Es ist endlich so weit: Die neue Schiersteiner Brücke wird am 20. November für den Verkehr freigegeben. Damit ist die erste Hälfte des Großbauprojekts geschafft – aber eben nur die erste Hälfte. Die gute Nachricht: Damit wird endlich die Engstelle bei Mainz-Mombach verschwinden, künftig stehen wieder zwei Fahrspuren in Richtung Wiesbaden zur Verfügung. Und: Radweg und Fußweg auf die Brücke sind neu und schöner. Die schlechte Nachricht: Die Schiersteiner Brücke muss dafür drei Tage lang voll gesperrt werden, und zwar vom 17. November, 21.00 Uhr, bis zum 20. November, 5.00 Uhr – dem Moment der Freigabe. Doch danach wird die Auffahrt Mombach für zwei bis zweieinhalb Jahre dicht gemacht, denn die Bauarbeiten gehen weiter. Die Verkehrsprobleme für Mainz sind damit noch lange nicht passé. Und vom 14. bis 16. November gibt’s dazu Behinderungen am Gonsenheimer Kreisel.

Ab dem 20. November ist die Engstelle auf der Schiersteiner Brücke endlich passé. – Foto: gik

Derzeit kostet die Passage von Gonsenheim Richtung Wiesbaden die Pendler noch erhebliche Nerven: Täglich bilden sich hier lange Staus, da die Autobahn auf eine Spur verengt wird, um das Einfädeln der auffahrenden Fahrzeuge aus Mainz zu ermöglichen. Grund für die Engstelle ist noch immer der Brückenunfall vom Februar 2015: Bei Bauarbeiten im Untergrund war in der Nacht zum Fastnachtsfreitag ein Brückenpfeiler weggesackt, die Brücke selbst bekam erhebliche Risse – und musste für zwei Monate voll gesperrt werden. Für Lkw wurde die wichtige Rheinquerung zwischen Mainz und Wiesbaden gar erst nach 270 Tagen wieder frei gegeben.

Seit 2013 wurde von hessischer Seite aus die erste von insgesamt zwei neuen Rheinbrücken gebaut, die bis 2023 das marode Bauwerk aus dem Jahr 1959 ersetzen soll. Die neue Brücke entstand auf Wiesbadener Gelände und wurde in zwei Teilen bei spektakulären Aktionen über den Rhein eingeschwommen. Zuletzt wurde im November 2016 ein 2000 Tonnen schweres und 120 Meter langes Teilstück per Rheinpontons an seinen Bestimmungsort gebracht, seither laufen die Arbeiten im Inneren und oben auf der Brücke.

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Eines der beiden neuen Brückenteile, die über den Rhein eingeschwommen wurden. – Foto: gik

Eigentlich hatte die komplette neue Brückenhälfte bereits im Sommer 2017 fertig sein sollen, das verzögerte sich aber mehrfach. Ungünstige Witterungsbedingungen in 2016 mit heftigem Regen und großer Hitze verzögerten das Aufbringen des Korrosionsschutzes auf den Stahl, das wiederum habe die Betonier- und Abdichtungsarbeiten verzögert, heißt es bei Hessen Mobil. Dann verzögerte Niedrigwasser im Rhein im Herbst 2016 das Einschwimmen des zweiten Teilstücks und schließlich habe es noch „allgemeine Verzögerung“ bei den abschließenden Arbeiten gegeben.

Nun aber ist es so weit: Am 20. November, morgens um 5.00 Uhr, wird die neue Brücke für den verkehr freigegeben. Für die Autofahrer bedeutet das erst einmal neues Chaos: Drei Tage vor der Freigabe nämlich, ab Freitag, dem 17. November, 21.00 Uhr, bis zum 20. November, 5.00 Uhr, muss die Brücke für abschließende Arbeiten sowie die Umlegung des Verkehrs komplett gesperrt werden. Betroffen ist der gesamte Abschnitt der A 643 zwischen den Anschlussstellen Wiesbaden-Äppelallee und Mainz-Mombach.

Für die Mainzer Seite bedeutet zudem die Freigabe neuen Ärger: Mit der neuen Brücke wird zwar nach fast drei Jahren die Abfahrt Mainz-Mombach wieder frei gegeben, dafür aber die Auffahrt von Mainz-Mombach aus in Richtung Wiesbaden gesperrt – und das für voraussichtlich zwei bis zweieinhalb Jahre. Damit muss der gesamte Verkehr von der Mainzer Innenstadt über den Mainzer Autobahnring oder über die Auffahrt Gonsenheim – der Vorort befürchtet Extremstaus und völliges Verkehrschaos.

Blick vom Mainzer Sand auf die Schiersteiner Brücke. – Foto: gik

Dazu bleibt an der Brückenauffahrt eine Verschwenkung der Fahrstreifen auf die neue Brücke, Temporeduzierung inklusive. Denn nach dem Bau ist vor dem Bau: Ab Fertigstellung der neuen Brücke wird mit dem Abriss der alten Schiersteiner und dem Bau der zweiten neuen Brückenhälfte begonnen. Und wegen des Bauunfalls muss auf Mainzer Seite auch die beschädigte Vorlandbrücke abgerissen und neu erstellt werden – das führt zu der sehr langen Vollsperrung der Mombacher Auffahrt. Dafür können Fußgänger und Radler hier über eine neue Rampe barrierefrei auf die Brücke rollen und gehen, der alte Treppenturm wird endgültig abgerissen.

Wie es mit dem anschließenden Ausbau der A643 auf rheinland-pfälzischer Seite weiter geht, ist ohnehin unklar: Ein Planfeststellungsbeschluss für den dreispurigen Ausbau ist noch immer nicht auf den Weg gebracht. Man arbeite „mit Hochdruck an rechtssicheren Unterlagen“ für den Planfeststellungsbeschluss, heißt es dazu auf Mainz&-Anfrage aus dem Mainzer Verkehrsministerium. Es müsse „alles getan werden“, damit mögliche Klagen gegen einen späteren Planfeststellungsbeschluss nicht wegen fehlerhafter Unterlagen Erfolg haben könnten und schneller Baurecht erlangt werde.

Nachdem der Mainzer Kompromiss für eine Ausbauvariante mit vier Fahrspuren plus Standstreifen (4+2) zum Schutz des Naturschutzgebietes Mainzer Sand gescheitert ist – vor allem an dem CSU-geführten Verkehrsministerium -, drohen nun Klagen von Umweltschützern gegen den sechsspurigen Ausbau. Und offenbar sind die Planungen des Landes inzwischen auch veraltet: Man müsse Gutachten aktualisieren, sagte das Verkehrsministerium, und zwar auf der Grundlage aktualisierter Verkehrsuntersuchungen.

Auch müsse man eine „EU-Stellungnahme bezüglich Ausgleichsmaßnahmen aufgrund von Naturschutzbelangen“ einholen, teilte das Ministerium auf unsere Anfrage weiter mit. Es sei aber schwer abschätzbar, wie lange es dauere, bis diese vorliege. Einen konkreten Zeitpunkt für die Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens für den sechsstreifigen Ausbau der A 643 könne deshalb „derzeit noch nicht genannt werden.“

Info& auf Mainz&: Die neue Schiersteiner Brücke wird am 20.11.2017 um 5.00 Uhr für den Verkehr frei gegeben. Vorher Vollsperrung zwischen Wiesbaden-Äppellallee und Mainz-Mombach vom 17.11.2017 ab 21.00 Uhr bis 20.11.2017, 5.00 Uhr. Die Auffahrt in Mombach kann in der Zeit noch genutzt werden, wird danach aber für die Dauer von zwei oder 2,5 Jahren gesperrt. Die Umleitung erfolgt über die Auffahrt Gonsenheim.

Der Gonsenheimer Kreisel wiederum wird in den kommenden Tagen fit gemacht für die neue Belastung: Weil dort „Zuflussregelungsanlagen“ eingebaut werden müssen – auf gut deutsch: Ampeln – wird von Dienstag, 14. November 2017, 9.00 Uhr, bis Donnerstag, 16. November 2017, 15.00 Uhr, die Auffahrtsrampe (Bypass) von Gonsenheim kommend in Fahrtrichtung A 643 nach Wiesbaden und die Fahrspur am Kreisel nach Wiesbaden im Wechsel – je nach Baufortschritt – voll gesperrt. Der LBm weist ausdrücklich darauf hin, dass immer eine Zufahrt aus Gonsenheim Richtung A643 Wiesbaden offen ist. Der Verkehr werde großräumig umgeleitet.

Alles zur Schiersteiner Brücke, dem Bauunfall sowie zu den Hintergründen der verfehlten Planungen auf rheinland-pfälzischer Seite findet Ihr natürlich auf Mainz& – einfach in der Suchmaske mal das Wort „Schiersteiner“ eingeben… Die offizielle Homepage zum Neubau der Schiersteiner Brücke findet Ihr hier im Internet.

 

 

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