Das Ringen um die letzten Mainzer Programmkinos geht weiter, nun legte Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) die Lösung der Stadt vor: Ein eigener Kinostandort in der Großen Bleiche soll mit Hilfe der Stadt Mainz gesichert werden. Die Stadt will dafür in einem künftigen Neubau in der Hinteren Bleiche ein neu entstehendes Kino anmieten und an professionelle Betreiber untervermieten. Ziel sei es, „einen Kinostandort zu entwickeln, der mit seinem Ambiente und seinem Programm eine Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus entwickelt“, sagte Grosse. Auch der Rockclub „Alexander the Great“ werde gesichert.
Im Sommer 2021 hatten die Betreiber der beiden Programmkinos Capitol und Palatin in der Neubrunnenstraße und der Hinteren Bleiche in Mainz Alarm geschlagen: Das Gebäude des „Palatin“- Kinos in der Hinteren Bleiche habe einen neuen Eigentümer, der das Gebäude zugunsten eines Neubaus abreißen wolle – die Zukunft der beiden Programmkinos sei äußerst ungewiss und hochgradig bedroht. Mainz drohe der Verlust seiner einzigen Programmkinos mit fünf Kinosälen, über 600 Sitzplätzen und obendrein dem ältesten bestehenden Kino der Stadt, warnten die beiden Betreiber.
Mehr als 26.l700 Menschen unterzeichneten seither eine Online-Petition für den Erhalt der beiden Kinos, doch der neue Besitzer des Komplexes wehrte sich: „Wir sind nicht die Kino-Mörder“, sagte Frank Röhr, Geschäftsführer der Mainzer Baufirma Fischer & Co im Gespräch mit Mainz&. Er habe vielmehr den Kinobetreibern erst einmal eine Verlängerung des Vertrages angeboten, um in Ruhe planen zu können.
Betreiber von Capitol & Palatin fürchten weiter das Aus
Doch Röhrs Angebote stießen weiter auf Skepsis, dem Bauunternehmen Fischer & Co, dessen Geschäftsführer Röhr ist, hängt noch nach, dass sie es war, die das alte Residenz-Kino zwischen Großer Langgasse und Schillerstraße abriss und durch einen eher gesichtslosen Neubau ersetzte. Im November dann klagten die Betreiber von Capitol & Palatin in einem Bericht im Magazin „Sensor“ erneut, sie fürchteten die Schließung.
„Nach über zwei Jahren Wartezeit hat uns das Kultur- und Baudezernat seinen Entschluss zur Kinosituation am 3. November übermittelt“, sagten die Kinobetreiber Eduard Zeiler und Jochen Seehuber dem Magazin: Eine Unterstützung des Capitol & Palatin wolle die Stadt Mainz nicht vornehmen, in dem Neubau sollten zudem lediglich drei Säle gebaut werden, auf die man sich bewerben könne – „ein klares Bekenntnis zur Mainzer Kinokultur klingt jedenfalls anders“, kritisierten sie.
Diese Woche lud nun das Kulturdezernat der Stadt Mainz zur Vorstellung seines Konzeptes, Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) bestätigte dabei im kern die Pläne: Der derzeitige – stark in die Jahre gekommene – Komplex an der Hinteren Bleiche solle abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. werden. In diese Neubau sei „weiterhin ein Kinobetrieb vorgesehen“, betonte Grosse: „Um dies zukunftssicher zu gewährleisten, wird die Landeshauptstadt Mainz dieses Kino als Kulturort anmieten und an professionelle Betreiber untervermieten.“
Stadt Mainz will Kinostandort anmieten und entwickeln
Dem Konzept muss noch der Stadtrat zustimmen, Ziel sei es aber, „einen Kinostandort zu entwickeln, der mit seinem Ambiente und seinem Programm eine Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus entwickelt“, betonte die Dezernentin weiter. Für den Betrieb des Kinos werde die Landeshauptstadt Mainz „zu gegebener Zeit einen Bewerbungsaufruf veröffentlichen“, auf den könnten sich dann alle Interessierten bewerben. Eine Fachjury, bestehend insbesondere aus Experten des Bereiches Kino, soll dann unter den eingereichte4n Konzepten den besten Bewerber auswählen.
Damit gibt es für die heutigen Betreiber der Programmkinos keine Gewissheit, dass sie auch in Zukunft am selben Standort weiter ihre ein Kino führen könnten. Grosse machte aber klar: Dies sei der einzige Weg, wie die Stadt Steuergelder einsetzen dürfe, um die Kinolandschaft zu unterstützen und zu fördern. Die rechtliche Lage sei nicht einfach, „uns sind da mit den rechtlichen Rahmenbedingungen die Hände gebunden“, betonte die Dezernentin: Die Stadt dürfe nicht in eine privatwirtschaftliche Förderung einsteigen, jeder Förderung müsse ein Konzept unter der Überschrift „Kultur/Film“ zugrunde liegen und auf der Grundlage einer öffentlichen Ausschreibung ausgewählt werden.
Die Ausschreibung gewährleiste, „dass allen Interessierten, die ein qualifiziertes Konzept einreichen möchten, die Möglichkeit zur Bewerbung generell offen steht“, sagte Grosse weiter. Man gehe deshalb auch davon aus, dass Konzepte sowohl von erfahrenen Kinobetreibern eingereicht würden, als auch aus anderen Bereichen – etwa der jungen Filmszene, oder auch in einer Kombination von Beidem.
Weiterer neuer Kinostandort in Mainz?
„Wir sind noch mitten im Prozess und arbeiten mit hoher Priorität weiter“, betonte Grosse zudem. Die Stadt sie weiter in intensivem Austausch sowohl mit den Betreibern als auch mit dem neuen Eigentümer, die Gespräche seien konstruktiv – und die alten Betreiber hätten durchaus ihre Zustimmung zu einem Kino mit drei Sälen bekundet: „Die Kinobetreiber habe gesagt, damit könnten sie leben, wir haben da keine konträre Aussage“, sagte Grosse. Sie hoffe sehr, dass Capitol & Palatin weiter betrieben würden.
Neben dem neu entstehen Kino ziehe die Stadt aber auch „ernsthaft in Überlegung, eine weitere Kinostädte zu etablieren – für unser Cinemayence“, sagte Grosse weiter. Die Stadt habe für dieses kommunalen Kino „eine große Verantwortung, ich möchte nicht da stehen und sagen: aber über das Cinemayence haben wir nicht nachgedacht“, betonte sie. Man stehe auch im Dialog mit weiteren Investoren, um neben dem Standort Hintere Bleiche und dem Capitol bestenfalls sogar noch einen weiteren neuen Kinostandort in Mainz zu schaffen.
Mit dem neuen Konzept in Sachen Kinohaus betrete die Stadt durchaus Neuland, sagte Grosse weiter: „Wenn uns das gelingt, sind wir einen riesengroßen Schritt weiter.“ Derzeit arbeite Fischer & Co. den Bauantrag aus, der voraussichtlich im kommenden Jahr eingereicht werden soll. Der Investor habe dabei ausdrücklich betont, dass in die Planungen die fachliche Expertise von ausgewiesenen Kinospezialisten einfließe. Auch für den Rockclub „Alexander the Great“ gebe es die Zusage, dass er am gleichen Standort erhalten werde.
Schon im Januar soll sich der Stadtrat mit dem Kinokonzept befassen – und mit den künftigen Kosten: Laut Grosse schätzt der Investor die Kosten für die Ausstattung eines Kinos auf rund zwei Millionen Euro, die letztlich auch über den Mietzins für die Stadtverwaltung refinanziert werden sollen. „Dies ist zwar ein sehr hoher, aber nachhaltig sinnvoller finanzieller Aufwand für die Landeshauptstadt Mainz“, betonte Grosse, zumal ein langfristiger Zeitraum für die Anmietung mit einer Mietdauer von über 20 Jahren angestrebt werde.
Info& auf Mainz&: Mehr zu dem Ringen um den Erhalt der letzten Mainzer Programmkinos lest Ihr auch hier bei Mainz&.