Jetzt endlich: Zum 1. September 2022 kommt nun auch das 365-Euro-Ticket für Schüler und Azubis in Mainz. Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) kündigten die Einführung des “Schülertickets” am Freitag an – möglich macht es der Millionensegen der Firma Biontech. Die CDU hatte bereits seit Jahren ein solche Schülerticket gefordert, seit das CDU-Grün-regierte Hessen ein solche Tickte Anfang 2018 einführte. Nun kommt das verbilligte ÖPNV-Ticket endlich auch auf Mainzer Seite – und spart Familien viel Geld.
Mitte Mai hatte die Stadt Mainz ein erstes großes Paket vorgestellt, was die Stadt mit den rund 1,09 Milliarden Euro anfangen will, die der Erfolg des Corona-Impfstoffs des Mainzer Unternehmens Biontech in die Kassen der Stadt spülte. Ein wichtiger Baustein dabei: Ein 365-Euro-Ticket für Schüler und Azubis in Mainz. Damit geht auch ein jahrelanges Tauziehen um das verbilligte Ticket zu Ende – auch zwischen Ampel-Koalition und CDU-Opposition.
Anfang 2019 nämlich hatte der Mainzer Gymnasiasten Jakob Hüncher in seinem Praktikum beim Mainzer CDU-Landtagsabgeordneten Gerd Schreiner eine Anfrage ans Mainzer Verkehrsministerium gestellt, warum es denn in Rheinland-.Pfalz kein “Schülerticket” gebe. Die Antwort von Verkehrs-Staatssekretär Andy Becht damals: Ein Schülerticket werde Rheinland-Pfalz 60 Millionen Euro kosten, dazu seien “die Effekte einer Tarifreduzierung verkehrspolitisch relativ gering”. Preisreduzierungen im ÖPNV sorgten zwar “für Mitnahmeeffekte”, der echte Effekt, Autoverkehr zu verringern, trete kaum ein, antwortete Becht damals.
Inzwischen ist diese Haltung durch den großen Erfolg des 9-Euro-Tickets nachhaltig widerlegt. Untersuchungen zeigen, dass das billige Monatsticket nicht nur den Nahverkehr attraktiv macht, sondern sogar dazu motiviert, das Auto stehen zu lassen. Kann Ähnliches hatten zuvor schon Untersuchungen in Hessen ergeben: Dort hatte Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) bereits Anfang 2018 ein 365-Euro-Ticket für Schüler und Azubis eingeführt, die damit für einen Euro am Tag quer durch Hessen fahren können.
Begleitstudien zeigten seither: Das Schülerticket brachte rund 20 Prozent mehr Schüler und Auszubildende konstant zum Umstieg auf Bus und Bahn. Und es hat auch Auswirkungen auf den Autoverkehr, nicht nur bei älteren Schülern: Denn nach einer Studie wird seither nun rund ein Fünftel der Schüler, die ein Schülerticket haben, seltener mit dem Pkw zum Unterricht gebracht oder von dort abgeholt – die Zahl der Elterntaxi-Fahrten sank um rund 18 Prozent.
Die CDU hatte deshalb bereits 23019 auch ein Schülerticket für Rheinland-Pfalz gefordert – bisher ebenso vergeblich wie die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz und die Mainzer SPD. Nun macht es der Steuersegen von Biontech doch möglich: Zum 1. September kommt das Schülerticket für Mainz. “Die Einführung des 365-Euro-Tickets ist ein Meilenstein”, sagte Oberbürgermeister Ebling am Freitag bei der Vorstellung: “Ich freue mich sehr, dass der neue Preis ab September nun in die Umsetzung geht.”
Tatsächlich dürfte das Ticket eine deutliche Entlastung für Familien mit sich bringen, denn bisher kostete eine Monatskarte für Schüler oder Azubis bei der Mainzer Mobilität 588,60 Euro im Jahr – oder monatlich 50,05 Euro im Abonnement. Die sogenannte “CleverCard” wurde bislang rund rund 7.000 mal genutzt, davon zahlte das Schulamt der Stadt Mainz aber bereits 4.500 Tickets im Rahmen der Schülerbeförderungsregel des Landes.
2.500 Tickets wurden bislang von Eltern selbst gezahlt, weil die Voraussetzungen zur Übernahme der Schülerbeförderungskosten durch die Stadt nicht vorlagen – weil etwa der Wohnort zu nah an der Schule ist. Das Schülerticket wird nun 365 Euro pro Jahr, und im Abonnement 31,- Euro monatlich kosten, Eltern sparen dann also 223,60 Euro pro Kind und Jahr.
“Die Entlastung ist sofort im Geldbeutel zu spüren und macht einen echten Unterschied in der Mobilität unserer jüngeren Mainzer”, betonte Ebling. Sein Dank gelte der Mainzer Mobilität für die zügige Einführung und Umsetzung des neuen Preisangebots. Die Schüler von heute seien auch die ÖPNV-Nutzer von morgen, betonte Verkehrsdezernentin Steinkrüger. Sie hoffe, dass viele Schüler und Auszubildende das neue Ticket nutzen würden, “auch ihre Freizeit und den Alltag mit dem ÖPNV zu gestalten und dies auch in Zukunft tun – weil für sie die Nutzung des ÖPNV für seit Anbeginn an ein Selbstverständlichkeit ist.”
“Wir sind nun auch gespannt, wie sich der neue Preis auf das Nutzungsverhalten und auf die Verkaufszahlen auswirken wird”, sagte die Geschäftsführerin der Mainzer Mobilität, Berit Schmitz. Die große Frage sei, wie viele Schüler und Azubis sich neu für das 365-Euro-Ticket entscheiden würden, und welche PKW-Verkehre damit womöglich vermieden würden.
Offiziell gibt es das 365-Euro-Ticket übrigens erst zum Tarifwechsel im Rhein-Main-Verkehrsverbund am 01. Januar 2023. Bis dahin nehme die Mainzer Mobilität eine manuelle Rabattierung des Abgabepreises vor, sodass bereits ab dem neuen Schuljahr im September alle Schüler und Azubis vom neuen Preis profitieren, heißt es weiter. Bestandskunden, die ein laufendes Abo haben, werden im September 2022 schon den neuen, günstigeren Preis abgebucht bekommen.
Bestandskunden, die das Ticket bereits für ein Jahr im Voraus bezahlt haben, erhalten eine Erstattung der zu viel gezahlten Differenz ab September. Die betroffenen Kunden sollen nun zeitnah mit einem Schreiben der Mainzer Mobilität über das genaue Vorgehen informiert werden. Kunden, die sich ab September neu für eine CleverCard im Abo entscheiden, erhalten direkt den neuen, günstigeren Preis. Abgabefrist für die Anträge der Abos zum 01. September 2022 ist der 10. August 2022.
Info& auf Mainz&: Den alten Streit um das Schülerticket könnt Ihr noch einmal hier auf Mainz& nachlesen, mehr zu der Studie über den Erfolg des hessischen Schülertickets findet Ihr hier bei Mainz&. Über den Erfolg des 9-Euro-Tickets haben wir hier bei Mainz& berichtet:
Fast zwei Millionen Nutzer beim 9-Euro-Ticket in Rhein-Main – 50 Prozent steigen vom Auto um