor einer zweiten Infektionswelle steigt, lest Ihr hier bei Mainz&. Alle

 

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