Es war eine wahrhaft „Magic Night at the Theater“: Vergangenen Freitag erlebte das antike römische Bühnentheater in Mainz die Rückkehr der Musik an historischer Stelle. Zu „Pop and Pinsa“ hatte die Initiative Römisches Mainz (IRM) geladen, es wurde ein Abend mit Blues-Rock vom Feinsten, der die alten Steine zum Glühen brachte. Das antike Theater als Klangraum erlebbar machen – das war die Absicht der IRM. Und das könnt Ihr diesen Freitag noch einmal erleben: Bei der ersten Musikführung mit Musik auf römischen Instrumenten – die Ouvertüre zur Mainzer Johannisnacht sozusagen.

Das Trio Aeterna mit Kathrion Dohle und Christian Vahl gab den Einstieg mit einem "Ave Moguntiacum". - Foto: gik
Das Trio Aeterna mit Kathrion Dohle und Christian Vahl gab den Einstieg mit einem „Ave Moguntiacum“. – Foto: gik

„Spätestens ab dem Jahr 60 nach Christus fanden die Neronalia statt, eine Art ‚Deutschland sucht den Superstar‘ der Antike“ – so berichtete es Christian Vahl, Vorsitzender der Initiative Römisches Mainz vergangenen Freitag an historischer Stelle. Bis etwa 250 nach Christus habe es solche musikalischen Feste und Wettstreite auch in Mainz gegeben – Schauplatz war das antike römischen Bühnentheater zu Füßen der Mainzer Zitadelle und oberhalb des Bahnhofs „Römisches Theater“.

Die „Neronalia“ waren dabei nach dem legendären und verrufenen Kaiser Nero benannt, der sich selbst für einen begnadeten Musiker hielt – die Legende will es, dass Nero die Laute schlug und sang, während Rom ihm zu Füßen in Flammen aufging, angesteckt von ihm selbst… Vergangenen Freitag nun wurde das antike Orchesterrund erneut zum Schauplatz von Musik und Sangeskunst, und wenn auch zum Glück nichts in Flammen aufging: die antiken Steine glühten im Sonnenuntergang, und vielleicht ja auch ein wenig vor Freude.

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Rockin‘ Blues Band sorgte für eine „Magic Night in the Theater“

Denn das antike Theater sei ja nicht nur ein Ort für Schauspiele und Feste gewesen, sondern eben auch ein Klangraum, betonte Vahl. Und dass dieser Klangraum auch noch nach zwei Jahrtausenden wunderbar funktionierte, davon konnten sich die Besucher von „Pop und Pinsa“ überzeugen: „Pinsa“, als römische Pizza, gab es zwar nur virtuell, also in Worten, doch Pop gab es in Hülle und Fülle.

Die Rockin' Blues Band mit Sänger und Pianist Hanns Lohmann (vorne). - Foto: gik
Die Rockin‘ Blues Band mit Sänger und Pianist Hanns Lohmann (vorne). – Foto: gik

Gekommen war nämlich die „Rockin‘ Blues Band“, in der so prominente Mainzer wie Radiomoderator Hanns Lohmann oder Publizistik-Professor Gregor Daschmann an Keyboard und Bass mitwirken. Und die sechs Herren etwas gesetzteren Alters wurden ihrem Namen voll gerecht: Mit sattem Blues – „Ride, Sally, Ride!“ – und rockigen Rolling Stones‘ Rhythm wie dem legendären „Sympathy for the Devil“ zauberten die Musiker eine wahrhaft magische Atmosphäre in die rudimentäre Arena, sehr zum Entzücken der rund 60 Gäste des Abends, darunter auch Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD).

„Ich freue mich über die Initiative, und dass hier wieder mehr stattfinden wird“, sprach die Dezernentin, und versicherte mit einem offenbar durchaus schlechten Gewissen: „Auch wenn man es nicht sieht: Wir sind dabei, die Pfeiler des Theaters werden saniert.“ Auch die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs zur Belebung und zum Erhalt des antiken Theaters seien in Reichweite, sagte Grosse – ein Wachküssen des Römischen Theaters lässt bereits seit mehr als zwanzig Jahren auf sich warten.

Ein Hauch von „Pink Floyd in Pompeji“

Dafür sorgten nun die satten Blues- und Rock-Klänge, erst Recht, als die Rockin‘ Blues Band zu einer leicht angejazzten Version von Pink Floyds „Another Brick in the Wall“ überging – da waren die antiken Steine wie mit einem magischen Glanz überzogen, und auf den steil ansteigenden Rängen des Hangs schienen sich auf einmal Hunderte von Zuschauern zu drängen, die verzückt der Musik aus einer anderen Zeit und einem anderen Raum lauschten… Es wehte ein Hauch des legendären Pink Floyd-Konzerts im antiken Pompeji durch die Mainzer Sommernacht.

Die Rockin' Blues Band verwandelte den Abend in eine "magic night at the theater". - Foto: gik
Die Rockin‘ Blues Band verwandelte den Abend in eine „magic night at the theater“. – Foto: gik

„Das Römische Bühnentheater ist ein großer archäologischer Schatz, und die IRM hat sich dem Gedanken verschrieben, dass antike Bauwerk gemäß seiner ursprünglichen Bestimmung zu nutzen“, betont die Initiative Römisches Mainz – und kündigt gleich einen zweiten Abend an, der das antike Rund erneut zum Klangraum machen soll: An diesem Freitag, den 23. Juni, wird zur ersten „Musikführung“ geladen.

Dieses Mal aber geht es nicht um modernen Blues und elektrische Gitarren, im Mittelpunkt stehen vielmehr antike Instrumente: Auf Nachbauten antiker Instrumente wie den Blasinstrumenten Cornus und Tuba wird Musik wie einst zur Römerzeit erklingen – man darf gespannt sein. Für die Authentizität bürgt der Experte des Abends: Hagen Pätzold ist experimenteller Musikarchäologie. Ihm steht Rainer Müller von der römischen Legio II aus Waldgirmes zur Seite, der die Funktion von Cornu, Tuba, Litus und Bucina erklären, und die Instrumente auch zum Klingen bringen wird.

Ein magischer Abend im antiken Römischen Theater. - Foto: gik
Ein magischer Abend im antiken Römischen Theater. – Foto: gik

Original Nachbauten Römischer Instrumente erklingen

Erklingen wird dabei auch eine Kithara, ein originalgetreuer Nachbau einer römischen Lyra, die der frühere Landesarchäologe Gerd Rupprecht anfertigen ließ und der IRM als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat. Zu sehen ist die Kithara im Schaufenster der „Taberna Academica“, dem Eingangsladen zum antiken Isistempel im Untergeschoss der Einkaufspassage. Am Freitagabend wird die Kithara im Römischen Bühnentheater erklingen, gespielt von Christian Vahl.

Übergabe der Kithara, Nachbau der Abbildung des antiken Orpheus-Mosaiks von Gerd Rupprecht /rechts) an Christian Vahl. - Foto: Vahl
Übergabe der Kithara, Nachbau der Abbildung des antiken Orpheus-Mosaiks von Gerd Rupprecht /rechts) an Christian Vahl. – Foto: Vahl

Der steht als Gitarrist auch beim Trio Aeterna auf der Bühne, und das Trio bot vergangenen Freitag das Eingangsstück zum Konzertabend: Das Stück „Ave Moguntia“, vorgetragen mit goldener Stimme von Kathrin Dohle, ist eine gesungene Geschichtsballade vom Aufstieg und Fall des antiken Moguntiacum – Gänsehaut inklusive. Wer es selbst erleben will, kommt am Freitag um 19.00 Uhr ins Römische Theater.

Auf den Flügeln der Musik und der Nachtgöttin Nox geht es dann ab 20.30 Uhr in die Mainzer Johannisnacht.

Info& auf Mainz&: Die erste Musikführung im Römischen Theater in Mainz findet  am 23. Juni 2023 um 19.00 Uhr statt, den Eingang findet man vom hinteren Bahnsteig des Bahnhofs „Römisches Theater“ aus. Da das Theater heutzutage leider nur einen kleinen Teil Besucher fasst, bittet die IRM um Anmeldung unter der Email-Adresse taberna@roemisches-mainz.de – der Eintritt ist aber frei. Mehr zu „Pop und Pinsa“ könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Videos von der magischen Nacht im Römischen Theater findet Ihr hier auf unserem Facebook-Account.