Der Salmonellenfall bei der Firma Ferrero weitet sich massiv aus, der Süßwarenproduzent ruft inzwischen alle Schokoladenprodukte der Marke „Kinder“ zurück, die im belgischen Werk Arlon hergestellt wurden. Betroffen sind Überraschungseier und Schoko-Bons, Happy Moment, Kinder Eggs sowie Bunte Mischungen, Körbchen und Tüten-Mix-Packungen, gerade mit Oster-Dekoration. Inzwischen steht fest: In dem belgischen Werk wurden Salmonellen im Bereich von zwei Rohstofftanks festgestellt – und das schon im Dezember 2021.

Ferrero muss Kinder-Produkte zurückrufen: Salmonellen in der Schokolade. - Foto: Ferrero
Ferrero muss Kinder-Produkte zurückrufen: Salmonellen in der Schokolade. – Foto: Ferrero

Am 7. April hatte die Firma Ferrero bereits eine erste Rückrufaktion ihrer beliebten Kinder-Schokoprodukte gestartet, damals war allerdings nur von einem „Salmonellen-Verdacht“ die Rede gewesen. Zwar waren zu dem Zeitpunkt schon 105 Salmonellenfälle in verschiedenen europäischen Ländern bestätigt worden, davon auch vier in Deutschland. Weitere 29 Verdachtsfälle waren hinzugekommen, drei in Deutschland, die Verbreitung der Fälle reichte von Belgien über Großbritannien und Irland bis hin nach Frankreich und Schweden.

Bei der Firma Ferrero hatte man zugleich aber betont, es handele sich um einen freiwilligen Rückruf – kein Produkt sei bisher „positiv auf Salmonellen getestet worden.“ Man nehme die Angelegenheit aber sehr ernst und arbeite eng mit der zuständigen Lebensmittelbehörde in Deutschland zusammen, „um einen möglichen Zusammenhang mit einer Reihe von gemeldeten Salmonellenfällen aufzudecken.“ Verbraucherschützer zeigten sich da bereits skeptisch. Es sei „unklar, wie die in einigen europäischen Ländern wie Großbritannien und Frankreich aufgetretenen Salmonellenerkrankungen mit Produkten von Ferrero in Verbindung gebracht werden konnten, wenn keine Salmonellen in den Produkten nachgewiesen werden konnten“, teilte die Verbraucherzentrale mit – Ferrero müsse dringend aufklären.

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Nun räumt das Unternehmen selbst auf seiner Internetseite ein: „Im belgischen Werk wurden im Rahmen von Eigenkontrollen Salmonellen im Bereich von zwei Rohstofftanks festgestellt“ – und zwar schon am 15. Dezember 2021. Weitergehende Untersuchungen hätten ergeben, „dass die dort nachgewiesenen Salmonellen eine genetische Übereinstimmung mit Salmonellen von zahlreichen Erkrankungsfällen in mehreren europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland, aufweisen.“ Man nehme diese Befunde „äußerst ernst, denn der Schutz der Verbraucher hat für uns oberste Priorität.“

Sämtliche Produkte der Marke "Kinder" aus dem belgischen Werk sind betroffen. - Foto: Ferrero
Sämtliche Produkte der Marke „Kinder“ aus dem belgischen Werk sind betroffen. – Foto: Ferrero

Damit hat das Unternehmen die Öffentlichkeit ein Vierteljahr lang über den Salmonellen-Vorfall im Unklaren gelassen – mit einem rechtzeitigen Rückruf hätten zahlreiche Salmonellen-Erkrankungen gerade bei kleinen Kindern verhindert werden können. Salmonellen können gefährliche Durchfallerkrankungen auslösen, eine Erkrankung äußert sich innerhalb weniger Tage nach der Infektion mit Durchfall und Bauchschmerzen, manchmal mit Erbrechen und leichtem Fieber. Gefährdet sind insbesondere Säuglinge, Kleinkinder, alte Menschen und Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem, bei ihnen können schwere Krankheitsverläufe auftreten.

Werk in Arlon inzwischen geschlossen, Produktionslizenz weg

Für den Konzern ist das so kurz vor Ostern der Super-Gau: Auf das Werk in Arlon entfallen laut Ferrero rund sieben Prozent des Gesamtvolumens der jährlich weltweit hergestellten „Kinder“-Produkte, heißt es bei der Verbraucherzentrale. Es sei „ein Skandal, dass Verbraucher erst knapp vier Monate nach dem ersten Vorfall von Ferrero nach und nach über das Ausmaß des Problems informiert werden“, kritisierten die Verbraucherschützer weiter: „Die Kommunikation des Unternehmens gegenüber der Öffentlichkeit ist zögerlich, intransparent und für Verbraucher völlig inakzeptabel.“

Die Produktion in Arlon sei mittlerweile gestoppt, das Werk inzwischen geschlossen: „Die belgischen Behörden haben ihm die Produktionslizenz entzogen.“ Der Konzern habe erst reagiert, nachdem europäische Lebensmittelsicherheits- und Gesundheitsbehörden das Ferrero-Werk in Belgien als Kontaminationsquelle für die gemeldeten Salmonellenfälle identifiziert hätten. Als Ursache für den Salmonellenbefund im belgischen Werk sei laut Ferrero ein Filter am Ausgang von zwei Rohstofftanks identifiziert worden.

 

Salmonellen im Werk: Betroffen vom Rückruf sind auch "Happy Easter"-Packungen. - Foto: Ferrero
Salmonellen im Werk: Betroffen vom Rückruf sind auch „Happy Easter“-Packungen. – Foto: Ferrero

Ferrero hat nun seinen Produktrückruf deutlich ausgeweitet und ruft sämtliche in Belgien hergestellte Schokoladenprodukte zurück, und zwar von allen Produktionschargen. Betroffen sind Überraschungs-Eier aller Größen, Verpackungsformen und Ausfertigungen wie Maxi Classic Ei, Maxi Rosa Ei und Mini Eggs, dazu sämtliche Varianten von Kinder Schoko-Bons, Mini Eggs oder Happy Moments-Packungen. Dazu gehören auch Happy Easter-Geschenk-Packungen und -Körbe, Geschenktüten sowie Packungen der Reihe Maxi Mix Plüsch sowie der Mini Adventskalender aus dem Winter 2021.

„Sollten Sie eines dieser Produkte besitzen, raten wir Ihnen, es nicht zu verzehren“, betont Ferrero weiter. Die betroffenen Produkte könnten in der Regel auch ohne Kassenbon in den Einkaufsmärkten zurückgeben werden, andernfalls könne man das Consumer Service-Team von Ferrero kontaktieren.

Info& auf Mainz&: Die ganze Liste aller Produkte, die vom Rückruf der Firma Ferrero betroffen sind, findet Ihr samt genauer Beschreibung und Chargen-Nummer hier im Internet. Informationen rund um den Rückruf und die betroffenen Produkte findet Ihr auch hier bei der Verbraucherzentrale im Internet.