„Es liegt was in der Luft: Humor – und selbst im Himmel werden die Meenzer dafür beneidet.“ Wie wahr: Zum Start in die ultimative Fastnachtswoche verwandelt sich der Zuschauerraum des ehrwürdigen Mainzer Staatstheaters in eine Narrhalla, werden auch die letzten Bastionen der Kultur vom bunten Narrentreiben erobert. In der Luft liegen Liebe und Leidenschaft, Streit, Stress und eine Fastnachtsmesse auf der sich „Alles dreht sich“. Genau: Die Fastnachtsposse des MCV hat Premiere! Mainz& durfte schon mal bei der Hauptprobe einen Blick werfen.

„Es werde Licht“, spricht der Engel Benefiz, und betrachtet von seiner leuchtenden Wolke herab das bunte Treiben zu Füßen des Doms. „Der Frohsinn steht im Fokus, die vierfarbbunte Narrenschau beginnt“, freut sich der Gesandte des Gott Jokus. Die Mainzer Fastnachtsmesse steht an, die Schausteller versammeln sich und polieren ihre Karussellpferdchen und die Höllenbahn auf. Doch der vermaledeite Malefiz, oberster aller Philister, hat anderes im Sinn: „Die Sitzungen und Possen passen doch gar nicht mehr in die Zeit“, grummelt der – Egoismus und Rückzug dominierten die Welt.
„Ein Mucker ja, fürwahr, das war mir ja schon immer klar“, seufzt Bonefiz: „Bist du der Geist, der stets verneint?“ Das ist nicht nur korrekt, der teuflische Malefiz hat auch eine Wette anzubieten: „Zeig mir, wie die Mainzer im Tohuwabohu den Humor behalten“, fordert er Bonefiz heraus: „Aber glaub mir, du wirst kläglich scheitern, und das wir mich sehr erheitern!“ Topp, die Wette gilt, und so geht es zurück ins Jahr 1958 – die Bühne ist bereitet für ein wahrhaft närrisches Spiel.
Narrenschwank auf der Fastnachtsmesse im Mainz des Jahres 1958
Jedes Jahr läuten die „Scheierborzeler“ des Mainzer Carneval Verein (MCV) die Fastnachtswoche mit ihrem traditionellen Schwank im Mainzer Staatstheater ein. Wenn der MCV zur „Fastnachtsposse“ lädt, dann gibt sich die Haute Volée der Narrenszene die Ehre, kommen Kostümierte von nah und fern, den bunten Schwank zur Narrenzeit zu erleben. Und der führt in diesem Jahr zurück in die Vergangenheit, genauer gesagt: zur Fastnachtsmesse im Jahr 1958.

Und da tummeln sich allerlei alte Bekannte: Eine gewisse Frau Eulalia Fischerberg, deren Bühnenname demnächst wohl Ruckelsberger lauten wird – für Nicht-Mainzer: „Fraa Ruckelsberger“ war eine legendäre Bühnenfigur der Fastnachterin Ulrike Schilf, deren Markenzeichen extravagante Kleidung, ein Wagenrad-großer Hut und ein ausgeprägtes Interesse an Klatsch waren. Nun turtelt die Eulalia mit dem Schaubudenbetreiber Hubert Huppermann, dessen Töchterlein derweil dem Sohn des verfeindeten Karussellbetreibers nachschwärmt…
Doch das ist beileibe nicht alles: Zwischendurch erfinden die Frau Fischerberg, grandios gespielt von Scheierborzeler-Chefin Sylvia Planitzer, gemeinsam mit dem MNCV-Präsidenten das Mainzer Johannisfest, und wissen auch schon, wer es umsetzen soll: „Es braucht junge Leute am Start: den Jockel von den Fuchsen“, sagt die Frau Fischerberg. „Ach, dann sagen sie wieder, in Mainz sagten sich Fuchs und Haase gute Nacht“, stöhnt der MCV-Präsident.
Plaketten-Klaus, Fraa Ruckelsberger und Bajazz-Sternstunden
Die Anspielungen sind natürlich das Salz in der theatrischen Narrensuppe, und in diesem Jahr ein großes Vergnügen. Da muss der Klaus das erste Mal Zugplakettcher verkaufen, – eine Hommage an den Plaketten-Klaus – und sucht zunehmend kreativ nach einem guten Verkaufsspruch, nur das komische Denglisch-Motto „In Meenz zu Feiern, das ist nett, but don’t forget the Zugplakett'“ – will nicht so richtig ziehen. Und Wirtin Iuppa verkauft statt anständigem Mainzer Bier und Schoppe dünnes Kölsch – die Konzession war billiger.

Und so wird gestritten und geklönt, sich verliebt und angebändelt – garniert wird all dies von immer wieder eingestreuten Liedern. Da singt die verliebte Irisella sehnsuchtsvoll „Heute Nacht wünsch‘ ich, du wärst bei mir“, und tanzt mit ihrem Toni in die Romantik hinein, und die Wirtin Iuppa mahnt mit zauberhaft-klarem Tenor: „Es ist alles nur geliehen, auf dieser schönen Welt, alles Reichtum, alles Glück – musst Du eines Tages gehen, lässt Du alles hier zurück.“ Eine wahre Sternstunde im bunten Trubel.
„Unser Feld, ist die Welt, die in ewigem Kreise sich dreht“, singt Franz Pohl als „Lothar“: „Und das Feld, wird bestellt, solange Freude am Frohsinn besteht.“ Die diesjährige Posse hat definitiv eine literarisch-feinsinnige Note, und das kommt nicht von ungefähr: Niemand anderes als René Pschierer, der Bajazz des MCV, ist der Autor der diesjährigen Fastnachtsposse, und das merkt man einfach. Benefiz und Malefiz sprechen in elegantesten Reimen, und auch der Text des Schausteller-Liedes stammt aus Pschierers Feder.
Posse aus der Feder von „Bajazz“ Pschierer: bunte Schaustellerwelt
Pschierer war es auch, der die Handlung der Fastnachtsposse in die Welt der Schausteller verlegte – er stammt selbst aus einer Schaustellerfamilie, wie das Programmheft zur Posse verrät. „Sind alle nicht auf ihre Weise, stets auf der Reise?“, fragt denn auch Bonefiz feinsinnig zu Beginn des Narrenspiels. „Die ganze Welt ist eine Bühne, und alle Frauen und Männer bloße Spieler“, dichtete einst William Shakespeare – was könnte besser zur Narretei und dem Spiel mit Masken passen?

Die Schausteller wiederum freuen sich närrisch, dass ihre Welt zum Schauplatz genommen wurde, wie Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerverbandes im Vorwort betont: „Wir Schausteller fühlen uns durch die diesjährige Fastnachtsposse in ganz besonderer Weise in die Fastnachtshochburg Mainz aufgenommen“, freut sich Ritter: „Die drei großen K: Kirche, Kirmes, Karneval, sind seit Jahrhunderten auf das engste miteinander verbunden. Wir freuen uns sehr auf die humoristische Aufarbeitung dieser gemeinsamen Tradition!“
Pschierer wiederum wurde bei seinem Skript von seinem Sohn Johannes L. Pschierer, selbst schon als Fastnachtsredner auf der Bühne aktiv, unterstützt, und so bleibt die Posse nicht im nostalgischen Retro stecken: Werden die Zuschauer der Posse zu Beginn noch mit einem Medley geliebter Fastnachtsklassiker von der Humba über Rucki Zucki bis hin zu „Meenz bleibt Meenz“ begrüßt, so wirbelt das MCV-Ballett kurz vor der Pause zu modernen Hits wie „Wir feiern unser Leben zu 111 Prozent“ über die Bühne – völlig zu Recht mit Ovationen vom Publikum für seinen starken Auftritt bedacht.
Ja, „Alles dreht sich“ in Meenz auf der Mess, wie es ausgeht? Gut natürlich, aber mehr verraten wir nun wirklich nicht: Am Dienstag hat die Fastnachtsposse 2025 offiziell Premiere, und das zauberhafte Narrenspiel mit seinen tollen Bühnenbildern muss einfach live genossen werden. Sieben Vorstellungen bringt die Schauspieltruppe der „Scheierborzeler“ bis einschließlich Fastnachtsdienstag zur Aufführung, Regisseurin Heidi Pohl zeigte sich am Montagabend bei der Hauptprobe sehr zufrieden. Ja, verliebt zu sein, besonderes in Mainz am Rhein, und das auch noch zur Narrenzeit was kann schöner sein?
Info& auf Mainz&: Die Fastnachtsposse 2025 mit dem Titel „Alles dreht sich“ hat am Dienstag, den 25. Februar 2025 Premiere, und wird dann am Mittwoch, Donnerstag und Samstag jeweils um 19.33 Uhr im Großen Haus des Mainzer Staatstheaters aufgeführt. An Fastnachtssonntag gibt es zwei Vorführungen um 14.11 Uhr und um 19.33 Uhr, und der letzte Vorhang fällt am Fastnachtsdienstag ab 19.33 Uhr. Tickets kosten zwischen 22,40 Euro und 47,40 Euro und sind hier online zu haben.