Grünflächen in Innenstädten können Erhebliches dazu beitragen, Temperaturen zu senken und ein besseres Stadtklima zu schaffen – nun fordert die Bürgerinitiative MainzZero mehr solcher Grünflächen in Mainz. „Grünachsen in jedem Mainzer Stadtteil“ – so lautet der Titel einer neuen Petition, und eine Kernforderung an den neuen Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). Die Petition wurde gemeinsam mit mehreren Mainzer Umweltschutzverbänden und -initiativen gestartet – Haase selbst zeigte auf Nachfrage von Mainz& Sympathien für die Forderung.

Die gelben Fahrräder wurden zum Markenzeichen des Bürgerbegehrens von MainzZero. - Foto: gik
Die gelben Fahrräder wurden zum Markenzeichen des Bürgerbegehrens von MainzZero. – Foto: gik

„Grünachsen sind entsiegelte, begrünte und verkehrsberuhigte Straßenzüge, in denen der Fuß- und Fahrradverkehr dominiert, während der Autoverkehr minimiert ist“, so lautet die Definition bei der Bürgerinitiative MainzZero, die sich mehr Klimaschutz und ein besseres Stadtklima auf die Fahnen geschrieben hat. Die Initiative hatte im Juni 2021 ein Bürgerbegehren für deutlich mehr Klimaschutz gestartet – den Initiatoren war in den vergangenen Jahren schlicht deutlich zu wenig in Sachen Klimaschutz in Mainz passiert.

Unter den Initiatoren sind Pädagogen, Chemiker, Ingenieure, Physiker, Software-Entwickler, IT-Unternehmer, Sozialarbeiter, Lehrerinnen und Journalisten – die Initiative MainzZero ging aus der „For Future“-Bewegung hervor und versteht sich als überparteiliche Initiative , die im Bündnis mit zahlreichen anderen Vereinen, Verbänden und Initiativen aus Mainz agiert. Das Bürgerbegehren – gestartet mitten in der Corona-Pandemie – fand am Ende rund 13.500 Unterschriften, und wurde dennoch von der Stadt Mainz abgelehnt – aus formalen Gründen.

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„In der Folge haben wir viele intensive Gespräche mit den Fraktionen der Mainzer Ampelkoalition zu unseren Forderungen aus dem Klimaentscheid geführt“, berichtet MainzZero weiter, im November 2021 beschloss der Mainzer Stadtrat ein umfangreiches Paket mit dem Titel „Klimaschutz vorantreiben“, das viele Forderungen der BI aufgriff.

Petition für Grünachsen in allen Mainzer Stadtteilen

Grünachsen in allen Mainzer Stadtteilen waren bereits 2021 eine der Kernforderungen im Bürgerbegehren von MainzZero – umgesetzt sind sie bis heute nicht. Dabei sollten „solche Grünachsen in Mainz längst geplant sein“, kritisiert die Initiative: Diese stünden als hoch priorisierte Sofortmaßnahme im Maßnahmenkatalog „Masterplan 100 % Klimaschutz“, den der Stadtrat im November 2022 beschlossen habe. „Dieses Umsetzungsdefizit in der Stadtverwaltung hat die Initiativen bewogen sich direkt an den neuen Oberbürgermeister  Nino Haase zu wenden.“ Gleichzeitig fordert MainzZero, die Bürger mit einzubeziehen und deren Votum einzuholen.

So könnte die Neubrunnenstraße als Grünachse aussehen - findet jedenfalls die Initiative MainzZero. - Grafik: MainzZero
So könnte die Neubrunnenstraße als Grünachse aussehen – findet jedenfalls die Initiative MainzZero. – Grafik: MainzZero

„Entsiegelte Flächen sowie Neupflanzungen von einheimischen Bäumen, Büschen und kleinen Blumenwiesen tragen insbesondere an heißen Sommertagen zu einem angenehmeren Stadtklima und mehr Lebensqualität bei“, argumentiert die Initiative, die gerade erst das Projekt einer „Nachbarschaftsstraße“ in der Mainzer Neustadt über mehrere Tage erprobt hat – auch dabei spielten Pflanzen und die Nutzung der Leibnizstraße und der Adam-Karillon-Straße durch die Anwohner die zentrale Rolle. „Sitzgelegenheiten, Spielplätze, Wasserelemente und Außengastronomie können die Aufenthaltsqualität zusätzlich erhöhen“, heißt es nun auch in der Petition für die Grünachsen.

Und die Initiatoren machen konkrete Vorschläge für einen Zeitplan: 2024 sollten demnach für alle Stadtteile Voruntersuchungen mit Bürgerbeteiligungen durchgeführt werden, um geeignete Straßenzüge für Grünachsen ausfindig zu machen. „Aktuell laufen Bürgerbeteiligungsverfahren zur Umgestaltung des Regierungsviertels und des Bretzenheimer Ortskerns sowie zum Ausbau des Straßenbahnnetzes“, sagte Marcel Weloe, einer der Initiatoren der Petition: „Die Verwaltung ist also in Bürgerbeteiligungen geübt und kann diese Verfahren nun für die Grünachsen anwenden.“

2025 Nutzungskonzepte entwickeln, 2026 Grünachsen umsetzen

Idealerweise sollten dann 2025 Nutzungs- und Umsetzungskonzepte für die Grünachsen erstellt, und diese bis Ende 2026 umgesetzt werden. Inwiefern in der jeweiligen Straße Radverkehr und Fußverkehr kombiniert werden könnten, hänge davon ab, ob genug Platz für getrennte Verkehrsflächen zur Verfügung steht. „Wichtig ist auf jeden Fall die Aufenthaltsqualität“, betonte Weloe. Konzepte zur Entsiegelung und Begrünung sollten ab 2025 sukzessive entwickelt und realisiert werden.

Grünachsen sind eigentlich keine neue Erfindung, wie die "Grüne Brücke" in der Neustadt zeigt.- Foto: gik
Grünachsen sind eigentlich keine neue Erfindung, wie die „Grüne Brücke“ in der Neustadt zeigt.- Foto: gik

Höchste Priorität müsse bei diesen Maßnahmen die Neu- und Altstadt bekommen, die aufgrund der dichten Bebauung besonders stark von Hitzetagen und Tropennächten betroffen sei. Mit Grünachsen könne hingegen der Klimaschutz und die Verkehrswende in Mainz vorangebracht werden. Schließlich sehe der Mainzer „Masterplan 100 % Klimaschutz“ auch bis 2035 eine Erhöhung des Anteils von ÖPNV sowie Rad- und Fußverkehr von 60 auf 80 Prozent der zurückgelegten Wege im Stadtgebiet vor. Das lasse sich nur realisieren, wenn attraktive Routen für den Rad- und Fußverkehr vorhanden seien, so Weloe weiter.

Zugleich dienten Grünachsen der Klimawandelanpassung: Bäume dienten als „grüne Klimaanlagen“, durch Entsiegelungen entstünden unter anderem Versickerungsflächen für Wasser, wodurch die Stadt besser gegen Extremwetterereignisse gewappnet sein werde. Auch als Oasen für Kleintiere und Insekten leisteten Grünachsen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt. „Nicht zuletzt sind sie Räume, in denen Menschen sich fernab von Autolärm und -abgasen begegnen und Kinder ungefährdet spielen können“, betonte Weloe: „Grünachsen würden Mainz einfach lebenswerter machen.“

Die Leibnizstraße ist bereits vergleichsweise grün, aber da geht noch mehr, findet MainzZero. - Foto: gik
Die Leibnizstraße ist bereits vergleichsweise grün, aber da geht noch mehr, findet MainzZero. – Foto: gik

Erste Überlegungen gebe es nun für die Leibnizstraße in der Mainzer Neustadt – sofern die Anwohner es wollten. „Wir wollen die Ortsvorsteher einbeziehen: Macht einen Bürgerversammlung, und überlegt, was in Eurem Stadtteil machbar ist“, appelliert MainzZero. Oberbürgermeister Haase ließ bereits Sympathien für den Vorschlag erkennen: Derzeit werde ein neues Radwegenetz ausgeschrieben, sagte Haase am Donnerstag auf einem Termin auf Mainz&-Nachfrage: „Dabei sollte man prüfen, ob man das Thema Grünachsen nicht mit reinnehmen kann“, sagte Haase. Er wolle nun das Gespräch mit Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) suchen, „inwieweit man das Thema Grünachsen da mit einfließen lassen kann.“

Info& auf Mainz&: Mehr zur Petition Grünachsen für Mainz sowie einen Link zur Petition selbst findet Ihr hier im Internet. Die Petition wurde von MainzZero initiiert und wird unterstützt von folgenden Organisationen: BUND Kreisgruppe Mainz, Greenpeace Mainz-Wiesbaden, NABU Mainz und Umgebung, Parents for Future Mainz, VCD Rheinhessen, Workers for Future Wiesbaden-Mainz.