UPDATE&: Am späten Montagnachmittag ist es in dem kleinen Gewerbegebiet „Am Hemel“ in Mainz-Gonsenheim zu einer Verpuffung eines chemischen Stoffes gekommen. Um 17.51 Uhr gab die Mainzer Feuerwehr eine Warnung über die Warnapps Katwarn und Nina heraus und warnte darin vor einem „Gefahrgutunfall“ mit „Geruchsbelästigung durch eine chemische Reaktion. Die Anwohner werden dringend gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Offenbar war Epoxidharz im Spiel – der Stoff ist alles andere als ungefährlich. Am Dienstag teilte die Feuerwehr dann mit: Es sei bei der Vermischung mehrerer Komponenten, die zu Rohrreinigungszwecken verwendet werden, zu dem Unfall gekommen.

Nina-Warnung der Mainzer Feuerwehr am frühen Montagabend. - Foto: gik
Nina-Warnung der Mainzer Feuerwehr am frühen Montagabend. – Foto: gik

Nach Angaben der Feuerwehr Mainz wurde die gegen 16.20 Uhr über den Notruf alarmiert, gemeldet wurde eine
chemische Reaktion mit einer Hitze- und Rauchentwicklung in einem Industriebetrieb in Mainz-Gonsenheim. Nähere Angaben zu dem Industriebetrieb machte die städtische Pressestelle auf Nachfrage nicht. Mainz& erfuhr aber: Bei dem chemischen Stoff handelte es sich um Epoxidharz, das offenbar mit einem zweiten Stoff reagierte. „Es besteht keine Gefahr“, betonte Stadtsprecherin Sarah Heil: „Es handelt sich lediglich um eine Geruchsbelästigung im Einsatzbereich.“

Die Feuerwehr Mainz sei im Einsatz, ebenso der chemische Berater des Technischen Hilfswerks THW. Aktuell würden Messfahrten in der näheren Umgebung durchgeführt, so die Pressemitteilungen von kurz nach 18.00 Uhr weiter. Die Anlieger werden gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

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Risiken durch Epoxidharz unterschätzt: Allergien, Vergiftung möglich

Epoxidharz wird vielfach zum Reparieren und Abdichten von Wasserleitungen, Tanks oder auch zur Boden- und Wandbeschichtung eingesetzt – harmlos ist der Stoff keineswegs. Immer wieder berichten Feuerwehren von Verpuffungen, die durch Dämpfe von nicht ausgehärtetem Epoxidharz entstehen können. Das Einatmen kann Schleimhautreizungen und Allergieanfälle bis hin zu Vergiftungen auslösen, die Verpuffungen selbst schwere Verbrennungen.

Experten des THW während der Corona-Pandemie 2020. - Foto: THW
Experten des THW während der Corona-Pandemie 2020. – Foto: THW

Die gesundheitlichen Risiken würden deutlich unterschätzt, warnt etwa die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft: Epoxidharz könne Verätzungen und schwere Allergien auslösen. Pro Jahr würden etwa 200 bis 250 neue K4rnkaheitsfälkle bei der Berufsgenossenschaft gemeldet – manche Fälle führten sogar zur Berufsunfähigkeit. „Flüssige Kunststoffe, Lösemittel, Kunststoffkomponenten und Hilfsmittel können Haut- und Schleimhautreizungen verursachen, beim Einatmen narkotisieren und toxisch wirken“, warnt etwa das Bildungsportal Niedersachsen.

Epoxidharze basierten zudem oft auf Bisphenol A, warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Bisphenol A der Stoff kann das Immunsystem und das Hormonsystem schädigen, und steht unter anderem im Verdacht Fettleibigkeit, Diabetes oder Unfruchtbarkeit auszulösen. Sogar im Hausstaub und im Urin von Kindern sei BPA bereits nachgewiesen worden. „Wir raten generell zu großer Vorsicht bei der Verwendung von Epoxidharzen, sei es zum Basteln oder auch im Baubereich“, so der Experte weiter.

Komponenten zur Rohrreinigung reagierten: Rauch und Gestank

Am Dienstag hieß es dann ausführlicher: Vor Ort habe die Feuerwehr „eine Rauchentwicklung und Geruchsbelästigung aus einer Lagerhalle“ feststellen können. Anwesende Mitarbeiter schilderten, es sei bei der Vermischung mehrerer Komponenten, die zu Rohrreinigungszwecken verwendet werden, zu einer chemischen Reaktion gekommen. Einsatzkräfte der Feuerwehr erkundeten daraufhin den betroffenen Bereich und brachten
mehrere Gebinde ins Freie, die teilweise stark erhöhte Temperaturen aufwiesen – und rauchten und stanken.

Durch die Feuerwehr wurde dann das gesamte Gebäude sowie umliegende Wohn- und Geschäftshäuser geräumt und die Personen dem ebenfalls alarmierten Rettungsdienst übergeben. Eine Person musste nach der Erstversorgung zur weiteren Kontrolle in ein Krankenhaus gebracht werden, das sie aber schon am Abend wieder verlassen konnte. Die übrigen Personen durften ihre Häuser nicht wieder betreten, solange der Einsatz lief.

Unterstützt wurde die Feuerwehr von dem hinzugerufenen Fachberater Chemie des THW sowie der Werkfeuerwehr Boehringer Ingelheim. „Da die chemische Reaktion in den Behältnissen durch das Zusammenmengen bereits in Gang gesetzt wurde und ein Transport nicht möglich war, musste diese, unter stetiger Temperaturkontrolle und Behälterkühlung in einem Wasserbad, abgewartet werden“, heißt es weiter. Zur Überwachung der Umgebung seien zusätzlich Messfahrten durchgeführt worden. Nachdem alle Behältnisse durchreagiert hatten, konnte die Einsatzstelle gegen 22.00 Uhr dem Eigentümer übergeben werden, so die Feuerwehr abschließend.

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