Der Alte Dom zu Mainz fasziniert die Forscher und die Mainzer seit seiner Wiederentdeckung, in diesem Jahr erinnert die Evangelische Kirche an ein besonderes Ereignis: Vor genau 1.000 Jahren wurde in dem Alten Dom Konrad II. zum König gekrönt. Gekrönt wurde er vom Mainzer Erzbischof Aribo, dem Nachfolger des in der Kirche begrabenen Erkanbald – doch wie sah der Alte Dom zur Zeit der Königskrönung Konrads II. aus? Dieser Frage geht nun ein Vortrag am Mittwoch, dem 14. August 2024 nach.

Der Alte Dom St. Johannis heute von außen. - Foto: gik
Der Alte Dom St. Johannis heute von außen. – Foto: gik

Seit 2013 spüren die Forscher in der evangelischen Johanniskirche in Mainz einem Geheimnis nach: Der Geschichte des Alten Doms, also jenes Vorgängerbaus des großen Willigis-Doms, der lange nahezu in Vergessenheit geraten war. Erst der Einbau einer Fußbodenheizung in der schlichten Johanniskirche 2013 enthüllte die Sensation: Uralte Mauern, die bis in die Römerzeit zurückreichen, ein erster christlicher Kirchenbau, der womöglich schon im 5. Jahrhundert nach Christus errichtet wurde – und damit zu den ältesten Kirchen Deutschlands gehören dürfte.

Um das Jahr 1.000 herum war der Alte Dom die Hauskirche der Mainzer Erzbischöfe, errichtet wohl im 7. Jahrhundert. Denn spätestens unter dem berühmten Mainzer Bischof Bonifatius Mitte des 8. Jahrhunderts sei “das Patrozinium der Kathedrale fassbar” gewesen, schreiben die Forscher. Mindestens 40 Meter lang und fast 29 Meter breit war der Alte Bischofsdom des 10. Jahrhunderts, allein das Mittelschiff maß beeindruckende 13,23 Meter – im August 1021 wurde hier der verstorbene Mainzer Erzbischof Erkanbald in seinem Sarkophag begraben. Die Wiederentdeckung seines Grabes 2018 und die Öffnung seines Sarkophags 2019 waren eine Sensation.

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Krönung Konrads II. war Meilenstein – aber wie sah der Dom aus?

Am 8. September 1024 aber fand hier eine wahrhaft große Zeremonie statt: Die Krönung eines Königs. Konrad II. war am 4. September des Jahres 1024 von den Fürsten des Reiches gewählt worden, als Wahlleiter fungierte Erzbischof Aribo von Mainz, der Nachfolger Erkanbalds. Die Mainzer Erzbischöfe waren die höchsten Kirchenfürsten im reich, ihre Stimme bei der Wahl der Könige ausschlaggebend – und Aribo setzte Konrad II. gegen seinen Konkurrenten und jüngeren Vetter durch, der ebenfalls Konrad hieß.

Installation "Die Krönung" zu 1.000 Jahre Königskrönung von Konrad II. im Alten Dom zu Mainz. - Foto: gik
Installation “Die Krönung” zu 1.000 Jahre Königskrönung von Konrad II. im Alten Dom zu Mainz. – Foto: gik

Die Krönung Konrads II. galt als wegweisender Meilenstein in Sachen Inszenierung von Macht. Konrads Herrschaft “markiert einen Höhepunkt der mittelalterlichen Kaiserherrschaft und eine relative Ruhephase des Reiches”, heißt es bei Wikipedia – mit Konrad begann die Ära der Salier und die Herrschaft am Rhein: Speyer stieg zum Machtzentrum auf, um 1025 beginnt Konrad mit dem Bau des Kaiserdoms zu Speyer. Konrad selbst wird schließlich sogar 1027 durch Papst Johannes XIX. in Rom zum Kaiser des Römischen Reiches deutscher Nation gekrönt – übrigens zusammen mit seiner Frau Gisela.

An die Geschichte der beiden Herrschenden erinnert seit März ein ganzes Festprogramm im Alten Dom zu Mainz unter dem Titel “Die Krönung”, an diesem Mittwoch nun steht ein weiterer Vortrag auf dem Programm: Niemand anderes als Guido Faccani, Leiter der Ausgrabungen im Alten Dom, wird über die Frage berichten, was wir über den Krönungsort selbst zu der damaligen zeit wissen – und was nicht.

Was wissen wir über die Krönungskirche – und was nicht?

“Was wissen wir nach 10 Jahren Grabung über die Zeit Konrads II. im Alten Dom? Wie sah es vor 1000 Jahren hier aus und weshalb wurden gerade hier zwei Könige gekrönt?”, heißt es in der Ankündigung. Dr Alte Dom, so viel ist bekannt, war zur Zeit der Krönung Konrads II. eine bipolare, doppelchörige Anlage – doch die Gestaltung des Äußeren bleibt bis auf kleinste Hinweise weitgehend unbekannt. Auch von der Innenausstattung fehlen viele wichtige Bauteile wie Schranken und Altäre.

Doch “nicht zuletzt dank der Krypta unter dem Westchor und Untersuchungen der Restauratoren an den Mauern, können wir uns Gliederung und Gestaltung des Innern annähern”, so die Ankündigung weiter. Guido Faccani ist seit 2015 der wissenschaftliche Forschungsleiter in St. Johannis. Der gebürtige Schweizer ist Experte für Kunstgeschichte der Spätantike und sakrale Bauten.

Info& auf Mainz&: Der Vortrag “DIE KATHEDRALE – WAS WIR ÜBER DIE KRÖNUNGSKATHEDRALE VON KONRAD II WISSEN – UND WAS NICHT von Guido Faccani findet am Mittwoch, den 14. August 2024, um 19.00 Uhr im Alten Dom St. Johannis statt, der Eintritt ist frei. Mehr zur Geschichte der Königskrönung Konrads II. und dem Festprogramm findet ihr hier auf Mainz&. Das gesamte Programm zum Krönungsjahr Konrads II. könnt Ihr hier auf der Homepage des Alten Dom zu Mainz nachschlagen.