Angesichts der drohenden Energieknappheit im kommenden Winter sind auch die Städte zum Energiesparen aufgerufen – 15 Prozent sollen es nach Vorgabe der Europäischen Union sein. Nun stellte auch die Stadt Mainz ihren Energiesparplan vor, die wichtigsten Maßnahmen: Ab sofort werden die meisten öffentlichen Gebäude nicht mehr beleuchtet, dazu reduziert die Stadt die Temperatur ihrer Klimaanlage, Schwimmbäder werden ebenfalls kälter. Drastisch wird es im Winter: Die Raumtemperatur in den Verwaltungsgebäuden soll dann nur noch 18 Grad betragen.
Mitte Juli hatte die Stadt Mainz erst einmal eine Arbeitsgruppe in Sachen Energiesparen eingesetzt, nachdem Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am 23. Juni die 2. Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen hatte. Hintergrund ist der Überfall Russlands auf die Ukraine, der sich immer mehr auch zu einem Energie-Krieg zwischen Russland und der EU ausweitet.
Seit Mitte Juni dreht Russland immer wieder am Gashahn, und hat seine Gaslieferungen Richtung Deutschland auf ein Minimum reduziert – Experten sagen: Russland baut Druck auf und arbeitet mit Angst und Drohkulissen, um den Westen von den Sanktionen abzuschrecken. Seither rufen Bundesregierung, aber auch Institutionen wie der Deutsche Städtetage eindringlich zum Energiesparen auf – Deutschland droht nicht nur eine Gasknappheit, sondern auch Problemen mit der Stromversorgung: Die Stadtwerke Wiesbaden warnten bereits eindringlich vor Strom-Blackouts durch massenhafte Benutzung von Heizlüftern.
Energiesparplan der Stadt: Geringere Raumtemperaturen
Nun legte die Arbeitsgruppe der Stadt Mainz unter Vorsitz von Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) die Ergebnisse für einen Energiesparplan vor. Man habe „die Einsparpotentiale ermittelt und berechnet und abgewogen, wo Einsparungen sinnvoll und kurzfristig umsetzbar sind“, teilte die Stadt Mainz nun mit. Auch rechtliche Bestimmungen seien in diese Analysen eingeflossen, etwa die Arbeitsstättenverordnung.
Den größten Hebel zur Energieeinsparung sieht die Stadt nun bei den Raumtemperaturen: Ein Absenkung während der Heizphasen biete das größte Potenzial, das gelte für Verwaltungsgebäude gleichermaßen wie für Schulgebäude und andere Gebäude, die von der Stadt oder städtischen Unternehmen betrieben werden. Während der kommenden Heizperiode soll deshalb nun die Raumtemperatur in allen Verwaltungsgebäuden und sonstigen städtischen Liegenschaften um zwei Grad auf 18 Grad abgesenkt werden, kündigte die Stadt an – ausgenommen davon sind nur Kitas.
„Heizlüfter dürfen in den Räumlichkeiten nicht in Betrieb genommen werden“, heißt es explizit. Auch in den Turnhallen der Stadt wird es kälter: Sofern sie nicht als Unterkünfte für Geflüchtete dienen, wird die Raumtemperatur hier um drei Grad abgesenkt. Auch die Raum- und Wassertemperatur in den zwei Lehrschwimmbecken der IGS Auguste Cornelius und der Peter-Jordan-Schule wird um jeweils zwei Grad gesenkt. Das Sparen beginnt aber auch bereits im Sommer: Die Teilklimatisierung des Stadthauses Große Bleiche werde nach der Sommerpause um zwei Grad angehoben, heißt es weiter.
Taubertsbergbad: Wassertemperatur reduziert
Kältere Temperaturen erwarten die Besucher denn auch im Mainzer Taubertsbergbad: Bereits ab dem 5. August habe man begonnen, die Wassertemperaturen zu senken, der Effekt werde aber erst verzögert eintreten, teilten die Mainzer Stadtwerke mit. Generell soll die Temperatur des Schwimmerbeckens von 24 Grad auf 22 Grad sinken, die des Nichtschwimmerbeckens von 26 Grad auf 24 Grad. Die Temperatur des Babybeckens werde ebenfalls auf 24 Grad abgesenkt – dies sei aus technischen Gründen nicht anders möglich.
Im Hallen- und Sportbad sinkt die Temperatur des Schwimmerbeckens von 28 Grad auf 26 Grad, die des Nichtschwimmerbeckens von 30 Grad auf 28 Grad. Man wolle auch als Mainzer Stadtwerke AG einen Beitrag zum Energiesparziel leisten und werde auch die die Betriebstemperaturen in allen Liegenschaften um zwei Grad senken.
Dazu setzt die Stadt nun doch auch an der Beleuchtung städtischer Gebäude den Hebel an: Zurzeit werden im Stadtgebiet rund 70 Gebäude seitens der Stadt beleuchtet, heißt es – sie alle werden nun sukzessive seit dem 9. August abgeschaltet. Dazu gehören etwa das Kurfürstliche Schloss und die Theodor-Heuss-Brücke, das Kaisertor, die Jupitersäule und auch die Reduit in Mainz-Kastel. Beleuchtet bleiben nur drei wichtige Landmarks von Mainz: Der Dom, die Christuskirche und die Kirche St. Stephan werden weiter illuminiert, denn diese dienten auch als Orientierungspunkte in der Stadt dienen.
Gebäude im Dunkeln, Straßenbeleuchtung weiter hell
Die Straßenbeleuchtung bleibt hingegen unangetastet: „Beleuchtung, die der Verkehrssicherheit und der allgemeinen Sicherheit dient, wird nicht ausgeschaltet“, betont die Stadt. „Diese Maßnahmen sind tiefgreifend und werden im Herbst und Winter für viele Menschen und Mitarbeiter Entbehrung bedeuten“, sagte Oberbürgermeister Ebling: „Aber nur so kann die Landeshauptstadt die vom Land vorgegebenen 15 Prozent Einsparung erreichen.“ Die Stadt bitte die Bürger um Verständnis und appellieren: „Sparen auch Sie im Alltag bewusst Energie!“
Info& auf Mainz&: Mehr Hintergrund zur drohenden Energie- und Gaskrise lest Ihr auch hier auf Mainz&.