Am kommenden Freitag ist es so weit: Die große Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ wird wieder live aus dem Kurfürstlichen Schloss zu Mainz gesendet. Die Liste der Mitwirkenden weist allerdings einige Überraschungen auf, allen voran diese: Der Obermessdiener ist nicht dabei. Andreas Schmitt führt zwar als Sitzungspräsident durch die Sendung, doch seine Paraderolle fällt aus. Mit dabei sind hingegen „Moguntia“ und „Mutti Merkel“, Lars Reichow und Ernst Lustig – und das royale Duo Charles und Camilla.

Ist längst zum Star bei "Mainz bleibt Mainz" avanciert: Johannes Bersch mit seiner "Moguntia". - Foto: gik
Ist längst zum Star bei „Mainz bleibt Mainz“ avanciert: Johannes Bersch mit seiner „Moguntia“. – Foto: gik

Nach zwei Jahren Improvisation rund um die Mutter aller Fernsehsitzungen heißt es in diesem Jahr nun endlich wieder live und mit vollem Saal: Hier kommt „Mainz bleibt Mainz – live aus dem Kurfürstlichen Schloss in Mainz.“ Die große Mainzer Fernsehsitzung wird im Wechsel von ZDF und SWR ausgerichtet, im vergangenen Jahr verbannte das ZDF die bereits fertige Sendung kurzfristig in die Mediathek – wegen des Ausbruchs des Ukraine-Krieges.

In diesem Jahr soll aber alles wieder normal ablaufen: Pünktlich um 20.15 Uhr soll der Vorspann starten, wie es dann weiter geht, gab der SWR am Wochenende bekannt. Die Liste von Rednern und Musikern sorgte indes für einige Überraschungen: Nur drei Politikvorträge setzen die SWR-Redakteure in die Bütt: Johannes Bersch brilliert in diesem Jahr wieder als „Moguntia“ und hat sich längst einen Stammplatz erarbeitet, auch Kabarettist Lars Reichow ist gesetzt – der Anchormann der „Fastnachtsthemen“ ist in diesem Jahr bissig und auf den Punkt.

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Frosch-Protokoll und Bütten-Kleber

Beim Protokoll gibt es aber gleich eine Neuerung: Nicht Altmeister Erhard Grom bestreitet den Eröffnungsvortrag mit der Rückschau aufs politische Jahr, und das, obwohl Grom nicht nur wieder einmal richtig gut ist, sondern auch vermutlich seine letzte Kampagne als Protokoller bestreitet. Stattdessen holen die Fernsehmacher den Sitzungspräsidenten des Karneval Club Kastel (KCK), Bardo Frosch – denn der begeisterte mit seinem „Frosch-Protokoll“ in eben jener Kostümierung die Narren in diesem Jahr gewaltig.

Thomas Becker und Kati Greule als Bütten-Kleber, hier beim GCV. - Foto: gik
Thomas Becker und Kati Greule als Bütten-Kleber, hier beim GCV. – Foto: gik

Das war’s dann schon an Politik – allerdings schummeln die Fernsehmacher da ein wenig: Denn Florian Sitte steigt erneut ins Kostüm der Mutti der Nation und gibt Angela Merkel im Ruhestand – Mutti ist jetzt allein zuhaus… Durchaus politisch agieren auch Thomas Becker und Kati Greule: Das Duo vom Gonsenheimer GCV nimmt als „Bütten-Kleber“ die Aktivisten der „Letzten Generation“ so richtig närrisch auf die Schippe, ein unglaublicher Spaß.

Damit hat es sich aber endgültig in Punkto Politik – der Rest ist Kokolores und viel Musik. Damit aber fallen erneut eine ganze Reihe politischer Redner durch den Rost der Fernsehmacher, die es eigentlich durchaus auch verdient hätten. Da seziert etwa René Pschierer als Mainzer Traditionsfigur „Bajazz mit der Laterne“ mit feinen Versen das Weltgeschehen – schade eigentlich, dass diese alten Symbolfiguren der Mainzer Fastnacht seit dem Aus für den Till gar keine Rolle mehr auf der närrischen Rostra spielen.

Gardist, Ernst Lustig und eine Fastnachts-Battle

Stattdessen setzt der SWR auf Nonsens-Kokolores mit dem bewährten Duo Christian Schier und Martin Heininger, die in diesem Jahr mit einer „Fastnachts-Battle“ Erinnerungen an den legendären Norbert Roth wachwerden lassen – leider sind es nur entfernte Erinnerungen. Markus Schwalbach darf erneut als „Gardist“ in die Bütt – und natürlich darf Jürgen Wiesmann als „Ernst Lustig“ mit seiner urkomischen Fortsetzungs-Komödien-Soap nicht fehlen.

Wird von Jahr zu Jahr besser: Jürgen Wiesmann in seiner Paraderolle als Ernst Lustig. - Foto: gik
Wird von Jahr zu Jahr besser: Jürgen Wiesmann in seiner Paraderolle als Ernst Lustig. – Foto: gik

Irgendwie aber scheinen die Fernsehmachern den Zuschauern nicht zu viel Wortanteil zumuten zu wollen – und das, obwohl Mainz bleibt Mainz“ genau dafür bundesweit berühmt ist: Gleich vier Balletts sollen am Freitagabend über die Bühne wirbeln: Das Ballett der Füsiliergarde in klassischen Uniformen, das GCV-Ballett mit einer wunderschönen Nummer als Marsianerinnen sowie die Rot-Weissen Funken aus Frickhofen als „Engel und Teufel“. Dabei gab es in dieser Kampagnen gleich zwei zauberhafte Dalmatiner-Balletts und weitere Truppen mit spektakulären Auftritten – zum Finale darf natürlich das Hofballett des MCV nicht fehlen.

Man sei sich sicher, nach der Tour durch die Säle für die rund dreieinhalbstündige Live-Sendung wieder „die Besten des jeweiligen Genres und zugleich die Vorträge gefunden zu haben, di in der Dramaturgie des Abends optimal passen“, sagten die SWR-Redakteure Günter Dudek und Norbert Christ im Vorfeld. Tanz, Musik und politisch-literarischer Vortrag würden sich „in bewährter Weise abwechseln.“

Mager, Dobbelbock und Humbas

Auf weitgehend bewährte Akteure setzt der SWR auch im Bereich Musik: Oliver Mager darf sein Meenz-Medley präsentieren, Thomas Neger und die Humbas müssen zum x-ten Mal „I, Schatten des Doms singen“ – als gäb’s keine anderen Lieder der Band. Warum der SWR nicht zum 80. Geburtstag von Margit Sponheimer die Humbas endlich mal ihr „Wenn Margit singt“ präsentieren lässt, bleibt ein Geheimnis. Ob die Grande Dame der Meenzer Fastnacht wieder einen Abstecher aus dem Saal auf die Bühne macht? Nicht undenkbar.

Dürfen nun schon zum zweiten Mal ihren Hit "Alles wieder gut" präsentieren: Andreas und Matthias Bockius. - Foto: gik
Dürfen nun schon zum zweiten Mal ihren Hit „Alles wieder gut“ präsentieren: Andreas und Matthias Bockius. – Foto: gik

Als Newcomer mit dabei sind aber die junge Truppe „Handkäs und sei Mussig“ mit ihrem Hit „An Fassenacht“, seltsam jedoch: „Dobbelbock“ alias Andreas und Matthias Bockius dürfen schon wieder ihren Super-Hit „Alles wieder gut“ präsentieren – allerdings hatte den schon im Vorjahr das ZDF in die Sendung geholt. Dass ein Song zweimal so kurz hintereinander gesendet wird – ungewöhnlich, zumal die Bockius-Brothers ja mit „Du bist mein Schobbe“ längst mit dem nächsten Hit in dieser Saison in den Sälen abräumen und damit auch den SSC Song Contest gewannen.

Kein Obermessdiener, keine Schnorreswackler

Die Zuschauer werden am Ende wohl den einen oder anderen Akteur vermisst haben: Die Schnorreswackler sind nicht mit dabei, dabei hätte etwa ihre „Scheich-Nummer“ nun wirklich gut als bissiger Kommentar zum Weltgeschehen in 2022 gepasst. Vor allem aber fehlt der traditionsreichen Schlussvortrag: Andreas Schmitt wird nicht als Obermessdiener in die Bütt steigen – höchst ungewöhnlich., zumal dies schon das zweite Jahr in Folge ist: 2022 pausierte Schmitt wegen einer Bronchitis. Dazu wird als sein Vertreter an der Sitzungsschelle nun Sebastian Grom agieren: Der ist Sitzungspräsident beim GCV – zeichnet sich da womöglich ein Generationswechsel ab?

Andreas Schmitt agiert wieder als Sitzungspräsident.- Foto: gik
Andreas Schmitt agiert wieder als Sitzungspräsident.- Foto: gik

Das Finale bestreiten natürlich wie gewohnt die Mainzer Hofsänger, die davor erst noch ein wenig von ihrem Potpourri präsentieren dürfen. Und dann ist da ja noch die Sonderaktion des SWR: Johannes Bersch und Martin Krawietz werden sich als Queen Camilla und King Charles die Ehre geben – das Duo war kurz vor Fastnacht auf der Taufen gehoben, und präsentierte sich auf einigen ausgewählten Sitzungen, so etwa bei der Fenstersitzung des KCK. Man darf gespannt sein, wie der Vortrag beim Publikum ankommt.

Info& auf Mainz&: Die große Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ 2023 steigt live am fastnachtsfreitag ab 20.15 Uhr in der ARD – wie die Sitzung wird, lest Ihr am Freitag schon hier bei Mainz&. Einen Rückblick auf das fantastische „Mainz bleibt Mainz“ des Jahres 2022 lest Ihr hier bei Mainz&.