Am Donnerstag ist es mal wieder so weit: Der Mond schiebt sich zwischen Sonne und Erde und verdunkelt die leuchtende Sonnenscheibe – eine Sonnenfinsternis steht der Erde ins Haus. Allerdings wird es dieses Mal nur eine partielle Sonnenfinsternis, bei der bestenfalls nur noch ein Ring aus Sonnenfeuer übrig bleibt – und dafür müsstet Ihr schon bis nach Kanada oder Grönland fahren. Aber auch in Mainz ist die Sonnenfinsternis wenigstens ein bisschen zu sehen: Astronomie-Experten rechnen mit einer Sonnenabdeckung von bis zu 13 Prozent. Wie Ihr die Sonnenfinsternis trotzdem sehen und erleben könnt, sagen wir Euch hier bei Mainz&.

Partielle Sonnenfinsternis in Mainz im Jahre 2015. - Foto: AAG
Partielle Sonnenfinsternis in Mainz im Jahre 2015. – Foto: AAG

Sonnenfinsternisse sind für die Menschheit immer wieder faszinierend, auch wenn wir in unserer modernen Zeit natürlich genau wissen, wie sie zustande kommen: Der Erdtrabant Mond schiebt sich zwischen Sonne und Erde und verdunkelt so die Sonne aus Sicht der Erdbewohner. Je nachdem, wie die Entfernungen zwischen den Himmelskörpern sind und wo der Mond gerade auf seiner Umlaufbahn um die Erde steht, kommt dabei ein unterschiedlicher Verdunklungsgrad heraus. Am seltensten ist eine totale Sonnenfinsternis, deutlich häufiger ist eine partielle Sonnenfinsternis – und eine solche steht am kommenden Donnerstag wieder einmal an.

„Am 10. Juni um 11.26 Uhr wird der Mond beginnen, die Sonnenscheibe scheinbar anzuknabbern, um 12.25 Uhr ist das Maximum erreicht und um 13.27 Uhr endet die Finsternis“, erklärt Axel Weiß von der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Mainz (AAG). In diesem Jahr handelt es sich um eine sogenannte „ringförmige Finsternis“, dabei steht der Mond so weit von der Erde weg, dass er es gar nicht schafft, die Sonne komplett zu verdunkeln. „Die Sonne ist also etwas größer, der Mond kann die Sonne nicht vollständig bedecken – ein leuchtender Rand bleibt übrig“, erklärt der Astronomieexperte. 

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So ist die partielle Sonnenfinsternis am 10. Juni in den verschiedenen Regionen der Erde zu sehen. - Grafik: Vereinigung der Sternenfreunde
So ist die partielle Sonnenfinsternis am 10. Juni in den verschiedenen Regionen der Erde zu sehen. – Grafik: Vereinigung der Sternenfreunde

Überhaupt sei eine Sonnenfinsternis immer nur in einem kleinen Streifen auf der Erdoberfläche zu beobachten. „Außerhalb dieses Gebiets zieht der Mond wegen seiner gegenüber der Erdbahn leicht geneigten Bahn nicht mittig über die Sonnenscheibe, sondern versetzt“, sagt Weiß. „Damit lässt der Mond scheinbar einen Teil der Sonne frei: Die Finsternis wird nur partiell.“ Die Sonnenfinsternis am 10. Juni spielt sich zum Großteil weit im Norden ab – hauptsächlich in der nördlichen Polregion. Die volle Sonnenfinsternis kann deshalb nur in einem Streifen von Ontario in Kanada über die Hudson Bay bis nach Grünland beobachtet werden – oder am Nordpol selbst.

In Deutschland wird der größte Grad der Verfinsterung demnach im Norden zu sehen sein,  für Sylt rechnen die Experten etwa mit einer Bedeckung von maximal 21,3 Prozent der Sonnenoberfläche. Die geringste Verfinsterung werde im Südosten in der österreichischen Steiermark mit gerade einmal 2,5 Prozent erreicht, heißt es beim Internetlexikon Wikipedia – für Frankfurt rechnet man dort mit 11,3 Prozent Abdeckung. „Weil in Mainz höchstens 13 Prozent der Sonnenfläche bedeckt werden, dürfte die Verfinsterung angesichts der hohen Strahlkraft der restlichen Sonne nicht weiter auffallen“, sagt Weiß denn auch – ein sichtbarer Verdunklungseffekt sei erst ab etwa der Hälfte der Fläche der Fall.

Schummriges Mittagslicht bei der partiellen Sonnenfinsternis 2015 in Mainz. - Foto: gik
Schummriges Mittagslicht bei der partiellen Sonnenfinsternis 2015 in Mainz. – Foto: gik

Das erlebten die Mainzer zuletzt im Jahr 2015, als eine partielle Sonnenfinsternis am Vormittag bis zu 80 Prozent der Sonne verdunkelte und das Licht auf einmal ganz schummrig wurde – als hätte jemand einen Schleier vor die Umgebung gezogen. Auf dem Mainzer Gutenbergplatz fanden sich damals mehrere Hundert Mainzer zu einer kleinen Sofi-Party mit viel Wissenschafts-Know-How der Mainzer Astronomiefreunde zusammen, das wird es in diesem Coronajahr nicht geben können.

„Interessant zu beobachten ist die partielle Sonnenfinsternis mit der angeknabberten Sonne dennoch“, sagt Weiß – das aber solle man unbedingt nur mit gut geschützten Augen tun. Wer sie noch hat, kann eine Sofi-Brille vom letzten Mal benutzen, auf gar keinen Fall aber solle man ungeschützt in die Sonne schauen, „und erst recht nicht durch ein Fernglas oder Fernrohr“, warnt Weiß – wer zu lange ungeschützt in die Sonne schaut, kann Augenschäden davontragen. „Klar abzuraten ist auch von Rettungsfolien oder berußten Gläsern“, sagt Weiß, sehr geeignet für eine Sonnenbeobachtung sei hingegen sogenanntes Schweißglas fürs Elektroschweißen. Das gebe es im Baumarkt oder im Handwerker-Fachhandel, „aber – wichtig – benötigt wird die Schutzstufe 14 oder 15, nicht geringer“, betont Weiß.

Mainzer mit Sofi-Brillen im Jahr 2015 - so guckt man die Sonnenfinsternis sicher! - Foto: gik
Mainzer mit Sofi-Brillen im Jahr 2015 – so guckt man die Sonnenfinsternis sicher! – Foto: gik

Die Paul-Baumann-Sternwarte der Mainzer Sternfreunde von der AAG in Klein-Winternheim könne leider am 10. Juni Corona-bedingt noch nicht wieder öffnen, sagt Weiß bedauernd, bei der nächsten Sonnenfinsternis werde das aber hoffentlich wieder anders sein. Denn bereits 2022 steht die nächste Sonnenfinsternis ins Haus und zwar am 25. Oktober 2022 – dann sind in Mainz etwa 22 Prozent Sonnen-Bedeckung zu erwarten. Danach folge die nächste partielle Finsternis am 29. März 2025, dann aber nur mit einer Bedeckung von 17,5 Prozent, sagt Weiß – richtig interessant wird es dann wieder am 12. August 2026: Dann kann in Mainz eine Sonnenfinsternis mit 88 Prozent Bedeckung beobachtet werden. „Auf Mallorca gibt’s dann sogar eine totale Sonnenfinsternis“, verrät Weiß. Wer will, kann schon mal Flug und Hotel buchen.

Das Wetter soll an diesem Donnerstag übrigens gar nicht mal schlecht werden: Für den Westen Deutschlands ist ein Mix aus Sonne und Wolken bei sommerlichen Temperaturen angesagt, da stehen die Chancen auf einen kurzen Blick zum Himmel ziemlich gut. Wer aber keine Zeit, nicht das richtige Equipment oder eben doch Wolken hat: Auf Youtube bietet die Gesellschaft deutschsprachiger Planetarien gemeinsam mit der Vereinigung der Sternenfreunde und dem Planetarium Berlin einen Livestream zur Sofi mit Wissenswertem rund um die Finsternis und Livebildern von Teleskopen aus ganz Deutschland und der Welt an – zum Livestream bitte hier entlang.

Info& auf Mainz&: Partielle Sonnenfinsternis am Donnerstag, den 10. Juni ab 11.26 Uhr, der Höhepunkt wird um 12.25 Uhr erreicht. Der Livestream der Stiftung Planetarium Berlin beginnt um 11.15 Uhr genau hier auf Youtube.  Mehr zur Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Mainz findet Ihr hier im Internet und hier bei Mainz&: Der Meteorit von Mainz. Unseren Bericht von der Sofi 2015 in Mainz lest ihr hier bei Mainz&.

 

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