Das Trinkwasser in Mainz wird deutlich teurer – schon wieder: Zum 1. Juni hebt der Wasserversorger „Mainzer Netze“ den Mengenpreis pro Kubikmeter Trinkwasser um gleich 25 Cent auf dann 2,13 Euro an – das Mainzer Wasser dürfte damit dann wieder zu den teuren Wassern der Republik gehören. Es ist zudem die zweite Preissteigerung binnen kürzester Zeit: Erst im August 2022 war das Trinkwasser in Mainz teurer geworden. Bei den Mainzer Netzen argumentiert man mit deutlich höheren Energie- und Instandhaltungskosten für die Netze.
Erst zum 1. August 2022 hatten die Mainzer Netze den Mengenpreis je Kubikmeter Trinkwasser von 1,78 Euro brutto auf 1,88 Euro angehoben, nicht einmal ein Jahr später folgt nun schon die nächste Preissteigerung. Und die hat es in sich: Zum 1. Juni 2023 werde der Mengenpreis Trinkwasser im Versorgungsbereich um 25 Cent auf nunmehr 2,13 Euro je Kubikmeter steigen, kündigte das Tochterunternehmen der Mainzer Stadtwerke an. Die Grundpreise blieben dagegen stabil.
Der wasserpreis setzte sich in Mainz wie überall in Deutschland aus einem Grundpreis zusammen, der sich nach der Grüße des eingebauten Wasserzählers bemisst, sowie den Kosten für den Verbrauch zusammen. Und hier schrauben die Mainzer Netze nun deutlich an den Kosten für die Verbraucher: 25 Cent mehr machen sich in der Jahresabrechnung deutlich bemerkbar. So heißt es zwar beim Unternehmen selbst, ein Singlehaushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 90 Kubikmetern zahle künftig lediglich etwa 1,88 Euro mehr im Monat fürs Trinkwasser.
Jahresrechnung für Trinkwasser steigt um gut 13 Prozent
Doch rechnet man die Kosten aufs Jahr hoch, ergibt sich sein anderes Bild: Dann nämlich steigt die Jahresrechnung für einen solchen Haushalt von rund 169,- Euro auf 191,- Euro. Bei einem Vier-Personenhaushalt mit einem Verbrauch von 150 Kubikmetern im Jahr rechnen die Mainzer Netze lediglich ein Steigerung von rund 3,13 Euro im Monat vor. Hochgerechnet auf den Jahresverbrauch musste ein solcher Vier-personenhaushalt bisher aber 282 Euro zahlen – künftig werden es dann aber 319,50 Euro sein.
Viele Wasserversorger in Rheinland-Pfalz und Hessen hätten Anfang 2023 ihre Trinkwasserpreise „mit Blick auf die deutlich höheren Energie- und Instandhaltungskosten zum Teil deutlich erhöht“, verteidigt man sich bei den Mainzer Netzen. Zum 1. Juni müsse man nun auch in Mainz „die Preise an die zuletzt stark gestiegenen Bezugskosten für Strom sowie für Material, Fremd- oder Arbeitsleistungen“ anpassen. Dazu verzeichne man seit 2018 auch in Mainz einen deutlich gestiegenen Investitionsbedarf für den Wasserbereich.
Hauptgründe hierfür seien „die durch den Klimawandel hervorgerufenen Extremsommer mit ihren Hitze- und Trockenperioden sowie der kontinuierliche Bevölkerungszuwachs in Mainz und dem Umland“, betont das Unternehmen weiter. Tatsächlich hatten die Mainzer Netze mit dem gestiegenen Investitionsbedarf für Wasserleitungen und die Erschließung neuer Brunnen auch schon die Preiserhöhung vor einem Jahr begründet.
Mainz gehört beim Trinkwasser zu den teuren Städten
Man habe in den vergangenen zehn Jahren rund 75 Millionen Euro in der Wassersparte investiert. In den kommenden fünf Jahren seien „weitere rund 90 Millionen Euro für den Ausbau und die Modernisierung der Anlagen notwendig, um auch weiterhin eine zuverlässige Versorgung mit Trinkwasser gewährleisten zu können.“ Die Stadt Mainz unterstütze zwar die Investitionen im Rahmen des gerade vom Stadtrat auf den Weg gebrachten „Frühlingspakets“ durch Zuschüsse in zweistelliger Millionenhöhe. „Diese finanzielle Entlastung für die Jahre 2023 und 2024 kann jedoch bei Weitem nicht die mittel- und langfristig notwendigen zusätzlichen Ausgaben decken“, heißt es weiter.
Auch nach der Preiserhöhung würden die Wasserpreise in Mainz „im regionalen Vergleich vergleichbarer Wasserversorger in Rheinland-Pfalz und Hessen weiterhin im Mittelfeld“ liegen, behauptet man bei den Mainzer Netzen zudem – das aber lässt sich so nicht halten: Laut einem Vergleich des Verbraucherportals Verivox gehört Mainz mit seinem neuen Wasserpreis von 2,13 Euro bundesweit zur Spitze. So liegt dem Portal zufolge der durchschnittliche Wasserpreis in Rheinland-Pfalz bei 1,73 Euro und in Hessen bei 2,02 Euro – in Nordrhein-Westfalen hingegen nur bei 1,66 Euro und in Niedersachsen sogar nur bei 1,26 Euro.
Der durchschnittliche Preis für einen Kubikmeter Trinkwasser liegt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei knapp zwei Euro – diesen Wert überschreitet der neue Mainzer Preis nun deutlich. Tatsächlich hatten auch diverse Wasserversorger in der Region schon zum 1. Januar 2023 ihre Preise angehoben, dennoch bleiben deutliche Unterschiede: So kostet in Darmstadt der Kubikmeter Wasser nun 1,95 Euro – der Grundpreis liegt dort mit 98 Euro zudem deutlich unter dem Mainzer Grundpreis von 125,19 Euro.
Es ist zudem nicht das erste Mal, dass Mainz in Sachen Wasserpreise unangenehm auffällt: Bereits 2003 und 2011 hatte das Bundeskartellamt in Mainz deutlich überhöhte Wasserpreise im Vergleich zu anderen Städten im Bundesgebiet festgestellt – noch 2018 kritisierte das Oberlandesgericht Koblenz, die Mainzer hätten ihre marktbeherrschende Stellung ausgenutzt. Die Mainzer mussten als Folge des Verfahrens von 2011 ihre Preise um 15 Prozent senken, und diese Senkung verbindlich für den Zeitraum von 2013 bis 2019 festschreiben – mehr dazu könnt Ihr hier im Internet nachlesen.
Info& auf Mainz&: Die genauen Wasserpreise der Mainzer Netze und ihre Zusammensetzung samt Grundpreisen findet Ihr hier im Internet.