Kurz nach der Ankündigung der drastischen Anhebungen der Anwohner-Parkgebühren hat die Stadt Mainz nun einen Spezialtarif für nächtliches Parken in den Parkhäusern der stadtnahen PMG vorgestellt. Für nur 16,99 Euro im Monat sollen Anwohner und Interessierte ab Juli zwischen 17.00 Uhr und 9.00 Uhr morgens mit Park@Night günstig in den Parkhäusern der Innenstadt parken können. Die Stadt will so den Parkdruck und den Parksuchverkehr auf den Straßen verringern. Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) sprach von einem „ganz wichtigen Baustein“ im Parkkonzept der Stadt und einem innovativen, bundesweit einmaligen Ansatz.

Das Thema war ein Herzensprojekt des Oberbürgermeisters: Schon in seinem OB-Wahlkampf hatte Nino Haase angekündigt, die Parkhäuser in der Innenstadt von Mainz seien nachts überhaupt nicht ausgelastet, hier lägen große Potenziale, bezahlbares Parken für Anwohner zu schaffen. Tatsächlich dauerte es dann zwei Jahre, bis die stadtnahe Gesellschaft Parken in Mainz (PMG) GmbH es schaffte, ein Konzept nach den Wünschen des OBs umzusetzen. Haase räumte am Freitag ein, er habe da „sehr penetrant“ sein müssen, um das Thema auch umzusetzen.
„Nachts stehen die Parkhäuser so gut wie leer“, sagte Haase nun am Freitag in Mainz. Rund 10.000 Parkplätze manage die PMG in ihren Häusern in Mainz, die Auslastung bei Nacht betrage aber gerade einmal zehn Prozent. „Ich habe immer gesagt: das gibt’s doch nicht, da haben wir Kapazitäten, die müssen wir nutzen“, betonte Haase, der neue Tarif sei „auch eine wirtschaftliche Chance für die PMG.“
Ab 1. Juli 2025: Park@Night in Mainz mit billigem Nachttarif
Zum 1. Juli soll deshalb nun ein neues Angebot in den Parkhäusern der PMG starten, das sich „Park@Night“ nennt. Für 16,99 Euro pro Monat soll man dann zwischen 17.00 Uhr und 9.00 Uhr morgens sein Auto im Parkhaus abstellen können, an Sonn- und Feiertagen sogar den ganzen Tag. Tagsüber gelten dann aber die normalen Tarife, für die es aber einen zehnprozentigen Rabatt gibt. So komme man auf einen Tageshöchstsatz von 9,- Euro zusätzlich, wenn man sein Auto einmal tagsüber doch nicht wegfahren wolle oder müsse, erklärte PMG-Geschäftsführer Ralf Sadowski. Für 26,99 Euro ist dann auch der gesamte Samstag für das Parken inklusive.

Sadowski räumte auch ein, die PMG habe „in den letzten beiden Jahren viel gelernt.“ Bislang gab es vor allem Dauerparker bei der PMG, die einen festen Stellplatz für 150 bis 179 Euro im Monat buchen konnten. Auch einen Nachttarif habe es bisher gegeben, berichtete Sadowski, der habe aber bei 50 bis 80 Euro pro Monat gelegen. „Der wurde nicht gut angenommen“, räumte Sadowski ein – den Kunden war der Grundpreis zu teuer für die Konditionen. „Was nützt mir der Nachttarif, wenn ich morgens den Druck habe, rauszufahren“, schilderte der Geschäftsführer die Bedenken.
Die Lösung sei gewesen, den Grundtarif eben „wirklich günstig“ zu gestalten, damit der Druck sinke, tagsüber Kosten vermeiden zu müssen. „Das war der Ansatz, wo bei uns der Knoten geplatzt ist“, räumte Sadowski ein. Bei dem neuen Tarif Park@Night haben die Abonnenten nun – das ist neu – keinen festen Stellplatz, und auch keinen Anspruch auf einen Stellplatz in einem bestimmten Parkhaus. Stattdessen gilt der Tarif in rund 15 Parkhäusern in der Innenstadt. Ist ein Parkhaus voll, kann man so auf ein anderes ausweichen, und von vorneherein das Parkhaus wählen, das gerade in Reichweite ist.
Preise für Anwohnerparken steigen drastisch: „Lenkende Wirkung“
Damit können Interessierte im Prinzip einen nächtlichen Parkplatz in einem Parkhaus für rund 203 Euro im Monat buchen, inklusive Samstag sind es rund 323 Euro. Das dürfte für die meisten billiger sein, als die neuen Anwohnerparktarife, die zum 1. Juli von der Stadt Mainz massiv erhöht und nach Fahrzeuggröße gestaffelt werden sollen. Genau das dürfte auch der Sinn von Seiten der Stadt sein: „Ich bin sehr froh, dass wir zeitgleich zum 1.7. einen guten Schritt gefunden haben“, sagte Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) mit Blick auf das neue Nachtparken.

Ziel der Stadt bei der Anhebung der Anwohnerparkgebühren sei es, „eine lenkende Wirkung zu erreichen, dass die Menschen ihre privaten Stellplätze nutzen“, sagte Steinkrüger weiter: „Wir beobachten sehr oft, dass das nicht der Fall ist.“ Die Stadt wolle „weniger ruhenden Verkehr im Stadtraum“, aber auch insgesamt weniger Autos in der Innenstadt: Das Ziel sei eine Reduzierung des Individualverkehrs auf 20 Prozent am Verkehrsaufkommen. Bei der zuletzt 2023 veröffentlichten Verkehrsuntersuchung machte das Auto aber immer noch einen Anteil von 36 Prozent im Stadtverkehr aus – in den Stadtteilen allerdings sind es bis zu 53 Prozent (Lerchenberg, Drais) oder auch 57 Prozent (Ebersheim).
Tatsache ist aber auch: 2023 waren so viele Autos in Deutschland zugelassen wie noch nie – nämlich 48,8 Millionen Pkws. Die Zahl der jungen Menschen mit Auto war laut der HUK-Mobilitätsstudie 2024 dabei sogar noch gestiegen. Und für 72 Prozent der Befragten in der HUK-Studie bleibt das Auto „mit weitem Abstand das Verkehrsmittel, das auch in Zukunft am besten ihre Anforderungen an Mobilität erfüllt.“ Damit bestätigten sich Prognosen eben gerade nicht, nach denen das Auto „ein Auslaufmodell“ für die jüngere Generation sei“ – und auch in Mainz werden Besorgungen und Einkäufe noch immer zu rund 50 Prozent mit dem Auto absolviert.
Tägliche Parksuch-Lotterie in Mainz: 30 Prozent Parksuchverkehr
Haase betonte denn auch, es gebe Menschen, die seien auf das Auto angewiesen, etwa um zur Arbeit zu kommen. Wer dann zum Beispiel nach 17.00 Uhr nachhause komme, erlebe nicht selten einen Parksuchmarathon: „Die Leute fahren 20,30 Minuten im Kreis, das kann ja nicht sein“, sagte Haase. Der Parksuchverkehr mache locker 30 Prozent in der Innenstadt aus, das sei auch „ein wesentlicher Teil“ des CO2-Ausstoßes. „Wir müssen da eine Lösung finden und den Menschen auch an der einen oder anderen Stelle Alternativen anbieten“, betonte der OB.

„Wir freuen uns, dass wir jetzt diesen innovativen Schritt gehen können“, sagte Haase – seines Wissens gebe es bundesweit ein solches Modell bisher nicht. Interessant könne Park@Night zudem auch für Menschen sein, die nachts in der Stadt arbeiteten und für den Weg nachhause auf das Auto angewiesen seien – wie etwa in der Gastronomie oder der Pflege. Den Tarif können deswegen auch nicht nur Anwohner buchen, sondern jeder Interessierte, auch von außerhalb der Stadt. Haase betonte aber auch: Manchmal müsse man „auch eben einfach mal etwas ausprobieren.“ Die Stadt werde aber die Entwicklung fortlaufend beobachten und nach drei Monaten eine Evaluation durchführen.
Genau hinsehen will auch die PMG: „Wir werden sehr genau hinschauen, ob es Konflikte gibt mit unseren anderen Tarifen“, sagte Sadowski. Auch die Frage, ob dann an Samstagen genug Parkraum für Einkaufskunden zur Verfügung stehe, sei ein Thema. „Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass wir da viele Abschlüsse generieren können“, sagte Sadowski – die Stadt hofft auf rund 1.500 Abos bereits im ersten Jahr. Das Abo muss allerdings für ein volles Jahr abgeschlossen werden, pro Woche erwirbt man aber immerhin 120 Stunden Parkzeit, rechnete Sadowski vor: „Sie kriegen wirklich viel Zeit für das Geld.“
Teilnehmen sollen an dem Modell nach bisherigem Stand 15 Parkhäuser in der Mainzer Innenstadt, darunter sind auch die Quartiersgarage im nördlichen Mainzer Zollhafen oder das Parkhaus am berufsschulzentrum in der Wallstraße – hier geht die Stadt Mainz derzeit besonders strikt gegen Parken im öffentlichen Raum vor. Zur Verfügung stünden bei der PMG allein rund 5.000 Parkplätze, sagte Sadowski, die Abrechnung und Abbuchungen erfolgen über eine Parkkarte und eine Plattform im Internet. Außen vor sind dabei private Parkhäuser wie am Brand, neben dem Mainzer Kaufhof oder im Fort Malakoff, verhandelt werde derzeit aber noch mit zwei weiteren Parkhäusern über eine Teilnahme.
Info& auf Mainz&: Mehr zu den aktuellen Problemen und den Protesten gegen die Politik der Stadt Mainz in Sachen Parken lest Ihr hier auf Mainz&. Der neue Parktarif Park@Night soll ab dem 1. Juli 2025 gelten, derzeit ist er noch nicht buchbar – wann und wie das genau geht, darüber soll kurz vor dem Start noch einmal informiert werden. Für 16,99 Euro im Monat kann man dann von Mo-Fr zwischen 17.00 Uhr und 9.00 Uhr morgens, sowie sonntags und an Feiertagen ganztags in einem der 15 Parkhäuser parken. Für 26,99 Euro pro Monat ist dann auch der Samstag komplett inklusive.