Mainz hat einen zweiten Coronavirus-Fall: Eine 70-jährige wurde am Freitag positiv auf das neue Virus Covid-19 getestet. Die Frau zeige milde grippale Symptome und befinde sich derzeit in häuslicher Quarantäne, teilte das Gesundheitsamt Mainz-Bingen mit. Man stehe in Kontakt mit der Patientin und werde stetig über den Krankheitsverlauf und ihr Wohlergehen informiert. Weil der Schwiegersohn der Frau in einer Mainzer Kita arbeitet, wurde die Einrichtung am Freitag für mehrere Stunden geschlossen. Ein Test bestätigte am Nachmittag aber: Der Mann ist nicht infiziert, die Kita wurde wieder geöffnet. Derweil kündigte das Land Hessen an: Ab Montag werde es flächendeckend zentrale Untersuchungsstellen für das Coronavirus geben, um die Hausarztpraxen und Kliniken zu entlasten. UPDATE: In Rheinland-Pfalz gibt es einen neuen Elternbrief zum Umgang mit dem Coronavirus, danach sollen Kinder, die in Risikogebieten unterwegs waren, 14 Tage nach ihrer Rückkehr zuhause bleiben, auch wenn sie nicht krank sind.

Rettungswagen in Wiesbaden. - Foto: gik
Rettungswagen in Wiesbaden. – Foto: gik

Die Welle von Infektionen mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 nahm am Freitag deutlich Fahrt auf: Waren am Donnerstagabend noch 400 Infektionsfälle beim Robert-Koch-Institut gemeldet, so waren es am Freitagmittag bereits 534. Die Epidemie habe in Deutschland gerade erst begonnen, warnte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nicht ohne Grund. In Italien nahm die Zahl der Fälle sprunghaft auf 3.858 zu, inzwischen wurde auch Südtirol zum Hochrisikogebiet erklärt. Aber auch Spanien meldet inzwischen 248 Fälle, in Frankreich sind es bereits 423. Im südlichen Elsass wurde am Freitag die Schließung von rund 100 Schulen verfügt, weil dort die Zahl der Coronavirus-Infektionen binnen kürzester Zeit auf 81 stieg. Das benachbarte Baden-Württemberg meldet inzwischen bereits mehr als 100 Infektionsfälle, in Hessen sind es derzeit 17.

In Rheinland-Pfalz stieg die Zahl der offiziell bestätigten Fälle am Freitag auf zehn. Am Mittwoch war der erste Fall einer Infektion mit dem neuen Virus Covid-19 in Mainz gemeldet worden, am Freitag bestätigte sich eine Infektion bei einer 70 Jahre alten Frau in Mainz oder dem Kreis Mainz-Bingen. Die 70-jährige Patientin zeige milde grippale Symptome und befinde sich derzeit in häuslicher Quarantäne, teilte das Gesundheitsamt Mainz-Bingen mit. Die Patientin sei Ende Februar von einer Spanienreise zurückgekommen, ob sie sich dort mit dem Corona-Virus ansteckte, ist unklar. Kontakt habe sie anschließend „insbesondere mit ihrer Familie, wohnhaft im Landkreis Mainz-Bingen“ gehabt, hieß es weiter, darunter seien ihre Tochter, die Enkelkinder sowie ihr Schwiegersohn gewesen.

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Das Coronavirus Covid-19 breitet sich jetzt auch in Deutschland rasant aus. - Foto: Wikipedia CDC Alissa Eckert
Das Coronavirus Covid-19 breitet sich jetzt auch in Deutschland rasant aus. – Foto: vis Wikipedia von CDC Alissa Eckert

Weil der Schwiegersohn in einer Mainzer Kindertagesstätte arbeitet, wurde die Kita vorsorglich am Freitag geschlossen. Ein Coronavirustest ergab im Laufe des Tages aber: Die Testergebnisse bei der Familie seien allesamt negativ ausgefallen, es bestehe keine Infektionsgefahr, teilte das Gesundheitsamt am späten Nachmittag mit. Man sehe daher keine Notwendigkeit für die Schließung der Kita. Um welche Einrichtung es sich dabei handelte, wollte das Gesundheitsamt auch auf Nachfrage nicht mitteilen – und verwies dabei auf den Datenschutz.

Im Süd-Elsass vermuten die Behörden derweil einen Zusammenhang der Infektionswelle mit einem großen internationalen Treffen einer evangelikalen Freikirche in Mulhouse mit mehr als 2.000 Teilnehmern, wie der SWR berichtet. Die Präfektur untersagte deshalb öffentliche Veranstaltungen oder religiöse Versammlungen von mehr als 50 Personen. Auch in Deutschland fordern führende Virologen, große öffentliche Veranstaltungen und auch Fußballspiele abzusagen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Für das Virus gibt es weiter kein Heilmittel und keine Impfung, die Todesrate wird derzeit auf rund 3,4 Prozent der registrierten Fälle angegeben – für die echte Influenza werden Todesraten von 0,1 bis 0,2 Prozent angegeben. Bislang aber finden Fußballspiele in Deutschland unverändert weiter statt, auch gibt es bislang keine Vorgaben für öffentliche Veranstaltungen.

In Hessen richtet man derweil zentrale ärztliche Untersuchungsstellen für das Coronavirus ein: Ab Montag würden flächendeckend zentrale Untersuchungsstellen an ausgewählten Standorten des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes eingerichtet, um gebündelt Tests auf das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 durchzuführen, teilte der hessische Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) am Freitag mit. So könnten die Hausarztpraxen entlastet und mit den „derzeit begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen“ sparsamer umgegangen werden. Klose sprach von einer „epidemischen Ausbreitung“ des Virus in Deutschland und begrüßte ausdrücklich, dass sich Kassenärztliche Vereinigung Hessen, die hessische Landesärztekammer und Krankenhausgesellschaft sowie das Ministerium so schnell auf eine effektive Lösung hätten einigen können.

Hessen will mit zentralen Coronavirus-Teststellen nun die Arztpraxen und Kliniken entlasten. - Foto: via Wikipedia von Artur Bergman
Hessen will mit zentralen Coronavirus-Teststellen nun die Arztpraxen und Kliniken entlasten. – Foto: via Wikipedia von Artur Bergman

„Es ist wichtig, dass wir die Arztpraxen so weit wie möglich von Tests entlasten“, betonten die Chefs der Kassenärztlichen Vereinigung in Hessen, Frank Dastych und Eckhard Starke. Die Testzentralen seien für Patienten gedacht, die nach vorheriger und strenger Indikation getestet werden sollten, dafür sei eine vorherige Kontaktaufnahme mit den Gesundheitsämtern oder über die zentrale Rufnummer 116 117 erforderlich. Massentests ohne Indikation seien medizinisch nicht sinnvoll, die Zentren dafür auch nicht ausgerichtet, hieß es weiter. Voraussetzung für eine Testung sei eine akute Erkrankung der Atemwege und ein Kontakt mit einer als infiziert bestätigten Person oder der Aufenthalt in einem Risikogebiet.

An den Testzentren stehe dann medizinisch geschultes Fachpersonal zu bestimmten Öffnungszeiten zur Verfügung, so könne man auch einen schonenden Umgang mit der knappen Schutzkleidung gewährleisten. Das Virus in die Krankenhäuser zu tragen, sei hingegen „der falsche Weg“ – die Krankenhäuser würden für eventuell aufkommende schwere Verläufe der Virusinfektion gebraucht.

In Rheinland-Pfalz lockerte derweil das Arbeitsministerium Vorschriften für die Sonntagsarbeit – der Grund: Hamsterkäufe in den Supermärkten. Auch in Rheinland-Pfalz gebe es „Vorratseinkäufe insbesondere von haltbaren Lebensmitteln und Hygieneartikeln“, teilte das Ministerium am Freitag mit – im Internet kursierten zahlreiche Fotos leergeräumter Supermarktregale, auch in Mainz. Die Lebensmittelindustrie betont derweil, es gebe keinerlei Knappheit von Lebensmitteln oder Hygieneartikeln, allerdings komme man mit dem Einräumen der Waren nicht nach.

Für Eltern von Schulkindern gibt es einen neuen Elternbrief zum Umgang mit dem Coronavirus. - Foto: gik
Für Eltern von Schulkindern gibt es einen neuen Elternbrief zum Umgang mit dem Coronavirus. – Foto: gik

Damit die Regale gerade zu Wochenbeginn wieder aufgefüllt werden könnten, könne in den Warenlagern in Rheinland-Pfalz nun das Verbot der Sonn- und Feiertagsarbeit auf Antrag gelockert werden, teilte Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) mit. Die Genehmigungsbehörden seien angewiesen, Ausnahmen des Arbeitszeitgesetzes für die Beschäftigung an Sonn- und Feiertagen in Logistikunternehmen für den Einzelhandel großzügig zu gewähren. Das Auffüllen der Regale in den Geschäften selbst müsse aber immer noch werktags vor oder während der Ladenöffnungszeiten erfolgen.

UPDATE: Per sozialen Netzwerken bekamen wir dann am Abend noch mit: Es gibt einen neuen Elternbrief der Dienstaufsicht ADD in Sachen Coronavirus für Schulkinder. Demnach sollen Kinder, die sich innerhalb der vergangenen 14 Tage in einem Risikogebiet von Coronavirus-Erkrankungen aufgehalten hat, zuhause bleiben, und zwar für 14 Tage – auch wenn es keine Krankheitssymptome zeige. Zeige das Kind Krankheitssymptome, sollten Eltern umgehend „alle nicht notwendigen Kontakte“ vermeiden, das Kind zuhause lassen und sich sofort mit Hausarzt oder ärztlichem Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117 in Verbindung setzen. Die Schule solle in jedem Fall ebenfalls informiert werden. Habe das Kind Kontakt zu Coronavirus-Infizierten gehabt, solle umgehend das Gesundheitsamt informiert werden – den gesamten Elternbrief findet Ihr hier zum Download.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Coronavirus und dem Umgang damit findet Ihr hier beim Robert-Koch-Institut, die offiziellen Fallzahlen könnt Ihr auch dort nachlesen – die tatsächlichen Zahlen liegen derzeit allerdings meist schon höher. Schon während wir diesen Artikel schrieben, mussten wir zweimal Fallzahlen nach oben korrigieren – bitte nehmt das Virus und die Infektionswelle ernst und befolgt Ratschläge zu Hygiene, Händewaschen und dem Meiden von Ansteckungsgefahren!

Das Mainzer Gesundheitsministerium hat inzwischen eine Information zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus auch in Leichter Sprache erstellt und darin die zehn wichtigsten Tipps zum Schutz vor Ansteckungen illustriert – alle Informationen dazu und zum Coronavirus in Rheinland-Pfalz hier im Internet. Mehr zu den Coronavirus-Fällen im südlichen Elsass könnt Ihr hier beim SWR nachlesen.

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