Wie geht es weiter mit den Planungen für die Mainzer Universitätsmedizin? Mitte Juli hatte das Land Rheinland-Pfalz eine Kehrtwende bei den bisherigen Planungen vollzogen, und sich plötzlich für den Neubau eines Zentralkrankenhauses auf der grünen Wiese ausgesprochen. Im August stellten Land und Mainzer Universitätsmedizin die neuen Pläne erstmals öffentlich vor – seitdem herrscht Schweigen. Das kritisierte nun die FDP und brachte gemeinsam mit Linken und VOLT einen Antrag für einen Prüfauftrag im Mainzer Stadtrat ein. Nur: Folgen mochten die anderen Fraktionen dem nicht – der Landtagswahlkampf lässt grüßen.

Der Campus der Mainzer Universitätsmedizin in der Mainzer Oberstadt ist aus Sicht vieler Experten längst zu klein und zu veraltet. - Foto: gik
Der Campus der Mainzer Universitätsmedizin in der Mainzer Oberstadt ist aus Sicht vieler Experten längst zu klein und zu veraltet. – Foto: gik

Die Mainzer Universitätsmedizin ist das größte Klinikum in Rheinland-Pfalz, mit rund 60 Instituten und Kliniken sowie mehreren Tausend Mitarbeitern. Der Standort in der Mainzer Oberstadt platzt längst aus allen Nähten, viele Gebäude sind alt und stellenweise marode. Das Land Rheinland-Pfalz hatte deshalb gemeinsam mit der Mainzer Universitätsmedizin einen „Baumasterplan“ vorgelegt, der einen umfangreichen Neubau vorsah – auf dem alten Campusgelände. Ende 2023 wurde gar mit der Stadt Mainz ein „Memorandum of Understanding“ unterzeichnet – Mitte 2025 kippte das Land diese Planungen plötzlich.

Nach einer Sitzung der Trägerversammlung hieß es plötzlich: Es gebe „Überlegungen für eine Zwei-Standort-Variante“ – und als möglicher Standort war plötzlich die Draiser Senke im Gespräch. Das löste einen Aufschrei in Mainz aus, war doch gerade im Bereich der Draiser Senke vor rund 30 Jahren dort der ZDF-Medienpark gescheitert – aus Umweltschutzgründen. Bei einer Veranstaltung Mitte August ruderte Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD) erneut zurück – und ließ durchblicken, er und die Unimedizin würden eigentlich einen anderen Standort favorisieren: Auf den Feldern beim Gutenberg-Center in Mainz-Bretzenheim.

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FDP, Linke, VOLT: Antrag für Prüfauftrag zu Standort Unimedizin

Bis heute ist nicht geklärt, wer genau eigentlich das Medienpark-Gelände der Unimedizin und dem Land vorgeschlagen hat, nach Mainz&-Recherchen soll der Vorschlag aus der Stadtspitze der Stadt Mainz gekommen sein – mit dem Argument, dort bestehe bereits ein Bebauungsplan. Der wurde in der Tat nie aufgehoben, doch mehrere Bauexperten machten schon im August klar: Der Bebauungsplan werde nicht einfach auf ein Zentralklinikum zu übertragen sein, ein Planungsprozess werde völlig neu beginnen müssen.

Diese Flächenanalyse für mögliche Standorte eines neuen Zentralklinikums wurde Mitte August vorgestellt. - Foto: gik
Diese Flächenanalyse für mögliche Standorte eines neuen Zentralklinikums wurde Mitte August vorgestellt. – Foto: gik

„Und dann wurde still“, monierte nun FDP-Fraktionschefin Susanne Glahn am Mittwoch im Mainzer Stadtrat: Seit der Veranstaltung im August habe es überhaupt keine Bewegung in der Sache gegeben. Dabei habe Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) selbst in der ersten Bauausschusssitzung nach den Sommerferien einen Prüfauftrag der Stadt Mainz ins Gespräch gebracht, dessen Kosten sogar vom Land Rheinland-Pfalz übernommen würden, sagte Glahn.

Die FDP brachte nun am Mittwoch in den Stadtrat den Antrag für genau so ein Prüfkonzept ein: Die Stadt solle eine Prüfung in Auftrag geben, welche der drei aussichtsreichsten Standorte für den Neubau eines zweiten Standortes der Universitätsmedizin Mainz in Frage kämen – und diese Prüfung solle auch den jetzigen Standort im Stadtgebiet Mainz einschließen. „Das ist ein reiner Prüfauftrag, keine Vorentscheidung“, betonte Glahn. Die Stadt könne das Thema doch nicht einfach „zur Seite schieben und ignorieren.“

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Kenia-Koalition lehnt Prüfauftrag vorerst ab

Die FDP forderte, es brauche doch Fakten und Informationen sowie klare Prüfkriterien zu der Frage. „Wir brauchen mal eine vernünftige Entscheidungsmatrix, es müssen doch Fakten auf den Tisch“, sagte Glahn, „wir schulden es den Mainzern, hier mehr Klarheit zu schaffen.“ Dem Antrag angeschlossen hatten sich die Linken sowie die Fraktion von VOLT, doch die anderen Parteien sahen das anders: Die Frage sei für Mainz „kompliziert“, sagte SPD-Stadtrat Johannes Klomann, und verwies auf die Abwägung zwischen Frischluftentstehungsgebieten und der Notwendigkeit eines modernen Klinikums.

Auf den Feldern entlang der Saarstraße entsteht derzeit der neue BioTech-Campus. - Foto: gik
Auf den Feldern entlang der Saarstraße entsteht derzeit der neue BioTech-Campus. – Foto: gik

Die Unimedizin „braucht eine Perspektive, und wir eine gute Unimedizin“, sagte auch CDU-Stadtrat Thomas Gerster – warum die CDU dann keinen Prüfauftrag erteilen wollte, erschloss sich nicht. Womöglich will man bei den Christdemokraten abwarten, bis CDU-Chef Ludwig Holle im kommenden Jahr das Amt des Baudezernenten übernommen hat. Die Grünen wiederum, Partner Nummer drei in der Kenia-Koalition, hielt gleich eine veritable Wahlkampfrede: Anstatt auf das Thema einzugehen, zählte Jonas König erst einmal auf, welche Erfolge die Grünen in Mainz vorzuweisen hätten – von neuen Schulen über Straßenbahnausbau bis hin zum neuen BionTech-Standort.

Dass ein Großteil des neuen Biotech-Hubs in Mainz just auf der grünen Wiese an der Saarstraße – und damit mitten in einer wichtigen Kaltluftschneise – entsteht, das erwähnte König nicht. Stattdessen betonte König, die Grünen würden „nicht die Gesundheit gegen den Umweltschutz ausspielen“ – offenbar schaute da eine Ablehnung eines Neubaus auf der grünen Wiese durch. Stattdessen geißelte König, dass der Baumasterplan „über Nacht verworfen“ worden sei und klagte, es seien noch viel zu viele Fragen von Verkehr über Anwohner ungeklärt.

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FDP: Umfassender Prüfkatalog zu Flächen, Verkehr, Zeithorizont

„Eine so grundlegende Entscheidung kann nur gemeinsam vorgenommen werden“, sagte König, das gelinge nur, „wenn man alle Fragen ehrlich auf den Tisch legt.“ Genau das sollte ein Prüfauftrag eigentlich gewährleisten, König behauptete einfach, der Antrag „vermeidet jede Auseinandersetzung mit der Realität“, das sei „ein Schmalspur-Antrag“ – durch Fakten belegt, war das nicht.

Die Felder bei Mainz-Bretzenheim an der Koblenzer Straße, im Dreieck mit der Autobahn A60, sind derzeit einer der möglichen Hauptstandorte für einen Klinikneubau. - Foto: gik
Die Felder bei Mainz-Bretzenheim an der Koblenzer Straße, im Dreieck mit der Autobahn A60, sind derzeit einer der möglichen Hauptstandorte für einen Klinikneubau. – Foto: gik

Denn der Antrag der FDP sah einen umfangreichen Prüfkatalog vor, von Verfügbarkeit und Eigentumsverhältnisse der potenziellen Flächen, dazu Flächengröße, Zuschnitt und Entwicklungsfähigkeit, verkehrliche Anbindung sowie städtebauliche, umwelt- sowie klimabezogene Aspekte. Auch der Zeithorizont der Realisierbarkeit sowie potenzielle planungsrechtliche Hürden sollten dabei abgecheckt werden.

König aber wetterte, bei der FDP gelte „Bauen first, Bedenken second“ – Glahn konterte daraufhin, die FDP wolle eine sachliche Debatte in den Ausschüssen und am Runden Tisch ermöglichen. „Es ist doch viel besser, so einen Prüfauftrag jetzt zu entscheiden, anstatt das Thema in den Wahlkampf zu schieben“, sagte Glahn. Doch genau das haben die Grünen offenbar vor: Der Wahlkampf laufe doch längst, entgegnete König – und er wisse ja nicht, wer nach dem 22. März 2026 im Wissenschaftsministerium Verantwortung trage. Der Stadtrat beschloss am Ende, den Antrag in den zuständigen Ausschuss zu überweisen.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema neuer Zentralbau für die Mainzer Universitätsmedizin sowie die Frage, welche Standorte jetzt in Frage kommen, lest Ihr hier bei Mainz&.

Neuer Zentralbau für Mainzer Unimedizin: Möglicher Standort am Gutenberg-Center? – Minister Hoch und Unimedizin dafür