Jetzt wissen wir endlich, warum die Schiersteiner Brücke wirklich zusammenbrach: Ein kleiner Narrenhund hob sein Bein am Pfeiler der Brücke, die Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) aus dem A…. herauswächst, der derweil seinen Kopf in den Mainzer Sand steckt… Narrenmund tut Wahrheit kund 😉 Mit spitzer Feder nimmt der Mainzer Carneval-Verein (MCV) in diesem Jahr die Politik auf den Motivwagen aufs Korn. Da flüchtet Julia Klöckner vor lauter Burka-Mäusen auf den Stuhl, doch der kippelt…. Großartig auch die Pegida-Hexe und eine EU, die dem Türkischen Präsidenten Erdogan unterwürfig die Füße küsst.
Es war ja keine einfache Kampagne für die Mainzer Narren: Schon Anfang November müssen sie die Motive für die kommende Kampagne auswählen, umso mehr in diesem Jahr mit der Ultra-Kurzkampagne. Trotzdem schaffen es die Mainzer Narren in diesem Jahr, so aktuell zu sein wie selten: Braune Höhenflüge, die zur Vogelscheuche verkommende „Willkommenskultur“ der CSU, dazu Fifa und VW – die Motivwagen sind hochaktuell.
Und sie sind bissig: Da präsentiert sich der russische Präsident Wladimir Putin als scheinheiliger Friedensengel, der Mann hat hinten im Gewand die Waffen versteckt. Europa rutscht derweil vorm „Despoten“ Erdogan auf den Knien und küsst ihm die Füße, so sehen die Mainzer die Politik der EU. „Der Kniefall zeigt der ganzen Welt, wie man’s mit Menschenrechten hält“, lautet der bissige Vers dazu.
Auf einem heruntergelassenen Grenzzaun zeigt derweil eine Vogelscheuche ihre hässliche Fratze – so sehen die Narren die Abschreckungspolitik der CSU und ihres Chefs Horst Seehofer. „Die CSU platziert sich abschreckend an der Grenze“, sagt MCV-Wagenbauer Dieter Wenger, man habe das Gepolter von CSU-Chef Horst Seehofer glossieren wollen. Schließlich sei es „die Aufgabe des Narren, den Finger in die Wunde zu legen“, betont Wenger, deshalb habe man auch Klöckners Burka-Verbot aufs Korn genommen. „Dieser Populismus soll satirisch auf den Punkt gebracht werden“, sagt er.
Das von der CDU-Spitzenkandidatin ur Landtagswahl im März propagierte Burka-Verbot finden die Narren offenbar einfach nur lächerlich. „Dramatisch ihr Alarmruf klingelt: ‚Von Burkas sind wir all‘ umzingelt‘! Doch Klöckner heizt die Stimmung an, dass bei der Wahl sie punkten kann“, reimen die Narren dazu. Und so sind die ganzen Burka-Trägerinnen nur aufziehbare Spielzeug-Mäuse. Und Klöckners Stuhl kippt.. „Es ist offen, ob sie die Balance schafft“, sagt Wenger verschmitzt.
Stinken, das tut den Narren VW und sein Abgasskandal. Ein kleiner VW verpestet nun aus seinem überdimensionalen Hintern die Umwelt und eine erschrockene Familie gleich dazu. „Was in Prospekten wurd‘ versprochen, hat ‚After-Sale“ ganz mies gerochen“, reimen die Narren dazu. Am Allerwertesten ist auch die Schiersteiner Brücke, das marode Bauwerk erwächst aus dem Hintern des Mainzer Verkehrsministers Roger Lewentz (SPD). Der aber stecke „den Kopf in den Sand und versucht, sich rauszumogeln“, findet Wenger.
Am gebrochenen Pfeiler des Bauwerks aus Styropor hebt ein kleiner Hund sein Bein – der Narrenhund ist der Running Gag auf den Motivwagen. Seit gut zehn Jahren schon spukt der kleine Liebling über die Motivwagen, hebt mal das Bein am maroden Rathaus oder pinkelte der SPD-Frau Andrea Ypsilanti ans Bein. Vergangenes Jahr wurde der Hund nicht rechtzeitig fertig, prompt habe er Anrufe bekommen, wo denn der Hund gewesen sei, berichtet Wenger.
Seit 54 Jahren schnitzt der Wagenbauer nun schon für den MCV die Motive, am Mittwoch wird er stolze 76 Jahre alt- das ist Erfahrung pur. Und doch, sagt Wenger, habe er so ein Jahr wie dieses noch nie erlebt – die Angst um die Sicherheit, sie ist so hoch wie nie. Ein Großaufgebot an Polizei und Extra-Security des MCV werden aber dafür sorgen, dass die Narren an Rosenmontag sicher feiern können, versichert Zugleiter Kay-Uwe Schreiber. Mehr dazu findet Ihr in Extra-Artikeln auf Mainz&.
Auf den rollen Karikaturen im Zug erinnern die Narren derweil auch an fast schon Vergessenes: Da lässt der griechische Premier Alexis Tsipras die Puppen im griechischen Theater tanzen und hält an der Kasse kräftig die Hand auf. Der Fußball-Weltverband Fifa nimmt derweil am runden Tisch der Korruption Platz – neben Deutschem Fußballbund, Mafia und Deutscher Bank, am „Stammtisch der ehrenwerten Gesellschaft.“
Gut, dass wenigstens die Mainzer feiern können: Ein Wagen thematisiert auch das Jubiläum 200 Jahre Rheinhessen. Ein glücklicher Narr sitzt da inmitten von Weinbergen und direkt vor dem Mainzer Dom. Krebbel, Handkäs, Spargel und Wein, „Mir sin, was wir esse: Seit 200 Jahr’s simmer alle Rhoihesse!“ heißt es dazu. Und was die Ausstellung Körperwelten angeht, echte Körperkultur, finden die Narren, hat der Obermessdiener Andreas Schmitt mit seiner Leibesfülle auch so schon.
Von der Stadtspitze bekommt übrigens nur Umwelt- und Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) ihr Fett weg: Als Meisterin Eder und ihre Pumuckl sehen sie die Narren, die Pumuckl aber tragen Namen wie Klärschlammverbrennungsanlage, Bauschutt und Tempo-Tumult… „Wer die Kobolde ruft, ist selbst dran schuld!“ sagen dazu die Narren.
700 Blöcke Styropor und 9.000 Arbeitsstunden kalkulierte Wenger für die Arbeit, „aber vor drei Wochen habe ich aufgehört zu zählen“, bekennt er. Noch vier Tage Zeit – und noch ist ein ganzer Wagen zu stemmen. Die Stiftung Lesen rollt ebenfalls im Zug mit, der große Fußball von Mainz 05 ist dagegen schon fertig – allein dafür verbaute Wenger 72 Blöcke Styropor. Der Mainzer Fußballclub rollt im Rosenmontagszug mit, feiert der Verein doch 111 Jahre Bestehen.
Am meisten „Spaß“ aber, bekennt Wenger, habe die Hexe gemacht: Pegida heißt die gruselige Dame, und statt auf einem Besen reitet sie auf einem Mob. „Der braune Mob, ein unsägliches Teil, ihn reitet „Pegida“, ruft laut „Petry Heil!“, heißt es dazu – und das dichteten die Mainzer schon im November 2015. Nun wächst der Pegida-Hexe auch noch ein Höcke(r) – der Rechtsaußen der Alternative für Deutschland (AfD); Bernd Höcke, lässt grüßen.
Info& auf Mainz&: Die Motivwagen sind die Stars im Mainzer Rosenmontagszug, der am 8. Februar ab 11.11 Uhr durch Mainz rollt. Die Wagen könnt Ihr aber auch am Fastnachtssonntag ganz in Ruhe bestaunen: Ab 11.11 Uhr, nach der Parade der Garden, beim „Tanz auf der LU“. Infos zur Straßenfastnacht unter www.mainzer-carneval-verein.de – und natürlich hier auf Mainz&!
Und hier natürlich schon mal die Motivwagen in der Fotogalerie: