Wie macht man aus einem Römergrab eine touristische Attraktion? Das weiß niemand besser, als die Kölner: Eine 1843 gefundene antike römische Grabkammer in Köln-Weiden wurde zu einem spannenden Lern- und Erlebnisort, wie das gelang, darüber gibt am kommenden Donnerstag der Archäologe Heinz Günter Horn Auskunft. Horn ist zu Gast beim Sommerfest der Initiative Römisches Mainz (IRM), die IRM will ebenfalls mehr aus den Mainzer Römerfunden machen. Ihr Sommerfest steht nun unter dem Motto „Recreatio et Hilaritas“: Erholung und Fröhlichkeit.

Sommer, Römer, feiernde Menschen - die Initiative Römisches Mainz lädt zum Sommerfest. - Foto: gik
Sommer, Römer, feiernde Menschen – die Initiative Römisches Mainz lädt zum Sommerfest. – Foto: gik

Die Initiative Römisches Mainz (IRM) hat es sich ja unter ihrem Vorsitzenden Christian Vahl besonders zur Aufgabe gemacht, das römische Mainz nicht nur in antiken Quellen und Denkmälern zu zeigen, sondern mit allen Sinnen sichtbar und erlebbar zu machen – das antike Mogontiacum soll wieder lebendig werden. In diesem Jahr hat die IRM dafür den Turbo gezündet: Mit dem Fest der Göttin Carna, den Römertagen und vor allem mit den spannenden Veranstaltungen im antiken Römischen Theater belebt die IRM zunehmend das Stadtbild mit römischen Events und Festen.

Nun feiert die Initiative Sommerfest, und lädt dafür am kommenden Donnerstag, den 20. Juli 2023 in den Innenhof des Mainzer Landesmuseums. Natürlich gibt es Wein, Gesang und gute Gespräche, doch die IRM wäre nicht die IRM, wenn sie nicht die Gelegenheit nutzen würde, auch gleich spannende Inhalte zum Thema Römer und Antike unters Volk zu bringen. Dafür stehen zwei Vorträge auf dem Programm, einer davon wird von dem eigens aus Köln kommenden Professor und provinzialrömischen Archäologen Heinz Günter Horn gehalten.

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Weidener Römergrab in Köln: Tiefe Einblicke in Grabkult der Römer

Horn wird über die sensationelle Funde in dem Weidener Römergrab berichten, das 1843 eher zufällig bei Ausschachtungsarbeiten entdeckt wurde. Heute zählt die Fundstätte zu den besterhaltenen und eindrucksvollsten Grabanlagen aus römischer Zeit nördlich der Alpen. Zu sehen ist noch der Großteil der originalen Ausstattung mit reich geschmückten Sarkophagen, Statuen und sogar Korbsesseln – das Grab samt seinem Erlebniszentrum gewährt vielfältige Einblicke in die Jenseitsvorstellungen, das Bestattungswesen, den Totenkult und die Grabkunst der Römer.

Blick in die Grabkammer im Weidener Römergrab. - Foto:  Ulrich Hermanns Münster
Blick in die Grabkammer im Weidener Römergrab. – Foto: Ulrich Hermanns Münster

Für die Besucher öffnet sich hier eine Tür ins Reich der Toten, erzählt aber auch viel über die Lebenden: Seit der Mitte des 2. Jahrhunderts bestattete hier eine reiche Gutsfamilie ihre verstorbenen Angehörigen. Der Gutshof (villa rustica), auf dem sie lebte, ist noch nicht nachgewiesen, wird aber ganz in der Nähe vermutet. Das Besondere an dem Römergrab von Köln-Weiden ist aber vor allem auch die Tatsache, dass die Stadt Köln die Beudeutung der Anlage erkannte und daraus eine touristische Attraktion machte – genau darüber soll Horn nun berichten.

Horn habe enge Beziehungen nach Mainz und habe etwa mit dem ehemaligen Landesarchäologen Gerd Rupprecht zusammengearbeitet, berichtet die IRM weiter. Zudem sei Horn Lehrmeister der heutigen Direktorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) von Rheinlad-Pfalz, Heike Otto, gewesen – und ebenso der Generaldirektorin des LEIZA, Alexandra Busch.

Frauen in der Antike und der männliche Blick

Der zweite Vortrag beim IRM-Sommerfest wiederum beschäftigt sich mit dem Thema „Frauen in der Antike und der männliche Blick“, ein Thema das lange tabuisiert war. „Der Begriff ‚the male gaze‘ (der männliche Blick), der derzeit so viele Debatten beherrscht, wurde bereits 1975 entwickelt“, erklärt IRM-Vorsitzender Vahl. Inzwischen sei das Thema auch in der modernen Archäologie angekommen: „Man kann an diesem Beispiel tatsächlich unendlich viel über Rezeptionsästhetik lernen und vor allem darüber, dass manche Themen, die uns heute beschäftigen, in der Antike bereits angelegt sind – bis hin zu gelungenen und weniger gelungenen Lösungsansätzen.“

Daneben gibt es natürlich Geselligkeit und Gespräche, Musik vom „Trio Aeterna“, der Band der Unsichtbaren Römergarde, sowie Weine vom Mainzer Weingut Fleischer. „Die IRM lädt alle interessierten Mainzer Bürgerinnen und Bürger zum Dialog ein, um die aktuellen Projekte der IRM näher kennenzulernen“, sagte Vahl.

Info& auf Mainz&: Sommerfest der Initiative Römisches Mainz (IRM) am Donnerstag, 20. Juli 2023, ab 19.00 Uhr im Innenhof des Mainzer Landesmuseums. Ein Eintritt wird nicht erhoben, zur besseren Planung wird aber um Anmeldung unter taberna@roemisches-mainz.de gebeten. Mehr zur IRM findet Ihr hier im Internet, alles zum Römergrab Weiden könnt Ihr hier im Internet nachschlagen.