Die Wetterdienste hatten vor schweren Sturmböen gewarnt, doch so richtig Ernst genommen hatten das wohl die wenigsten: Am Montagabend zog für viele überraschend ein heftiges Sturmtief über Mainz und Rheinhessen, es löste die bisherige Warmfront mit heftigen Böen ab. Die Folge: abgebrochenen Ästen, heruntergefallenen Dachteilen und umgestürzten Bäumen. Das Unwetter zog über die Mitte Deutschlands und löste erhebliche Störungen im Bahnverkehr aus: Zeitweise fielen S-Bahnen im Raum Frankfurt aus, ICE-Züge wurden auf mehreren Strecken umgeleitet, darunter auch zwischen Bonn und Koblenz. Wetterexperten sagen: Das ist typisch April – und wird immer seltener.

Umgestürzter Baum 2019 in Mainz-Ebersheim. - Foto: privat
Umgestürzter Baum 2019 in Mainz-Ebersheim. – Foto: privat

Die Sturmfront begann am frühen Abend in Mainz und Rheinhessen an Dächern zu rütteln und Zäune umzureißen. Es flogen Äste und stellenweise auch Bäume umher, die Feuerwehr Mainz berichtete von 42 Einsätzen binnen kurzer Zeit: „Die Veränderung der Wetterlage führte am frühen Abend durch teils schwere Sturm und Windböen zu einem etwas erhöhten Notrufaufkommen im Leitstellenbereich Mainz“, hieß es am Abend lapidar. Die Vorfälle hätten abgebrochene Ästen, heruntergefallene Dachteilen und umgestürzte Bäume betroffen.

Die 42 Einsätze verteilten sich auf die Landkreise Mainz-Bingen, Alzey-Worms und das Stadtgebiet Mainz, nähere Angaben zu den Einsatzorten in Mainz machte die Feuerwehr nicht. „Einen Einsatzschwerpunkt gab es nicht, verletzt wurde glücklicherweise niemand und es kam zu keinen größeren Einschränkungen“, hieß es lediglich. Zwischenzeitlich habe sich die Wetterlage beruhigt, weitere wetterbedingte Einsätze seien nicht zu erwarten. Das allerdings könnte trügen: Auch für Dienstag warnen die Wetterdienste vor Sturmböen mit herumfliegenden Gegenständen und herabfallenden Ästen.

- Werbung -
Werben auf Mainz&

ICE-Züge auf mehreren Strecken umgeleitet

Der Sturm über Mainz war zudem Teil eines Unwetters, das über die Mitte Deutschlands zog, und vor allem im Bahnverkehr zu erheblichen Störungen führte. „Einzelne Strecken sind gesperrt und es kommt zu Umleitungen mit Verspätungen“, teilte die Deutsche Bahn mit. Von den Beeinträchtigungen betroffen seien unter anderem Strecken in Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Manche ICE-Züge hatten eine Verspätung von vier Stunden. Passagiere harrten noch kurz vor Mitternacht darin aus, obwohl sie längst am Ziel sein wollten.

Auch S-Bahnen rund um Frankfurt fielen am Montag zeitweise wegen Sturm aus. - Foto: RMV
Auch S-Bahnen rund um Frankfurt fielen am Montag zeitweise wegen Sturm aus. – Foto: RMV

Auf mehreren Strecken mussten ICE-Züge umgeleitet werden, das betraf etwa die Strecke zwischen Hanau und Gießen, aber auch zwischen Koblenz und Bonn – in Bonn, Remagen und Andernach hielt gleich gar kein ICE mehr. In Frankfurt wurde offenbar zeitweise der Zugverkehr ganz ausgesetzt, die S-Bahnlinien S3, S4, S5 und S6 im Rhein-Main-Gebiet mussten zeitweise ihren Betrieb einstellen, wie die Hessenschau berichtet.

Umgestürzte Bäume sorgten auch auf diversen hessischen Autobahnen für Probleme, so etwa auf der A5 zwischen Darmstädter Kreuz und Hemsbach sowie der A67 zwischen Griedheimer Dreieck und Groß Gerau. Die Feuerwehr in Frankfurt musste allein hier zu mehr als 40 Einsätzen ausrücken.

Wetterdienste: Typisches Aprilwetter immer seltener

Wetterdienste sagen übrigens: Diese Wetterkapriolen sind für den Monat April durchaus normal: „Große Temperaturunterschiede sind für das klassische Aprilwetter verantwortlich“, weiß man bei Wetter Online: „Während die Sonne im April schon richtig Kraft hat und den Boden kräftig erwärmt, ist die Luft in der Höhe nicht selten noch voll im Wintermodus.“ Nach dem Durchzug der jetzigen Kaltfront mit Schauern, Gewittern und Sturmböen sollen die Temperaturen deshalb nun sogar weiter fallen: Ab etwa 500 Metern Höhe können dann sogar Schneeflocken fallen.

Regenbogen über Schafweide - auch das ist typisch April. - Foto: Shutterstock
Regenbogen über Schafweide – auch das ist typisch April. – Foto: Shutterstock

Auch im Flachland wird es jetzt noch mal kalt, nachts können das 4 Grad und weniger werden. Die Höchsttemperaturen pendeln sich im Wochenverlauf auf Werte um 10 Grad ein“, sagt Niklas Weise, Meteorologe bei WetterOnline: „Dabei wechseln sich Sonne, Wolken und teils kräftige Schauer ab. Vereinzelt kann es auch blitzen und donnern. Außerdem sieht es aus heutiger Sicht nach einer Fortsetzung der wechselhaften Phase aus.“

Dieses typische Aprilwetter ist allerdings selten geworden, sagen die Wetterexperten: Seit etwa 20 Jahren sei ein typisch launischer April nur noch phasenweise zu beobachten. „Zuletzt gab es sogar sehr trockene Perioden, in einigen Regionen Deutschlands fiel in diesem Monat in manchen Jahren nur sehr wenig Regen“, sagt Weise. So herrschte 2019 verbreitet große Trockenheit mit Waldbränden. Im Folgejahr war der April der dritttrockenste seit Messbeginn. „Vor allem in der zweiten Monatshälfte erinnerte das Wetter in den vergangenen Jahren eher an den Frühsommer als an die für den April typischen Kaltlufteinbrüche“, erinnert Weise: „Die Bezeichnung „Aprilsommer“ scheint immer häufiger zutreffend zu sein.“